Das Nintendo-Maskottchen Super Mario ist eine Sportskanone: Er weiss, wie man einen Golfschläger ordentlich schwingt, kann mit Go-Karts perfekt driften, macht Roger Federer regelmässig auf dem Tennisplatz Konkurrenz und weiss auch, wie man einen Gegner auf dem Feld schwindelig dribbelt. Wer die Vorgänger von «Mario Strikers: Battle League Football» bereits kennt, weiss, dass Super Mario sich auch bei König Fussball bestens auskennt und bei den goldenen Spielregeln beide Augen zudrückt.
Auch im neusten Fussball-Streich aus dem Hause Nintendo werden die meisten Regeln wieder über Bord geworfen. Vier bekannte Sportskanonen aus dem Pilzkönigreich plus ein Torwart versammeln sich auf dem Feld, um gegen eine Mannschaft möglichst viele Tore zu schiessen. Ein Spiel dauert dabei keine 90 Minuten, sondern ist meistens nach unter 10 Minuten schon vorbei.
Kurios: Plötzlich auftauchende Blitzkugeln auf dem Spielfeld dienen als Ladestation für die gesamte Mannschaft, um innerhalb eines Zeitlimits einen Hyperschuss in Richtung gegnerisches Tor zu ballern. Es wird noch kurioser: Sind die Zuschauenden gelangweilt, werfen sie Fragezeichen-Kisten auf das Spielfeld, die mit unterschiedlichen Items aufwarten, um dem Spielverlauf den nötigen Pep zu besorgen.
Mit einem Pilz kann der Sportler kurz ganz schnell rennen, eine Bombe räumt die Gegner komplett weg, Schildkrötenpanzer machen den Weg ebenfalls frei und ein Stern sorgt für die nötige Unbesiegbarkeit innerhalb eines Zeitlimits. Diese und andere Inhalte bieten einen kurzzeitigen Vorteil und der Jump’n’Run-Fan kennt sie natürlich aus den bekannten Super-Mario-Spielen.
Und ja, wer gerne die Gegner mit Gewalt von den Füssen holt, kommt hier ebenfalls zum Zug. Denn in «Mario Strikers: Battle League Football» ist Foulen durchaus erlaubt und hat keinerlei Konsequenzen. Also immer feste drauf und ohne Scheu die Gegner vom Boden hauen. Handspiel ist ebenfalls möglich, wobei das nur bei den oft spielentscheidenden Hyperschüssen zum Zuge kommt.
Ja, dieser Hyperschuss, er ist so bisschen der heimliche Star in diesem Fussballgame. Wie erwähnt ist die Voraussetzung für einen ordentlichen Fuss-Bums eine Blitzkugel, die ab und zu auf dem Spielfeld auftaucht. Rennt die Spielfigur in die Kugel hinein, lädt sie sich plus alle anderen Teammitglieder auf. Dadurch hat man innerhalb eines kurzen Zeitintervalls die Möglichkeit seinen Fuss ebenfalls kräftig aufzuladen, um einen Superschuss in Richtung des gegnerischen Tors zu donnern.
Bevor das Runde aber spektakulär ins Eckige fliegt, muss in einer kurz aufploppenden Anzeige noch zweimal im jeweils richtigen Moment innerhalb der Anzeige auf den Knopf gedrückt werden, um dafür zu sorgen, dass der Ball auch garantiert ins Tor fliegt. Dieser, nennen wir ihn Quicktime-Moment, ist somit entscheidend, ob der Hyperschuss erfolgreich wird.
Man merkt, ein richtiger Hyperschuss braucht eine gewisse Vorarbeit und auch Glück, damit er auch zum entsprechenden Tor, das dann sogar zwei Punkte verleiht, führt. Eine Augenweide sind dafür die Zwischensequenzen, die bei jeder Spielfigur natürlich anders ausfallen und eine abgedrehte Comicsequenz bieten und dem Überschuss den nötigen dramaturgischen Raum bieten.
Logisch, dass natürlich auch die Fussballfelder bekannte Levels aus dem Super-Mario-Kosmos wiedergeben. Abgesehen von der Kulisse im Hintergrund ändert sich bei der Wahl aber kaum etwas. Wahlweise lässt sich das Spielfeld sogar teilen, so dass die eine Hälfte zum Beispiel das Pilzkönigreich als Hintergrund aufweist, während die andere Spielseite Bowsers Lava-Schloss wiedergibt.
Einen grossen Sinn ergibt das nicht. Auch die Tatsache, dass in einer übergrossen Kugel gespielt wird, wo sich die Fussballfelder mittels Zaubermaschine manifestieren, bleibt ein Rätsel. Gibt es eine Story-Erklärung? Sie wurde jedenfalls noch nicht gefunden.
Apropos Stirnrunzeln: Warum gerade die Auswahl an Figuren so klein ausfällt, bleibt ebenso ein Rätsel. Zwar sind die üblichen Verdächtigen auswählbar, aber es fehlen jede Menge Lieblinge, die man bei einer Mannschaftsaufstellung verwenden kann. Mag sein, dass sie eventuell noch bei einem späteren Update hinzukommen und auch noch weitere Arena-Hintergründe auf uns warten, aber die Abwesenheit von einigen Kultcharakteren fällt negativ auf.
Ansonsten bietet «Mario Strikers: Battle League Football» die gewohnten Spielmodi, bei denen man sich mit bis zu acht Freunden vor dem Bildschirm oder auch online messen kann. Es gibt den Turniermodus, wo Münzen gesammelt werden müssen, damit es weitergeht. Den Ausrüstungsbereich, wo die eigene Truppe mit Details an Kopf, Beinen und Armen strategisch aufgemöbelt werden kann. Und den Strikers-Club, wo der eigene Club gegründet werden darf, um sich Schritt für Schritt nach oben zu kämpfen.
Selbstverständlich gibt es auch das kurze Spielchen für zwischendurch, wo man sich der Arcade-Lust hemmungslos hingeben kann. Für was man sich auch entscheiden mag, ein gutes Training sei hier empfohlen. Um genau zu wissen, wie ein Pass gespielt wird, wie der Ball am besten auf das Tor geschossen werden sollte und welche taktischen Möglichkeiten es gibt, sollte das Training auf jeden Fall auch gerne mehrmals absolviert werden, um sich mit der Spielmechanik richtig zu vertiefen.
Fazit: Es gibt diese Momente, da macht «Mario Strikers: Battle League Football» unglaublich viel Spass und sorgt für eine grosse Befriedigung, wenn der Ball dann genau so im Tor versenkt wird, wie man es auch geplant hat. Auch die sehr gelungenen Sequenzen kurz vor der Hyperschuss-Ausführung sorgen für glänzende Augen und den einen oder anderen Lacher.
Dann gibt es aber auch diese Momente, wo das Spiel nervt. Die Übersicht auf dem Feld ist oft zu wuselig und um einen ordentlichen Hyperschuss zu vollziehen, müssen zu viele Knöpfe gedrückt und bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden. Gut, macht Sinn, da er oft matchentscheidend sein kann, aber wenn das Spiel schon auf der Arcade-Schiene fährt, hätte hier ein einfacheres Handling parat sein dürfen.
Für Stirnrunzeln sorgen auch die zu Beginn sehr bescheidene Auswahl an Teammitgliedern und die ebenso kleine Anzahl an auswählbaren Stages. Auch wenn Inhalte eventuell nachgereicht werden, wirkt das Spiel zum Start doch etwas blutleer.
Aber im Mehrspielermodus werden diese Kritikpunkte dann auch schnell wieder vergessen. Denn befindet sich mehr als nur eine Person vor dem Bildschirm, sorgt die Fussball-Gaudi für gute Laune.
«Mario Strikers: Battle League Football» ist ab dem 10. Juni erhältlich für Nintendo Switch. Freigegeben ab 7 Jahren.