Der HomePod Mini ist alles andere als neu, aber nun endlich auch mit Schweizer Stromstecker erhältlich und zudem für Apple-Verhältnisse ziemlich erschwinglich.
In diesem Beitrag erfährst du, warum ich als Digital-Redaktor privat auf den «Mini» setze und was das mit meinen ins Straucheln geratenen Smart-Home-Plänen zu tun hat.
Es hat lange gedauert, doch nun bietet Apple seinen kleinen Smart-Lautsprecher, den HomePod Mini, offiziell in der Schweiz an. Ab sofort wird er für 99 Franken verkauft.
Dabei ist der HomePod Mini alles andere als neu. Der kompakte Smart-Speaker von Apple wurde Ende 2020 angekündigt und erhielt im November 2021 seine erste «Auffrischung» mit drei trendigen neuen Gehäusefarben*.
Apples kleiner Smart-Speaker eignet sich für Leute, die mit ihren Geräten bereits im Apple-Universum investiert sind und damit liebäugeln, das eigene Zuhause intelligent zu vernetzen. Der HomePod Mini beherrscht den derzeit wichtigen Smart-Home-Standard Thread und ist mit dem zukünftigen Branchenstandard Matter kompatibel (siehe unten).
Ja, aber ...
Noch immer warten Smart-Home-Fans auf die Lancierung des neuen Branchenstandards «Matter», der die Geräte unterschiedlicher Hersteller miteinander verbinden soll.
Matter 1.0, die erste technische Spezifikation, umfasst die folgenden Kategorien vernetzter Geräte:
Bis Ende 2022 soll es so weit sein, angeblich. Meine grosse Skepsis beruht auf den zahlreichen nicht gehaltenen Versprechen und grossmäuligen früheren Ankündigungen, die sich samt und sonders als warme Luft erwiesen haben.
Matter war 2020 angekündigt worden und wurde zunächst unter dem Namen «Project CHIP» geführt. Neben Apple sind auch Amazon, Google und weitere bekannte Smart-Home-Unternehmen und Hardwarehersteller an Bord.
Damit zurück in die harte Realität, respektive Gegenwart: Der HomePod Mini fügt sich nahtlos in Apples eigene Heimautomatisierungs-Plattform HomeKit ein. Das heisst, man kann den Lautsprecher über die Home-App steuern – wie alles andere Zubehör, das Apple als kompatibel auflistet.
Und dank des Thread-Standards kann man den Lautsprecher auch als Smart-Home-zukunftssicher bezeichnen. Thread-zertifizierte Geräte sind auch Matter-tauglich. Zumindest in der Theorie. In der Praxis werden wir dann sehen...
Fürs technische Verständnis: Die Fernseh-Set-Top-Box Apple TV 4K und der HomePod Mini können als sogenannte «Border Router» agieren. Das heisst, sie sind dafür ausgelegt, mit Smart-Home-Geräten anderer Anbieter zu «reden».
Thread-Geräte bilden ein Mesh-Netzwerk: Das bedeutet, die Reichweite und die Zuverlässigkeit werden umso besser, je mehr Geräte man miteinander vernetzt. Ein Border Router verbindet die Thread- und WLAN-Geräte und stellt sicher, dass alles im Zuhause miteinander kommunizieren kann.
Border Router erfordern keine Ethernet-Verbindung, sie brauchen nur eine kontinuierliche Stromversorgung und WLAN-Konnektivität. Das bedeutet, dass auch eine Smart-Steckdose die Daten-Vermittlungsfunktion übernehmen kann.
Privat habe ich inzwischen mehrere (früher im Ausland bestellte) HomePod Mini auf mehreren Stockwerken im Einsatz. Hinzu kommen Smart-Thermostate von Eve Systems, sowie ein Luftqualitäts-Überwachungsgerät Eve Room. Die Heimautomatisierung für diese Thread-kompatiblen Geräte nehme ich über die Einstellungen der Home-App vor. Und sie alle lassen sich auch über «Hey Siri» mündlich ansteuern.
Hingegen bediene ich das mittlerweile relativ umfangreiche Smart-Beleuchtungs-System (von Philips Hue) über die separate iPhone-App «iConnectHue», weil auf jedem Stockwerk eine separate Schaltzentrale (Bridge) in Betrieb ist.
Wenn Matter lanciert wird, lassen sich hoffentlich weitere Geräte einbinden. Die Hoffnung stirbt zuletzt! 😂
Verblüffend gut. Wobei der «Mini» nach meiner Einschätzung bei den wenigsten Leuten den Sound fürs Heimkino liefern dürfte. Denn dafür haben viele Tech- und Filmfans vermutlich ein leistungsfähigeres Surround-System mit Soundbar, Subwoofer und weiterer Hardware am Start.
Und auch wenn der «Mini» im Doppelpack eine Stereo-Wiedergabe (per Apple TV 4K) beherrscht, muss man wissen: Er bietet im Gegensatz zum grösseren Bruder (HomePod) keinen 3D-Raumklang («Spatial Audio») wie etwa Dolby Atmos.
Wenn man Siri auffordert, auf maximale Lautstärke zu gehen, dann gibts von der Sprachassistentin zunächst eine mündliche Warnung, dass es gleich ziemlich laut werde.
Und das Beste daran: Egal wie laut man die Musik auch «aufdreht», die Wiedergabe klingt immer noch sauber und unverzerrt. Selbst bei den Tieftönen vermag der «Mini» ohne richtigen Bass, bzw. Subwoofer, zu gefallen.
Logischerweise kann der «Mini» nicht mit dem voluminösen Klang grosser Smart-Speaker wie dem Sonos Move mithalten. Doch das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt.
Anmerkung für Hörbuch-Fans: Seine Stärken zeigt der HomePod Mini auch bei Podcasts und Audio-Books. Die Stimmen klingen selbst über grössere Distanz klar und deutlich.
Wirklich umweltfreundlich ist natürlich nur der Verzicht auf Zubehör, das in die Kategorie «Nice to have» gehört.
Immerhin vermag Apples kleiner Smart-Lautsprecher mit tiefem Stromverbrauch und – laut Hersteller – umweltschonender Materialwahl und Herstellung zu punkten.
Apple schreibt:
Der HomePod Mini hat die «Energy Star»-Zertifizierung erhalten und soll besonders energieeffizient sein. Zum Stromverbrauch macht der Hersteller folgende Angaben:
Unabhängige Tests ergaben, dass der durchschnittliche Verbrauch bei rund 6 bis 12 Watt liegt. Das ist selbst dann akzeptabel, wenn man mehrere Lautsprecher in Betrieb hat.
Kinderleicht. Eine gute Internetverbindung, respektive zuverlässiges WLAN, ist allerdings unerlässlich.
Für die Sprachsteuerung braucht es zwingend den Aktivierungsbefehl «Hey Siri». Dann leuchtet die Oberfläche des Lautsprechers auf und Siri nimmt Befehle entgegen.
Die Touch-Oberfläche leuchtet in charakteristischen Lila- und Blautönen (das lässt sich deaktivieren, in den Geräte-Einstellungen der Home-App). Und wenn der «Mini» Musik oder andere Inhalte spielt, leuchtet das Bedienelement weiss.
Mit seinen vier verbauten Mikrofonen reagiert der Smart-Lautsprecher in aller Regel schnell auf Zurufe. Der Hersteller versichert zwar, es gebe kein Befehls-Durcheinander, wenn mehrere Apple-Geräte auf «Hey Siri» achten. Tatsächlich kam es im praktischen Einsatz zu Hause mehrfach vor, dass sich nicht der naheliegendste Lautsprecher in der Küche aktivierte, sondern Siri aus dem weiter entfernten Bad antwortete.
Schliesslich deaktivierte ich die «Hey Siri»-Funktion auf dem iPhone und auf weiteren Mobilgeräten (iPad/Macbook), denn auch da war die Sprachassistentin übereifrig.
Kritisch anzumerken bleibt auch: Populäre Apps, respektive Streaming-Dienste externer Anbieter, wie Spotify oder YouTube lassen sich nicht über Siri steuern.
Ja, aber nur «es bitzeli».
Offiziell versteht Apples Sprachassistentin kein «Schweizerdeutsch». Noch nicht, muss man anfügen. Kürzlich wurde bekannt, dass Apple hierzulande einen Mundart-sprechenden «Annotation Analyst» suche.
Laut macprime.ch sollte die von Apple gesuchte Fachperson schweizerdeutsche Siri-Anfragen und die Antworten des digitalen Assistenten darauf bewerten.
Einfacher und schneller gehts nicht.
In der quadratischen Box findet man den Lautsprecher, eine Kurzanleitung sowie einen 20-Watt-Ladeadapter.
Um das 345 Gramm leichte Gerät einzuschalten, schliesst man es über den zweipoligen (Schweizer) Stecker ans Stromnetz an und bringt das iPhone in die Nähe: Sofort wird das neue Gerät erkannt und lässt sich in wenigen Minuten einrichten.
Ja, aber nur mit extralangem Stromkabel 🙈, oder mit kostenpflichtigem Zubehör eines Drittanbieters.
Anmerkung: Der HomePod Mini wird mit einem 20-Watt-USB-C-Ladegerät von Apple geliefert. Die Stromzufuhr erfolgt über das USB-C-Kabel, das fest mit dem Gerät verbunden ist.
Gut zu wissen: Der kleine Smart-Lautsprecher lässt sich problemlos über eine Power-Bank betreiben.
Das Fachmagazin «Macwelt» berichtete Anfang März, der HomePod Mini sei dank USB-C-Anschluss weit weniger an einen Standort gefesselt als sein grosser Bruder, der HomePod (den Apple nicht mehr im Sortiment führt). Und das mache sich der US-Hersteller Mission zunutze und biete eine aufladbare, also ortsunabhängige Akku-Station an.
Leider ist es kompliziert. 😌 Spotify bietet noch immer keine native Unterstützung für den HomePod Mini (und den HomePod) an, obwohl Apple den Lautsprecher im Jahr 2020 für Musikdienste von Drittanbietern geöffnet hat.
Dabei hatte der Musik-Streaming-Marktführer im März 2019 eine Wettbewerbsbeschwerde gegen Apple bei der Europäischen Kommission eingereicht und dem Konkurrenten vorgeworfen, Spotify vom HomePod auszuschliessen.
Die Spotify-Unterstützung für AirPlay 2 lasse weiterhin auf sich warten, schrieb macerkopf.de Anfang dieses Jahres. Im offiziellen Spotify-Diskussionsforum sei das Thema ein Dauerbrenner. Die Nutzer des Streaming-Dienstes fragten in regelmässigen Abständen, wann die Spotify-App endlich Apples WLAN-Streaming-Technologie unterstütze.
Selbst wenn Spotify nicht direkt über einen HomePod Mini verfügbar ist, kann man Spotify-Titel schon jetzt auf Apple-Lautsprecher streamen, wie hier erklärt wird.
Der HomePod Mini verbindet sich nur mit Apple-Geräten – also mit keinem Android- oder Windows-Gerät.
Auf der Apple-Website heisst es dazu:
Welche Smarthome-Erfahrungen rund um Apple und Co. hast du gemacht? Sind die Smart-Lautsprecher wirklich so intelligent, wie uns die Hersteller weismachen wollen?
Das ist digitaler Rassismus ;-)