Im Krieg setzt die Ukraine auch auf künstliche Intelligenz (KI), um an sensible militärische Informationen von den Russen zu gelangen. Ein ukrainisches Unternehmen namens Molfar generiert mithilfe von KI gefälschte Frauenprofile auf Dating-Apps, um russische Soldaten in eine sogenannte «Honigfalle» zu locken. Davon berichtet unter anderem die britische «Times». Das Ziel sei mit «wirklich verzweifelten» Soldaten zu flirten, um sie dazu zu bringen, wertvolle Kriegsinformationen auszuplaudern.
Unerfahrene Rekruten werden demnach vor allem mithilfe von KI-generierten Frauenbildern getäuscht. Beim Chatten geben sie dann unabsichtlich Informationen über ihre Aufgaben, ihren Dienstort und ihre Erfahrungen an der Front preis. Auch über Truppenzahlen, militärische Ausrüstung, den Erfolg von Angriffen und logistische Probleme innerhalb der Truppen sollen die Männer schon gesprochen haben.
Die mittels KI gefälschten Bilder sind mittlerweile kaum als solche zu erkennen. Das zeigen Beispiele von Usern in den sozialen Medien, die sich an der Technologie ausprobieren.
So teilte ein User auf Twitter mehrere KI-generierte Bilder von Frauen, die auf einer Party sind. Dafür nutzte er das Programm Midjourney. Das Ergebnis bezeichnete er als «wahnsinnig stark». «Das sind keine echten Fotos und keine der Personen in den Bildern existiert.»
Die britische Tageszeitung «Times» hat Auszüge von Chatverläufen zwischen Soldaten und Mitarbeitern der Firma, die sich als Frauen ausgaben, publiziert. Ein Rekrut schrieb: «Du musst so schnell wie möglich nach Moskau gebracht werden. Ich mag es nicht, zu lange auf [Sex] zu warten».
Eine Mitarbeiterin von Molfar mit dem Namen «Angelina» versuchte daraufhin, die Konversation am Laufen zu halten und fragte: «Aber wie soll man eine Beziehung mit einem anständigen und treuen Mädchen beginnen, wenn man nicht wartet, bis sie für den nächsten Schritt bereit ist?» Der Soldat antwortete: «Lass uns darüber reden».
Mitarbeiterinnen der Organisation sagten, sie chatten erst gar nicht mit «notgeilen» Soldaten, die nur über Sex reden wollen. Auch haben sie wegen der Täuschung kein schlechtes Gewissen. «Sie kommen in mein Land und wollen mein Volk töten», sagte Angelina gegenüber der «Times». Ihr Bruder sei zu Beginn des Krieges auf dem Schlachtfeld gefallen und ihr Vater diene derzeit.
Die Russen hätten inzwischen jedoch dazugelernt, und die militärischen Vorschriften zur Einschränkung der Smartphone-Nutzung seien strenger geworden.
Neben der «Honigfalle» finden KI-Technologien auch andere Anwendungen im Krieg. Die Ukraine nutzt beispielsweise Machine Learning, um Satellitenbilder zu analysieren und Schäden auf dem Schlachtfeld zu bewerten.
KI-gestützte Gesichtserkennungssoftware hilft dem überfallenen Land dabei, gefallene Soldaten zu identifizieren und Falschinformationen entgegenzuwirken.
Molfar ist ein internationaler Zusammenschluss von 60 Analystinnen und Analysten und über 200 Freiwilligen. Die Mitglieder arbeiten engagiert daran, Kriegsverbrecher zu identifizieren, russische Propaganda zu widerlegen und Kriegsereignisse zu archivieren.
Dabei handelt es sich um wichtige Aufgaben, die massgeblich dazu beitragen, das Bewusstsein für die Gräueltaten im Krieg und die Bedeutung von Wahrheit und Transparenz in der Berichterstattung zu schärfen.
(t-online/dsc)
Weniger genial hier im Westen ist, dass alles aufgedeckt, analysiert, und detailliert erklärt in Windeseile via social Media auch zu den Terroristen gelangt.