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Test: Warum Samsungs Galaxy Z Flip 4 das erste gute Falt-Smartphone ist

Schön handlich: das neue Klapp-Smartphone von Samsung.
Schön handlich: das neue Klapp-Smartphone von Samsung.bild: watson
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Ich habe Samsungs neues Klapp-Smartphone einen Monat im Alltag getestet – und das kam raus

Mit dem Galaxy Z Flip 4 nimmt Samsung einen neuen Anlauf, Falt-Smartphones zum Durchbruch zu verhelfen. Warum es dieses Mal klappen könnte, zeigt der ausführliche Testbericht.
18.09.2022, 14:5719.09.2022, 20:38
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Das Galaxy Z Flip 4 ist ein gelungenes Klapp-Smartphone, das sich in der Mitte falten lässt und so in nahezu jede Hosen- oder Handtasche passt. Letzteres mit der Einschränkung, dass das Gerät zugeklappt mit einer Schutzhülle recht klobig wird.

Ehrlicherweise müsste es Z Flip 3.5 heissen. Neue Funktionen oder Optimierungen gibt es dieses Jahr in homöopathischen Dosen: Es wurde ein Hauch kompakter, hat einen gut zehn Prozent grösseren Akku, einen etwas leistungsstärkeren Prozessor und eine minimal bessere Kamera. Positiv formuliert könnte man sagen, Samsung hat den in weiten Teilen überzeugenden Vorgänger mit kleinen Optimierungen veredelt.

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Der Reiz des Flip 4 liegt darin, dass es ein grosses Smartphone ist, das zugeklappt bequem in die Hosen- oder Handtasche passt.gif: watson

Pro und Kontra Galaxy Z Flip 4

- Ein grosses Display, das sich falten lässt
- Top-Performance
- Gute, vielseitig nutzbare Kamera
- Verbesserte Akkulaufzeit
- 75 (!) Farbkombinationen
- 4 System- und fünf 5 Jahre Sicherheits-Updates
- Keine Teleobjektiv-Kamera
- Wasserfest, aber nicht staubdicht
- Lässt sich einhändig nicht gut aufklappen
- Immer noch teuer

Privat nutze ich seit fast fünf Jahren das gleiche Smartphone. Ob es bald vom Flip 4 abgelöst wird, das dank fünf Jahren Sicherheits-Updates für eine lange Nutzungsdauer ausgelegt ist, verrate ich natürlich erst im Fazit dieses Erfahrungsberichts.

Wo immer ich mit dem Falt-Smartphone auftauche, folgt meist die Frage:

«Ah, ist das jetzt dieses Klapp-Smartphone? Kann das was?»

Um die Frage zu beantworten, blenden wir exakt ein Jahr zurück: Das Galaxy Z Flip 3 war vor zwölf Monaten das erste Klapp-Smartphone, das ich selbst nutzen würde und allen, die Lust auf etwas Neues haben, guten Gewissens empfehlen kann – sofern man sich nicht von der unterdurchschnittlichen Akkulaufzeit abschrecken lässt. Anders als beim Vorgänger komme ich mit dem neuen Flip 4 mit einer Akkuladung gut durch den Tag und habe meist noch 20 bis 40 Prozent Reserve. Zum Glück wurde auch das gemächliche Ladetempo erhöht. Neu geht's in 30 Minuten von 0 auf knapp 50 Prozent – nicht weltrekordverdächtig schnell, aber immerhin.

Das neue Modell hat einen grösseren Akku (3700 mAh), der zudem schneller lädt.
Das neue Modell hat einen grösseren Akku (3700 mAh), der zudem schneller lädt.bild: watson

Die Eigenschaften, die das Flip 3 ausgezeichnet haben, sind auch beim Flip 4 gut: Es ist pfeilschnell, die Kamera knipst sehr ansehnliche Fotos (siehe Slideshow) und das kleine Aussen-Display ist eine Spur nützlicher geworden. Da Samsung beim Flip 4 ansonsten nichts dramatisch verbessert, aber auch nichts verschlimmbessert hat, ändert sich an meiner grundsätzlich positiven Meinung nichts.

Das neue Flip ist nach wie vor das, was einem faltbaren Mainstream-Klapp-Handy am nächsten kommt. Dies nicht zuletzt, weil der Software-Support auf vier Android-Generationen und fünf Jahre Sicherheits-Updates erhöht wurde und es laut Hersteller robuster als der Vorgänger ist. Das Flip 4 ist alles andere als einfach zu reparieren, aber Komponenten wie Display und Akku können ersetzt werden.

Als Einstiegshürde geblieben ist der von Samsung empfohlene Startpreis von 1079 Franken. Das sind 30 Franken mehr als beim Vorgänger. Im Online-Handel erhält man das Flip 4 teils für unter 1000 Franken, während das ein Jahr alte Flip 3 mit etwas Glück für unter 600 Franken zu finden ist.

Für alle, die nach dem kleinen Preisschock noch mitlesen, tauchen wir nun etwas tiefer in die Materie ein. Hol dir einen Kaffee oder ein anderes Getränk deiner Wahl, es wird mal wieder ausschweifend ausführlich.

Form, Design und erster Eindruck

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bilder: watson

Das Auf- und Zuklappen funktioniert geschmeidig. Wer früher ein Klapp-Handy besass, ist aber vermutlich enttäuscht, dass es sich nicht ebenso mühelos mit einer Hand aufklappen lässt. Theoretisch kann man das grosse, hochwertig 6,7-Zoll-Display zwar mit dem Daumen auseinanderdrücken und mit einer ruckartigen Bewegung aus dem Handgelenk ganz «aufflippen». Samsung rät indes eindringlich davon ab, da der Bildschirm so Schaden nehmen kann. Das Gerät einhändig schliessen geht deutlich einfacher.

An der bewährten Form, die von der Konkurrenz schamlos kopiert wird, hat sich fast nichts geändert. Das Flip 3 war handlich, das Flip 4 ist noch ein, zwei Millimeter kompakter. Auch kleine Hände können es gut halten.

Geöffnet ist das Flip 4 so dick wie andere Smartphones. Auch das Gewicht von 187 Gramm unterscheidet sich nicht von klassischen Smartphones dieser Grösse.

Das Display ist hervorragend, gestochen scharf und genug hell, um es im direkten Sonnenlicht noch relativ komfortabel nutzen zu können. Es besteht aus ultradünnem Glas, was es anfälliger für Kratzer und Beschädigungen als ein normales Handy-Display macht. Samsung sagt, es sei «dank einer angepassten Schichtstruktur um 45 Prozent widerstandsfähiger als bei der Vorgängergeneration». Nach über vier Wochen zeigen sich bei mir keine Abnutzungserscheinungen, ich bin also vorsichtig optimistisch. Wichtig ist, dass man das Gerät beim Transportieren zuklappt.

Was Falt-Smartphone-Neulinge stets beunruhigt, ist der unvermeidbare Falz im Display. Hier kann ich Entwarnung geben. Den sieht und spürt man vielleicht die ersten drei Tage, danach hat man sich daran gewöhnt und nimmt ihn nie mehr wahr. Eher störend ist, dass das flexible Display auffallend viel Staub anzieht.

«Das Hauptdisplay ist dank einer angepassten Schichtstruktur um 45 Prozent widerstandsfähiger als bei der Vorgängergeneration», verspricht Samsung.
«Das Hauptdisplay ist dank einer angepassten Schichtstruktur um 45 Prozent widerstandsfähiger als bei der Vorgängergeneration», verspricht Samsung.bild: watson

Das Gerät ist zwar wasserfest, aber nicht vollständig staubgeschützt. Kleinstpartikeln wie Sand könnten das Display beschädigen, warnt Samsung. Wissen sollte man auch, dass auf dem Display eine speziell für faltbare Geräte entwickelte Schutzfolie klebt, die nicht abgelöst werden darf.

Beim Flip 3 berichteten Nutzer, dass sich diese Folie nach einiger Zeit an der Falzstelle abzulösen beginnt, respektive, dass es zur Blasenbildung kommt. Samsung ersetzt die Folie während der Garantielaufzeit zwar gratis, sofern der Schaden nicht selbst verschuldet ist. Nervig ist so etwas trotzdem und es gibt keine Garantie, dass es beim Flip 4 nicht auch passiert.

Apropos Problem: Die matte Rückseite meines Testgeräts sieht edel aus und fühlt sich geschmeidig an, leider ist sie nicht vollkommen kratzfest. Ich hatte das Flip 4 für kurze Zeit ohne Schutzhülle mit einer FFP2-Maske in der Hosentasche. Der scharfkantige Maskenbügel aus Metall hat gewonnen. Schlüssel hingegen hinterlassen glücklicherweise keine Kratzer.

Mit dem ersten Testgerät geschah leider ein Malheur. Sorry, Samsung!

Ein normaler Schlüssel kann dem Flip 4 nichts anhaben, meine FFP2-Maske mit Nasenbügel aus scharfkantigem Metall schon. 😱
Ein normaler Schlüssel kann dem Flip 4 nichts anhaben, meine FFP2-Maske mit Nasenbügel aus scharfkantigem Metall schon. 😱bild: watson

Samsung bietet das Flip 4 im Handel in den Farbtönen Bora Purple, Graphite, Pink Gold und Blue an. Wer es ausgefallener mag, kann sich im Online-Konfigurator seine bevorzugte Farbkombination selbst zusammenstellen. 75 Kombinationen sind so möglich. Ich muss zugeben, das hat seinen Reiz.

75 Farbkombinationen: Dein Flip 4 könnte auch so oder so oder so aussehen …

Im Handel gibt es das Flip 4 in vier Farben. Per Online-Konfigurator lassen sich insgesamt 75 Farbkombinationen zusammenstellen.
Im Handel gibt es das Flip 4 in vier Farben. Per Online-Konfigurator lassen sich insgesamt 75 Farbkombinationen zusammenstellen.bild: samsung

Das flexible Display lässt sich wie bei einem Laptop stufenlos in verschiedenen Winkeln verstellen, um beispielsweise ein Video zu schauen oder an einem Videomeeting teilzunehmen und gleichzeitig die Hände freizuhaben. Samsung nennt dies Flex Mode.

Videoanruf auf dem Flip 4.
Videoanruf auf dem Flip 4.bild: samsung

In dieser L-Form wird der Inhalt einer App oben angezeigt, während die Steuerelemente nach unten wandern, sofern die App für den Flex Mode optimiert ist (was bislang nur sehr wenige Apps sind).

So kann das aussehen:

Die Spotify-App passt ihr Design automatisch dem Flip 4 an, wenn man es im 90-Grad-Winkel öffnet.
Die Spotify-App passt ihr Design automatisch dem Flip 4 an, wenn man es im 90-Grad-Winkel öffnet.bild: watson

Samsung hat sich sichtlich Mühe gegeben, die Software an das faltbare Display anzupassen. Im circa 90-Grad-Winkel geöffnet erscheinen Apps auf der obere Displayhälfte, während die untere Hälfte wie beim Laptop optional als Touchpad genutzt werden kann. So kann man eine App per Mauszeiger bedienen. Dies funktioniert auch mit Apps, die nicht für das Flip 4 optimiert sind. Nützlich ist das nur, wenn man das Handy auf einen Tisch stellen und freihändig bedienen möchte. Ich habe dafür keine Verwendung, aber einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul.

Im «Laptop-Modus» kann man beliebige Apps auf der oberen Displayhälfte anzeigen, um z.B. ein Video zu schauen, während die untere Hälfte zum Touchpad wird.
Im «Laptop-Modus» kann man beliebige Apps auf der oberen Displayhälfte anzeigen, um z.B. ein Video zu schauen, während die untere Hälfte zum Touchpad wird.bild: watson

Nützlicher wird es, wenn Apps für das Flip 4 optimiert wurden. Bei YouTube könnt ihr beispielsweise oben das Video schauen und parallel dazu unten die Kommentare lesen.

Warum das Flip 4 meine Lieblings-Handy-Kamera ist

Die Kamera ist gut oder sehr gut, aber nicht herausragend. Sie dürfte 90 Prozent aller User zufriedenstellen. Für die absolute Spitzenklasse ist der an sich solide Zoom zu schlecht (siehe Slideshow), ansonsten gibt es wenig zu meckern, zumal das Flip 4 selbst in der Nacht sehr ansprechende Aufnahmen ermöglicht.

Wie schon beim Flip 3 gilt: Wer ein Smartphone möchte, das zuverlässig gute Schnappschüsse liefert und besonders schöne Selfies knipst, wird nicht enttäuscht.

Beispielfotos mit dem Flip 4: Das kann die Smartphone-Kamera

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Beispielfotos mit dem Flip 4: Das kann Samsungs Handy-Kamera
Es gibt bessere Smartphone-Kameras, aber dank seiner flexiblen Form gelingen mit dem Flip 4 kreative, aus ungewöhnlichen Perspektiven gemachte Aufnahmen besonders leicht.
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Was mir besonders gefällt: Im circa 90-Grad-Winkel geöffnet wird das Flip 4 zum Habe-Ich-Immer-Dabei-Stativ für Foto- und Videoaufnahmen. Das ist beispielsweise für Gruppen-Fotos oder Zeitraffer-Videos praktisch, die auch aus der Ferne via Handzeichen, Sprachbefehl oder Selbstauslöser aufgenommen werden können.

«Für die Bildqualität würde ich der Kamera 7,5 von 10 Punkten geben. Für die Vielseitigkeit, den Spassfaktor und die Selfies glatte 10 Punkte.»

Das Flip 4 ist ideal, wenn ihr das Gerät rasch irgendwo platzieren wollt, um beispielsweise von euch und euren Freunden, Familienmitgliedern oder Haustieren gemeinsame Fotos und Videos zu machen. So gelingen kreative, aus ungewöhnlichen Perspektiven gemachte Aufnahmen besonders leicht.

Das Flip 4 ist auch ein Stativ: Wird beim Filmen die automatische Bildeinstellung aktiviert, ändert sich der Zoom automatisch, um Personen oder Tiere im Bild zu behalten.
Das Flip 4 ist auch ein Stativ: Wird beim Filmen die automatische Bildeinstellung aktiviert, ändert sich der Zoom automatisch, um Personen oder Tiere im Bild zu behalten.bild: samsung

So aufgeklappt kann man hervorragend fotografieren oder filmen, da sich die Kamera-App automatisch der neuen Form anpasst. Auf der oberen Hälfte erscheint das Kamerabild und die Bedienelemente wandern auf die untere Hälfte. Das Vorschaubild kann aber auch auf die untere Hälfte gelegt werden, was je nach Situation praktisch ist.

Selfies schiesst man idealerweise mit der besseren Hauptkamera. Das Aussen-Display zeigt das Vorschaubild.
Selfies schiesst man idealerweise mit der besseren Hauptkamera. Das Aussen-Display zeigt das Vorschaubild.
bild: samsung

Das Galaxy Z Flip 4 ist nicht zuletzt die ideale Selfie-Maschine, da Selbstporträts nicht nur mit der durchschnittlichen Selfie-Kamera, sondern mit der weit besseren Hauptkamera möglich sind. Ein Doppelklick auf den Einschalten-Button aktiviert die Kamera. Das Aussendisplay dient als Vorschaubild. Mit der Lautstärke-Taste wird ausgelöst. Fertig. So sind auch Selfies im Porträtmodus möglich, die eine Klasse besser aussehen, als wir es von vielen mässigen Selfie-Kameras gewohnt sind.

Das Flip 4 kann fast überall für freihändige Fotos oder Videos platziert werden.
Das Flip 4 kann fast überall für freihändige Fotos oder Videos platziert werden. bild: samsung

Alles in allem hatte ich selten mehr Spass mit einer Handy-Kamera. Dies nicht primär wegen der soliden Bildqualität, sondern aufgrund der vielseitigen Nutzungsmöglichkeiten, die andere Smartphones so nicht bieten.

Was das Aussen-Display bringt

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Das Cover-Display in Aktion.gif: watson

Über den Nutzen des 1,9 Zoll grossen Aussen-Displays (4,82 cm Diagonale) lässt sich streiten. Das kleine Touch-Display kann Informationen wie Zeit, Wetter, Kalender, Schrittzahl und vieles mehr anzeigen. Auch Funktionen wie Anrufe annehmen, Musikwiedergabe steuern, Timer stellen und dergleichen lassen sich relativ bequem darüber regeln.

Neu kann man auf Chatnachrichten mit vorgegebenen Antworten wie «Ok», «Komme gleich» etc. antworten, ohne das Handy aufklappen zu müssen. Nützlich ist auch die Option, die häufigsten Kontakte als Favoriten auf das Aussen-Display zu legen, um sie von dort anrufen zu können.

Andere Tester heben hervor, dass sie mit dem Flip 4 nebenher ihren Handy-Konsum reduziert hätten, da sie dank des Aussen-Displays bei neuen Nachrichten nur kurz auf den kleinen Screen schauen würden. So gerate man weniger in Versuchung, sich in Social-Media-Apps zu verlieren. Nun, zumindest bei mir funktioniert das nicht. In neun von zehn Fällen öffne ich das Gerät dann doch, zumal dieser Vorgang genau eine Sekunde dauert.

Das Cover-Display zeigt das Wetter der nächsten Stunden. Möchte man mehr Infos, muss das Handy aufgeklappt werden.
Das Cover-Display zeigt das Wetter der nächsten Stunden. Möchte man mehr Infos, muss das Handy aufgeklappt werden.bild: watson

Letztlich ist es ein wenig wie bei einer Smartwatch: Das Aussen-Display ist gross genug, um rasch eine neue Chatnachricht oder E-Mail zu lesen oder den Flugmodus zu aktivieren, aber zu klein und eingeschränkt, um wirklich viel damit zu tun.

Samsung hat sich gleichwohl Mühe gegeben, das Optimum aus dem kleinen Bildschirm herauszuholen. Als User kann man einstellen, welche Informationen in welcher Reihenfolge mit einem Wisch nach links oder rechts angezeigt werden sollen und es stehen diverse Designs zur Auswahl. Wer möchte, kann den Hintergrund mit einem eigenen Foto, Gif oder Video personalisieren.

Zu guter Letzt lassen sich die Funktionen des Aussen-Displays mit der Drittanbieter-App CoverScreen OS erweitern.

Mit der Drittanbieter-App CoverScreen OS können z. B. Apps via Cover-Display geöffnet werden.
Mit der Drittanbieter-App CoverScreen OS können z. B. Apps via Cover-Display geöffnet werden. bild: xda-developers

Kurz gesagt: Ein grosszügigeres Aussen-Display wäre wünschenswert, aber ich kann mich damit arrangieren.

Flip 4 oder das günstigere Flip 3?

Wer nicht bereit ist, 1000 Franken und mehr zu berappen, erhält inzwischen das fast gleich gute Flip 3 von 2021 – allerdings mit schwächerem Akku – für unter 600 Franken. Ein guter Preis, wie ich finde, zumal auch das Flip 3 fünf Jahre Sicherheits-Updates erhält (da es schon ein Jahr auf dem Markt ist derzeit noch vier Jahre).

Die Vergleichstabelle zeigt's: Flip 3 und 4 unterscheiden sich nur in Details.

Irrtum, Tippfehler und was sonst alles schiefgehen kann, wenn man so eine Tabelle bastelt, vorbehalten.

Samsung packt so gut wie alles ins Flip 4, was möglich ist: Top-Display, der aktuell schnellste Prozessor für Android-Geräte und bis zu 512 GB Speicher. Negativ fällt die fehlende Zoom-Kamera auf, die für gewöhnlich in Android-Smartphones dieser Preiskategorie zu finden ist. Diese hat man sich wohl für das nächste Modell aufgespart.

Selbstredend betont auch Samsung, dass man für das neue Smartphone und die Verpackung recycelte Materialien verwende. «Das Verpackungsvolumen reduzierte sich im Vergleich zur ersten Generation der Galaxy Foldables um bis zu 58 Prozent», lässt uns der Hersteller wissen.

Kunststück, wenn man das Netzteil und die Kopfhörer weglässt. Lediglich das USB-C-Kabel ist inklusive. Die Umwelt dankt es, aber die Kundinnen und Kunden zahlen gleich viel für weniger. Da viele Kunden früher oder später ein passendes Schnellladegerät und kabellose Ohrhörer separat kaufen, sei dahingestellt, ob der Planet letztlich wirklich profitiert. Samsung tut es auf jeden Fall.

Fazit: Das klappt noch etwas besser als letztes Jahr

Das grösste Manko des Vorgängers war der schwache Akku. Samsung hat reagiert.
Das grösste Manko des Vorgängers war der schwache Akku. Samsung hat reagiert. bild: watson

In der dritten Generation ist Samsungs Galaxy Z Flip 4 (ein Flip 2 gab es nie) eine runde Sache. Hätten mich beim an sich guten Vorgänger der schwache Akku und der hohe Preis vom Kauf abgehalten, steht jetzt nur noch das unverändert stolze Preisschild im Weg. Mehr als 500 Franken bin ich nicht bereit, für ein Smartphone auszugeben, klappen hin oder her.

Was mich ebenfalls zögern lässt: Normale Smartphones halten problemlos fünf Jahre – für mich ein absolutes Muss-Kriterium. Bei einem Foldable bin ich nicht restlos überzeugt, dass der Klapp-Mechanismus fünf Jahre durchhalten wird, obwohl ich anerkennen muss, dass die Geräte mit jeder Generation robuster werden.

Sosehr ich es mag und insbesondere die Stativ-Funktion vermissen werde, für mich bleibt der Zusatznutzen des Klappens überschaubar. Es wird zugeklappt etwas portabler. Aber nicht viel, da es gefaltet auch doppelt so dick wie ein normales Smartphone ist. Kommt noch eine Schutzhülle dazu, bekomme ich es nur mit Gefummel aus der Hosentasche (ohne Schutzhülle besteht das Problem nicht).

Viel dünner geht's nicht mehr, da sonst der USB-C-Port keinen Platz hätte.
Viel dünner geht's nicht mehr, da sonst der USB-C-Port keinen Platz hätte.bild: watson

Samsungs faltbare Geräte sind inzwischen so weit ausgereift, dass die Verbesserungen nur noch in winzigen Schritten erfolgen. Wer kann es ihnen verübeln, wenn man bedenkt, wie dramatisch das Unternehmen den langsam, aber stetig wachsenden Foldable-Markt dominiert.

«Das Flip 4 ist ein gutes Klapp-Handy, das nicht verhehlen kann, dass Samsung nur das Nötigste verbessert hat.»

Am Ende bleibt das Flip 4 trotz schmerzlich vermisster Innovation ein optisch herausstechendes und technisch überzeugendes Smartphone, das Klapp-Handy-Fans, die gerne fotografieren oder filmen, nicht enttäuschen wird. Alle anderen greifen vermutlich weiter zu gleich guten Smartphones, die sich nicht falten lassen, aber günstiger sind.

Selbst tendiere ich dazu, mein Smartphone von 2017 noch etwas zu behalten und das Flip 4 vielleicht nächstes Jahr preiswert zu erwerben.

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So hat das Flip 3 vor einem Jahr im watson-Test abgeschnitten

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Das Galaxy Z Flip 4 in Bildern
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Das kleine Galaxy Z Flip 4 lässt sich dank seines flexiblen Displays zu einem 6,7 Zoll grossen Smartphone aufklappen.
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Wir konfrontieren einen 16-jährigen mit einem Tastenhandy
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52 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Scaros_2
18.09.2022 15:30registriert Juni 2015
Also ich erkenne keinen Mehrwert in einem solchen Gerät. Es ist nett aber das wars dann auch schon.
9515
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Kaleidoskop
18.09.2022 15:39registriert November 2020
"Der Reiz des Flip 4 liegt darin, dass es ein grosses Smartphone ist, das zugeklappt bequem in die Hosen- oder Handtasche passt."

Supi, jetzt müssen wir der Textilindustrie nur noch beibringen, bei Damenhosen anständige Hosentaschen zu designen, ohne dass sie gleich nach Cargohosen aussehen.🤣
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Pat the Rat (das Original)
18.09.2022 15:25registriert Februar 2017
Und immer noch bleibt im zugeklappten Zustand eine hässliche und Staubfreundliche Lücke. Somit für mich weiterhin nicht attraktiv.
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