Zum zehnten Geburtstag spendiert Apple dem iPad eine Technologie, die man bislang von autonom fahrenden Autos oder der Raumfahrt kannte, und von Roboter-Staubsaugern: Sogenannte Lidar-Sensoren sollen den Anwendungen zur erweiterten Realtät (AR) neuen Schub verleihen.
Die Lidar-Sensoren sind in die am Mittwoch vorgestellten neuen iPad-Modelle verbaut. Die vier neuen iPad Pro sind auch mit einem schnelleren Prozessor (A12Z Bionic) bestückt, der die Rechen-Power liefert für neue Anwendungen.
Das ist nicht nur für «Casual Gamer» eine gute Nachricht, wie wir gleich sehen. Die neuen iPads kommen mit einer Innovation, die vielen Menschen das Leben erleichtern wird.
LIDAR ist die Abkürzung für das englisch Light Detection and Ranging, eine dem Radar verwandte Methode zur optischen Abstands- und Geschwindigkeitsmessung.
Mit Lidar-Scannern tasten zum Beispiel selbstfahrende Auto ihre Umgebung ab. Laut verschiedenen Experten handelt es sich dabei um eine Schlüsseltechnik, wobei Tesla mit seinem «Autopilot»-System einen anderen Weg gewählt hat.
Lidar ist eine mit dem Radar verwandte Technologie. Anstelle von Radiowellen werden von einem 3D-Scanner aber Laserpulse ausgesendet, die vom menschliche Auge nicht erfasst werden können. Wenn sie auf Objekte treffen, werden sie reflektiert. Damit können AR-Anwendungen Dimensionen in einem Raum exakt erfassen, inklusive der dort befindlichen Gegenstände.
Vor allem Augmented-Reality-Anwendungen (AR) sollen von der besseren Hardware-Ausstattung profitieren, zu der auch eine neuentwickelte Ultraweitwinkel-Kamera und ein neuartiger Lidar-Scanner gehören. Bei AR werden virtuelle Inhalte auf einem Display mit der realen Umgebung gemischt angezeigt.
Die erforderliche Software stellt Apple mit ARKit zur Verfügung, einer Plattform, die 2017 lanciert wurde, und die nun in der dritten Generation zur Verfügung steht.
Die neue Technik kann Physiotherapeuten und anderen medizinischen Fachleuten bei der Therapierung von Patienten unterstützen. Dies zeigt beispielhaft Apples Kooperation mit 3D4Medical. Das US-Unternehmen entwickelt interaktive 3D-Visualisierungstools und bietet die medizinische Lernsoftware Complete Anatomy an, die auch an der Universität Zürich eingesetzt wird.
Medizinstudenten und Ärzte nutzen die Software, um die Funktionsweise des menschlichen Körpers zu studieren. Von Complete Anatomy kommt nun eine neue iPad-App, die medizinische Fachleute in die Lage versetzt, den Bewegungsumfang von Patienten, die sich von einer Verletzung oder Operation erholen, präzise und sofort zu messen.
Das iPad Pro wird zum perfekten Tool für Architekten und Innendesigner und alle, die ihr Zuhause neu einrichten wollen, oder die in diesem Bereich Geld verdienen.
In einer Video-Demonstration führte ein Manager des schwedischen Möbelhauses Ikea vor, wie exakt Wohnräume erfasst und mit virtuellen Möbeln und Einrichtungsgegenständen ausgestattet werden können.
Apple schreibt:
Nicht in dieser Präzision und Geschwindigkeit, und genau das sind die entscheidenden Kriterien, damit Augmented-Reality-Anwendungen nahezu perfekt funktionieren.
AR könnte damit massentauglich werden.
Mit den neuen iPad-Modellen baut Apple nach Einschätzung von Experten seine Führung im oberen Marktsegment aus. Die Kalifornier sind seit der Lancierung des iPads 2010 Marktführer und versuchen seit ein paar Jahren, ihre leistungsfähigsten Tablets als PC- und Notebook-Ersatz zu etablieren.
Die neuen iPad-Pro-Modelle können ähnlich wie ein Laptop bedient werden. Apple hat dazu eine neue Tastatur (Magic Keyboard) vorgestellt, in die auch ein Trackpad integriert ist. Bislang hatte Apple von der Bedienung mit einer Maus oder einem Trackpad beim iPad Abstand gehalten.
Die neuen iPads werden in vier Modellen angeboten, mit einem 11-Zoll-Bildschirm oder mit einem 12.9-Zoll-Display – sowie entweder nur mit WLAN-Verbindungsoption oder auch mit Mobilfunk (LTE). Die Geräte kosten zwischen knapp 880 Franken und knapp 1260 Franken. Sie sollen trotz der widrigen Umstände mit wochenlang reduzierter Kapazität in den Produktionsstätten in China ab kommender Woche im Handel verfügbar sein. Die Apple Stores sind derzeit allerdings wegen der Coronavirus-Krise vorläufig geschlossen.
Auf dem virtuellen Event stellte Apple ausserdem eine verbesserte Version seines Laptops MacBook Air vor. Das Modell erhält nun auch eine überarbeite Tastatur, die nicht mehr so fehleranfällig sein soll wie beim Vorgängermodell. Ausserdem wurde der Speicherplatz des Apple-Laptops verdoppelt und der Startpreis leicht auf knapp 1200 Euro gesenkt.
Die neue iPad-Generation sollte eigentlich auf einem Event in Kalifornien angekündigt werden. Vor dem Hintergrund der Reise- und Versammlungsbeschränkungen durch die Coronavirus-Krise schwenkte Apple dann auf eine Ankündigung im Internet um.
(dsc/sda)
Quellen:
(dsc/sda/awp/dpa)