TikTok hat mehrere US-Journalisten ausgespäht – nun wird es eng für die China-App
Laut Recherchen des «Forbes»-Magazins nutzten Angestellte von ByteDance, dem chinesischen Mutterkonzern von TikTok, die App, um den Standort mehrerer US-Journalistinnen und -Journalisten auszuspähen.
Unter ihnen sollen drei «Forbes»-Reporter sein, die zuvor beim Online-Magazin BuzzFeed gearbeitet hatten. Dort war im Herbst bereits eine journalistische Recherche veröffentlicht worden, die den Missbrauch von Nutzerdaten öffentlich gemacht hatte: Der Newssite waren 80 Tonaufnahmen interner TikTok-Besprechungen zugespielt worden, die etwa belegten, dass aus China wiederholt auf die Daten von amerikanischen TikTok-Nutzern zugegriffen worden war.
Aufgrund dieser Veröffentlichung sollen anschliessend verschiedene TikTok-Mitarbeiter mehrfach die Standortdaten der Journalisten aus den Log-Dateien der TikTok-App auf deren Smartphones abgerufen haben. Auf diese Weise habe man versucht, herauszufinden, ob TikTok-Mitarbeiter mit den Journalisten Kontakt aufgenommen hatten.
Wie reagiert TikTok?
CEO gibt sich «enttäuscht»
Eine interne Untersuchung dieser Praktiken bei ByteDance soll anschliessend dazu geführt haben, dass der für die Massnahme verantwortliche Mitarbeiter, Chris Lepitak, gefeuert wurde. Auch einer der leitenden Manager, Song Ye, räumte seinen Posten. Er war der direkte Vorgesetze von Lepitak gewesen.
«Forbes» zitiert ausserdem aus einer internen Mitteilung, in der ByteDance CEO Rubo Liang das Vorgehen verurteilt:
Weiter schrieb er:
Wird die US-Regierung TikTok verbieten?
Die neuen Enthüllungen schwächen die Position von TikTok in den USA. Dort droht dem Unternehmen ohnehin viel Ärger. Bereits jetzt ist es in 19 US-Bundesstaaten Beamten untersagt, TikTok auf ihrem Diensthandy zu installieren.
Erst vor kurzem hatten zudem US-Abgeordnete beider Parteien einen Gesetzentwurf eingebracht, der alle sozialen Netzwerke verbieten soll, die von China oder Russland beeinflusst werden – hiervon wäre TikTok klar betroffen.
«Forbes» zitiert den US-Senator Mark Warner, Vorsitzender des Geheimdienstausschusses:
Im August 2022 fand «Forbes» LinkedIn-Profile von dreihundert ByteDance-Angestellten, die zeigten, dass sie zuvor für chinesische Staatsmedien gearbeitet hatten.
Im Oktober 2022 enthüllte «Forbes» fragwürdige Überwachungstaktiken, die von einem in China ansässigen Team bei ByteDance gesteuert worden seien.
Das Team, das die Überwachungskampagne beaufsichtigte, war die Abteilung «Internal Audit and Risk Control» von ByteDance, eine in Peking ansässige Einheit, die hauptsächlich für die Durchführung von Untersuchungen zu potenziellem Fehlverhalten von aktuellen und ehemaligen Mitarbeitern von ByteDance verantwortlich sei.
Neben der Entlassung des Chief Internal Auditor von TikTok, Chris Lepitak, der nach dem ersten Bericht von «Forbes» über das Überwachungsprogramm im Oktober 2022 suspendiert worden war, hat ByteDance aufgrund der Ergebnisse zwei weitere TikTok-Mitarbeiter in den USA und China entlassen, wie «Forbes» schreibt.
(dsc)
Quellen
- forbes.com: TikTok Spied On Forbes Journalists
- heise.de: TikTok überwacht Journalisten per App
- buzzfeednews.com: Leaked Audio From 80 Internal TikTok Meetings Shows That US User Data Has Been Repeatedly Accessed From China (Juni 2022)