Pendlerinnen und Pendler müssen wieder den Türknopf drücken, um in die Züge der SBB ein- und auszusteigen. Das Bahnunternehmen verzichtet seit Anfang November auf die automatische Türöffnung. Dies selbst in Fahrzeugen, wo es technisch möglich wäre. Die Änderung des pandemiebedingten Tür-Regimes hat die SBB nicht kommuniziert. Indes hat das Lokpersonal die Anpassung auf Twitter verkündet. Die automatische Türöffnung wurde als eine der ersten Corona-Massnahmen im März 2020 eingeführt.
Kleiner Hinweis: Die Weisung mit der Türzwangsöffnung (Corona-Massnahme) wurde bei der SBB wieder aufgehoben. Ihr müsst die Türtaster wider selber drücken.
— Ronny (@Ynor9) November 11, 2021
Mit der Neuerung weichen die SBB in gewisser Weise von ihren eigenen Vorgaben ab. Im aktuellen Schutzkonzept für den öffentlichen Verkehr unter COVID-19 ist unter Artikel 4 festgehalten: «An Haltestellen werden die Türen der Fahrzeuge automatisch geöffnet (wo technisch/betrieblich möglich), um die Luftzirkulation zu fördern.» Allerdings können die Transportunternehmen die automatische Schliessung «witterungsbedingt» – also im Winter – aufheben.
Angesichts der explodierenden Corona-Fallzahlen stellt sich die Frage: Warum verzichten die SBB gerade jetzt auf die automatische Türöffnung? SBB-Sprecher Reto Schärli sagt, die Luftzirkulation in den Zügen sei dank modernen Klimaanlagen sichergestellt. Pro Stunde werde die Luft im Schnitt sechs bis zehn Mal komplett mit Aussenluft erneuert. Es sei zudem aus betrieblichen Gründen sinnvoll, die Türen nicht mehr automatisch zu öffnen.
«Mit der Zwangsöffnung werden auch Zugteile geöffnet, die aus betrieblichen Gründen geschlossen bleiben sollten», so Schärli. Dies sei etwa der Fall, wenn eine Zugkomposition am nächsten Bahnhof abgekoppelt werde oder wenn ein Teil wegen verkürzten Perrons aufgrund von Baustellen geschlossen sei. Dies werde mit dem Fahrplanwechsel im Dezember häufiger der Fall sein. «Die wichtigste Massnahme des ÖV-Schutzkonzeptes bleibt die Maskentragpflicht», betont Schärli. Dadurch würden Reisende und Personal bestmöglich geschützt.
Anders sieht das Türen-Regime bei der Südostbahn SOB aus, die etwa den «Treno Gottardo» über die Gotthard-Bergstrecke betreiben. Dort gilt laut Mediensprecher Conradin Knabenhans weiter die Weisung, dass das Lokpersonal die Türen bei einem Halt automatisch öffnet. Dies, damit die Passagiere die Türknöpfe nicht drücken müssten. «Für uns ist das ein Dienst an den Kundinnen und Kunden. Die Passagiere haben sich in der Pandemie daran gewöhnt», so Knabenhans weiter.
Den gleichen Weg wie die SBB geht die BLS, welche die Berner S-Bahnen betreibt. Das ÖV-Unternehmen hat die Tür-Regelung bereits im Sommer angepasst. «Die BLS öffnet die Türen aktuell nicht mehr automatisch, weil dadurch einerseits unnötig Energie verloren geht und andererseits nur ein geringer Teil des Fahrzeugs gelüftet wird. Die Versorgung der Züge mit Frischluft wird durch die Lüftung sichergestellt», so BLS-Sprecherin Tamara Troxler. Die BLS halte sich an das von der SBB als Systemführer vorgegebene Schutzkonzept des öffentlichen Verkehrs – gemäss diesem Konzept sei das automatische Öffnen der Türen «keine zwingende Schutzmassnahme».
Ein Konsumationsverbot wäre effizienter!