TikTok auf dem Smartphone: Chinesische Mitarbeiter überwachten heimlich mehrere US-amerikanische Journalisten mithilfe der App, um an ihre Quellen zu gelangen.Bild: keystone
Das chinesische Unternehmen Bytedance hat seine Kurzvideo-App TikTok dazu missbraucht, die Bewegungen mehrerer amerikanischer Journalistinnen und -Journalisten und Angehöriger zu überwachen.
23.12.2022, 12:4123.12.2022, 12:56
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Laut Recherchen des «Forbes»-Magazins nutzten Angestellte von ByteDance, dem chinesischen Mutterkonzern von TikTok, die App, um den Standort mehrerer US-Journalistinnen und -Journalisten auszuspähen.
Unter ihnen sollen drei «Forbes»-Reporter sein, die zuvor beim Online-Magazin BuzzFeed gearbeitet hatten. Dort war im Herbst bereits eine journalistische Recherche veröffentlicht worden, die den Missbrauch von Nutzerdaten öffentlich gemacht hatte: Der Newssite waren 80 Tonaufnahmen interner TikTok-Besprechungen zugespielt worden, die etwa belegten, dass aus China wiederholt auf die Daten von amerikanischen TikTok-Nutzern zugegriffen worden war.
Diese Personen sind betroffen
Von der mutmasslich illegalen Überwachung betroffen sind laut Bericht die beiden US-amerikanischen «Forbes»-Journalistinnen Emily Baker-White und Katharine Schwab sowie der US-Journalist Richard Nieva. Diese hatten früher beim US-Medium BuzzFeed News gearbeitet. Ausserdem sollen ein «Financial Times»-Journalist sowie ein nicht namentlich genannter ehemaliger Buzzfeed-Mitarbeiter sowie Angehörige dieser Personen überwacht worden sein.
Aufgrund dieser Veröffentlichung sollen anschliessend verschiedene TikTok-Mitarbeiter mehrfach die Standortdaten der Journalisten aus den Log-Dateien der TikTok-App auf deren Smartphones abgerufen haben. Auf diese Weise habe man versucht, herauszufinden, ob TikTok-Mitarbeiter mit den Journalisten Kontakt aufgenommen hatten.
«Dies ist ein direkter Angriff auf die Idee einer freien Presse und ihre entscheidende Rolle in einer funktionierenden Demokratie.»
Randall Lane, US-Journalist, Chief Content Officer und Herausgeber des «Forbes»-Magazins
Wie reagiert TikTok?
CEO gibt sich «enttäuscht»
Eine interne Untersuchung dieser Praktiken bei ByteDance soll anschliessend dazu geführt haben, dass der für die Massnahme verantwortliche Mitarbeiter, Chris Lepitak, gefeuert wurde. Auch einer der leitenden Manager, Song Ye, räumte seinen Posten. Er war der direkte Vorgesetze von Lepitak gewesen.
«Forbes» zitiert ausserdem aus einer internen Mitteilung, in der ByteDance CEO Rubo Liang das Vorgehen verurteilt:
«Ich war enttäuscht, als ich über diese Situation informiert wurde [...] und ich bin mir sicher, dass es euch allen auch so geht.»
Weiter schrieb er:
«Das öffentliche Vertrauen, in dessen Aufbau wir grosse Mühe investiert haben, wird spürbar untergraben werden von dem Fehlverhalten einiger Weniger.»
Wird die US-Regierung TikTok verbieten?
Die neuen Enthüllungen schwächen die Position von TikTok in den USA. Dort droht dem Unternehmen ohnehin viel Ärger. Bereits jetzt ist es in 19 US-Bundesstaaten Beamten untersagt, TikTok auf ihrem Diensthandy zu installieren.
Erst vor kurzem hatten zudem US-Abgeordnete beider Parteien einen Gesetzentwurf eingebracht, der alle sozialen Netzwerke verbieten soll, die von China oder Russland beeinflusst werden – hiervon wäre TikTok klar betroffen.
«Forbes» zitiert den US-Senator Mark Warner, Vorsitzender des Geheimdienstausschusses:
«Diese neue Entwicklung verstärkt ernsthafte Bedenken, dass die Social-Media-Plattform TikTok-Ingenieuren und Führungskräften in der Volksrepublik China erlaubt hat, wiederholt auf private Daten von US-Benutzern zuzugreifen, obwohl gegenüber Gesetzgebern und Benutzern wiederholt behauptet wurde, dass diese Daten geschützt seien.»
quelle: forbes.com
Wegen Project Raven rollen Köpfe
Ein «BuzzFeed News»-Bericht im Sommer 2022 löste bei der TikTok-Eigentümerin, dem chinesischen Unternehmen Bytedance eine interne Untersuchung aus: Project Raven.
Im August 2022 fand «Forbes» LinkedIn-Profile von dreihundert ByteDance-Angestellten, die zeigten, dass sie zuvor für chinesische Staatsmedien gearbeitet hatten.
Im Oktober 2022 enthüllte «Forbes» fragwürdige Überwachungstaktiken, die von einem in China ansässigen Team bei ByteDance gesteuert worden seien.
Das Team, das die Überwachungskampagne beaufsichtigte, war die Abteilung «Internal Audit and Risk Control» von ByteDance, eine in Peking ansässige Einheit, die hauptsächlich für die Durchführung von Untersuchungen zu potenziellem Fehlverhalten von aktuellen und ehemaligen Mitarbeitern von ByteDance verantwortlich sei.
Neben der Entlassung des Chief Internal Auditor von TikTok, Chris Lepitak, der nach dem ersten Bericht von «Forbes» über das Überwachungsprogramm im Oktober 2022 suspendiert worden war, hat ByteDance aufgrund der Ergebnisse zwei weitere TikTok-Mitarbeiter in den USA und China entlassen, wie «Forbes» schreibt.
(dsc)
Quellen
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