Rund drei Jahre nachdem Oppo in der Schweiz gestartet war, hat sich der Hersteller als Nummer drei hinter Apple und Samsung etabliert. Der Rückstand auf den zweiten Platz ist momentan noch gross, doch die Chinesen setzen alles daran, diesen zu verkleinern. Schaffen wollen sie das unter anderem mit der Find-X5-Serie, die sie am 24. Februar der Öffentlichkeit präsentiert haben.
Als Erstes fällt dabei der Name auf: Nachdem letztes Jahr das Find X3 Pro erschienen ist, hätte das neue Gerät eigentlich X4 Pro heissen müssen. Da die Vier in China allerdings eine Unglückszahl ist, hat Oppo diese kurzerhand übersprungen. Ein weiterer Unterschied zur letztjährigen X3-Serie ist, dass in der Schweiz nur zwei Modelle an den Start gehen: das Find X5 Pro und das Find X5. Technisch abgespeckte, dafür günstigere Modelle wie letztes Jahr gibt es zum Start nicht. Zumindest ein X5 Lite soll aber zu einem späteren Zeitpunkt erscheinen.
Optisch hebt sich das Oppo Find X5 Pro merklich von der Konkurrenz ab. Wie bereits im letzten Jahr sind Rückseite und Kamerabuckel wie aus einem Guss. Oppo spricht von einem Design, das an die ersten Jahre des Raumfahrtzeitalters erinnern soll. Unterstrichen wird dies durch die Zusammenarbeit mit dem ehemals schwedischen Kamerahersteller Hasselblad, dessen Kameras die ersten Astronauten auf dem Mond verwendet hatten.
Viel spannender als das Design ist das Material, aus dem das Find X5 Pro gemacht ist: Die Rückseite besteht aus Keramik. Damit ist sie nicht nur doppelt so hart wie eine Glasrückseite, sondern auch kratzresistent. Das ist definitiv ein Alleinstellungsmerkmal, denn auch heute haben Smartphones, die weit über 1000 Franken kosten, in der Regel eine Glasrückseite.
Auf der Vorderseite schützt besonders stabiles Gorilla Glass Victus das Display vor grösseren Schäden. Dieses hat eine Diagonale von 6,7 Zoll, löst mit WQHD+ (1440 x 3216 Pixel) auf und hat einen Fingerabdrucksensor integriert. Wie bei heutigen AMOLED-Displays üblich, beträgt die Bildwiederholungsrate 120 Hertz. Diese ist adaptiv und wird von der Software automatisch zwischen 1 und 120 Hertz reguliert. In der Theorie sorgt das für weniger Stromverbrauch und somit für eine längere Akkulaufzeit. In Sachen Display-Helligkeit kann das Find X5 Pro nicht ganz mit der neuen Galaxy-Reihe mithalten: Während das Galaxy S22 auf 1750 Nits kommt, schafft das Find X5 Pro nur 1300. Trotzdem sind 1300 Nits ein sehr guter Wert, der dafür sorgen dürfte, dass das Display auch bei starker Sonneneinstrahlung lesbar bleibt.
Und die Leistung? Nebst dem allerneusten Snapdragon 8 Gen 1 gibt es 12 GB RAM Arbeitsspeicher und 256 GB internen Speicher. Dieser kann leider nicht durch eine microSIM erweitert werden. Fürs Telefonieren steht ein Slot für eine NanoSIM zur Verfügung. Eine zweite Nummer kann nur via eSIM verwendet werden.
Schaut man sich die weiteren Spezifikationen des Find X5 Pro an, wird klar, dass Oppo vor allem die Game- und Foto-Community im Visier hat. So bietet das Display diverse Features, die normale User kaum ansprechen dürften. Dazu gehören unter anderem eine Touch Sampling Rate von 1000 Hertz, 10Bit-Farbwiedergabe und die Fähigkeit sRGB und DCI-P3 mit einer sehr hohen Farbtreue darzustellen.
Ein Erlebnis möchte Oppo auch beim Streamen von Videoinhalten bieten. Für ein möglichst gutes Bild unterstützt das Display HDR10 und HDR10+, Standards, die heutzutage von fast allen Streaming-Plattformen eingesetzt werden. Der Vorteil: Filme und Serien wirken kontrastreicher und farbintensiver. Videoinhalte, die nur mit 720p oder 1080p verfügbar sind, rechnet das Find X5 Pro dabei in Echtzeit auf 2160p hoch. Die verbauten Stereolautsprecher unterstützen Dolby Atmos. Insgesamt bietet das sicher ein tolles Videostreamingerlebnis – allerdings ist die Konkurrenz mit ihren Flaggschiffen diesbezüglich auf Augenhöhe.
Einen anderen Weg als viele Hersteller geht Oppo bei der Kamera. Auffällig ist zuerst einmal, dass das Find X5 Pro «nur» drei Linsen auf der Rückseite hat. Statt möglichst viele Linsen unterzubringen, verfolgt Oppo den Ansatz, die bestehenden zu optimieren. So gibt es wie bisher eine Weitwinkel- und eine Ultraweitwinkelkamera. Diese haben aber den gleichen Sensor verbaut und lösen mit je 50 Megapixeln auf. Das sorgt dafür, dass es bei Weitwinkel- und Ultraweitwinkelaufnahmen keine Belichtungs- und Farbunterschiede mehr gibt.
Ausserdem will Oppo die Verzerrung bei Aufnahmen eliminiert haben, etwas, das auch Huawei mit seiner letztjährigen P40-Serie versucht hat. Im Gegensatz zu Huawei, das das mit Software bewerkstelligt hat, setzt Oppo auf Physik: Bei fast allen Smartphones bestehen die Linsen aus Plastik. Oppo hat nun zumindest einen Teil davon durch echte Glaslinsen ersetzt. Das eliminiere nicht nur die Verzerrung, sondern verbessere auch die Farbtreue der Aufnahmen.
Tatsächlich setzt Oppo mit dem Find X5 Pro nicht mehr auf möglichst farbintensive Fotografien, die durch hohe Farbsättigung erreicht werden. Stattdessen verfolge man Hasselblads Philosophie von Fotos mit möglichst natürlichen Farben. Für Hardcore-Fans kommt die Kamera-App sogar in Anlehnung an die typische Hasselblad-Optik daher, selbst der Ton des Auslösers klingt wie derjenige bei Hasselblad-Systemkameras.
Hinter der Konkurrenz von Samsung und Apple muss sich das Find X5 Pro beim Zoom einreihen. Während das beste Galaxy-Handy mit einem zehnfach optischen Zoom punktet und das iPhone 13 Pro Max immerhin noch einen 3-fachen verlustfreien Zoom schafft, bietet das Find X5 Pro nur eine zweifache optische Vergrösserung. Digital kann dann immerhin noch bis auf das 20-Fache vergrössert werden.
Einen Durchbruch hat Oppo nach eigener Aussage bei Videoaufnahmen erreicht. Erstmals kommt der hauseigene Bildprozessor MariSilicon X in einem Oppo-Smartphone zum Einsatz. Dieser ermöglicht unter anderem Videos in 4K bei Nacht zu machen, die aber genau gleich aufgehellt daherkommen wie ein Foto, das mit Nachtmodus gemacht worden ist. Ausserdem ermöglicht es der Prozessor, dass Fotos im Live View der Kamera-App nachts bereits so angezeigt werden, wie sie nach der Aufnahme mit dem Nachtmodus aussehen werden. So kann man also in Echtzeit sehen, wie sich eine veränderte Belichtungszeit auf das Foto auswirkt.
Eine Premiere feiert Oppo auch bei der Bildstabilisierung. Das Find X5 Pro ist das erste Smartphone überhaupt, bei dem eine optische Bildstabilisierung mit 5 Achsen zum Einsatz kommt. Üblich waren bisher 3 Achsen. Oppo legt sich dann auch gleich mit der Systemkamera-Community an und behauptet, dass die Bildstabilisation des Find X5 Pro auf dem Niveau einer Spiegelreflexkamera sei.
Beim Laden setzt Oppo wie erwartet auf seine hauseigene Schnellladetechnik namens SuperVOOC. Mit stolzen 80 Watt ist das Find X5 Pro damit in gerade einmal 12 Minuten von 0 auf 50 Prozent geladen. Auch kabellos geht es fix: 50 Watt unterstützt das Find X5 Pro und ist damit in nur 47 Minuten wieder startklar. Kleiner Wermutstropfen: Diese Geschwindigkeit erreicht ihr nur mit dem kabellosen Ladedock von Oppo namens AirVOOC 50W, das zusätzlich 79 Franken kostet.
Bei einem Ladekabel mit 80 Watt stellt sich natürlich die Frage, wie gut der Akku das verkraftet. Oppo verspricht, dass dieser beim Find X5 Pro mindestens 1600 Ladezyklen schafft. Damit halte der Akku doppelt so lange wie der Industriestandard. Ausserdem sorge ein neu entwickeltes Kühlsystem, das 75 Prozent grösser sei als beim Find X3 Pro, dafür, dass die Hitzeentwicklung drei Grad kühler ausfalle als bei «gewissen Konkurrenzmodellen».
Das Find X5 Pro startet ab Verkauf mit Color OS 12.1, das auf Android 12 basiert. Oppo garantiert System-Upgrades für 3 Jahre und Sicherheits-Updates für 4 Jahre. Es bleibt spannend, ob Oppo dieses Versprechen noch anpasst, in Anbetracht dessen, dass Samsung seine neue Flaggschiffserie je ein Jahr länger mit Betriebssystems- und Sicherheits-Updates versorgt.
Das Find X5 Pro geht in der Schweiz am 14. März 2022 für 1299 Franken (UVP) in den Verkauf. Wer das Gerät bis zum 13. März vorbestellt, wird von Oppo mit Zubehör im Wert von 357 Franken (UVP) ausgestattet. Nebst der weiter oben erwähnten kabellosen Ladestation AirVOOC gibt es noch die kabellosen Kopfhörer Enco X und die Smartwatch Enco Watch Free dazu.
Wer auf die allerneusten technischen Spielereien verzichten kann, findet im Find X5 ein mehr als leistungsfähiges Smartphone. In vielerlei Hinsicht ist es mit dem Find X5 Pro identisch. Unterschiede finden sich vorwiegend bei Details und selbst die grösseren Differenzen dürften normalen Usern kaum auffallen. Ein Beispiel: Zwar kommt das Find X5 mit dem letztjährigen Flaggschiffprozessor Snapdragon 888, doch im normalen Smartphone-Alltag dürfte der Leistungsunterschied kaum auffallen.
Das Oppo Find X5 ist ebenfalls ab dem 14. März, für 999 Franken (UVP), erhältlich.
Auch hier gibt’s für alle, die bis zum 13. März vorbestellen, die kabellose Ladestation AirVooc W50, die kabellosen Kopfhörer Oppo Enco X und die Smartwatch Oppo Enco Watch Free im Wert von 357 Franken dazu (UVP).