Tesla spürt Gegenwind. Im ersten Quartal 2025 sanken die Zulassungszahlen in der EU um 45 Prozent – und auch im April sieht es nicht besser aus. Doch während sich Teslas Negativtrend – der bereits vor über einem Jahr begann – weiter fortsetzt, gibt es gute Neuigkeiten für Elektroautos im Allgemeinen.
VW beispielsweise steigerte in Europa seine E-Auto-Neuzulassungen von Januar bis März um 157 Prozent gegenüber dem Vorjahr und liess den E-Auto-Pionier Tesla hinter sich. BMW auf dem dritten Rang setzte 21 Prozent mehr Stromer ab. VWs Tochtermarken Audi (Rang 4) und Skoda (Rang 8) verkauften 51 und 93 Prozent mehr Elektroautos.
Erwartungsgemäss kurbeln neue E-Auto-Modelle und strengere CO2-Emissionsziele der EU die Elektromobilität an. Die meisten Marken setzten denn auch mehr E-Autos als vor einem Jahr ab. Zu den Gewinnern zählen insbesondere Renault (Rang 5; +89 %) und Kia (Rang 6; +59 %), die mit kleinen E-Autos wie Renault 5 und Kia EV3 punkten. In den hinteren Regionen der Tabelle wurden mit BYD und Xpeng auch zwei chinesische Hersteller populärer.
In Europa ist VW mit einem Anteil von gut 11 Prozent der neue Marktführer bei den Elektroautos. Teslas Marktanteil sank auf 9 Prozent. Allein die Kernmarke VW – ohne Audi, Skoda, Seat, Cupra oder Porsche – verkaufte mehr E-Autos als Tesla. Der gesamte Volkswagen-Konzern (+113 %) hält nun 26 Prozent am europäischen E-Auto-Markt. Jeder vierte Stromer ist also ein Volkswagen-Produkt. Alle chinesischen Anbieter zusammen kommen auf rund 5 Prozent.
Das erste Quartal 2025 scheint insgesamt zu zeigen, dass die europäische Kundschaft verstärkt auf lokale Hersteller setzt. Dies dürfte einerseits an den Importzöllen der EU auf chinesische Elektroautos liegen, andererseits an der Person Elon Musk.
Nach einem schwachen 2024 sind E-Autos in Europa wieder stärker gefragt. Reine Elektroautos verbuchten in der EU von Januar bis Ende März einen Zuwachs von 23,9 Prozent. In Deutschland legten E-Autos gar um 38,9 Prozent zu, allerdings waren die Vorjahreszahlen miserabel.
Ohne Teslas Absturz wäre der E-Auto-Boom noch deutlich ausgeprägter ausgefallen. Doch selbst mit den schwachen Tesla-Zahlen stieg der Marktanteil neu zugelassener E-Autos europaweit auf 16,9 Prozent. Das ist ein Zuwachs von 2,7 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr und ein neuer Rekord.
Beim Marktführer VW ist nun fast jeder fünfte verkaufte PKW in Westeuropa ein vollelektrisches Auto. Das ist eine Verdopplung innert eines Jahres – und dringend notwendig, um die strengeren CO₂-Vorschriften der EU einhalten zu können.
VWs Schwierigkeiten liegen in den USA und China: Die Deutschen produzieren für den US-Markt primär in Mexiko und Europa und sind folglich stark von Trumps Zollpolitik betroffen. Im ersten Quartal verzeichnete VW zwar ein E-Auto-Wachstum von 51 Prozent in den USA, künftig dürfte es aber deutlich schwieriger werden.
Desaströs läuft es in China: Der VW-Absatz von Elektroautos ist im ersten Quartal um 37 Prozent eingebrochen.
Der Absturz war vorhersehbar. Unter dem enormen Preiskampf der chinesischen Anbieter leiden alle ausländischen Hersteller und die Deutschen werden frühestens in ein, zwei Jahren spezifisch für China zugeschnittene Elektroautos haben. VW verliert daher im mit Abstand grössten Markt für Elektroautos rasch Marktanteile und kann erst 2027 mit einer neuen E-Auto-Generation auf eine Trendwende hoffen.
Weltweit hat Tesla trotz Image- und Absatzproblemen weiterhin die Nase klar vor VW. Elon Musks Konzern verkauft in China und den USA – obwohl es auch dort nicht mehr rund läuft – deutlich mehr E-Autos als VW. Trotzdem haben die Deutschen das Momentum auf ihrer Seite: VW konnte im ersten Quartal weltweit fast 60 Prozent mehr vollelektrische Autos absetzen als ein Jahr zuvor, während Tesla global 13 Prozent weniger Autos an die Kunden brachte.
Volkswagen profitierte mit Marken von Skoda bis Porsche von einer breiten und schnell wachsenden Modellpalette, während Tesla seit dem Model Y keinen Verkaufshit landen konnte. Der Cybertruck entwickelt sich gar zum Flop. Langsam schwinden Teslas Marktanteile auch in den USA und China, der Gewinn bricht ein.
Für Tesla ist nun entscheidend, wie das überarbeitete Model Y bei den Kunden ankommt. Die ersten Verkaufsdaten, kurze Lieferzeiten und sehr frühe Rabattaktionen deuten auf eine mässige Nachfrage hin. Ein klares Bild zeichnet sich erst in ein paar Monaten ab, aber Analysten rechnen inzwischen für das ganze Jahr mit schwachen Verkäufen. Sie gehen davon aus, dass selbst das abgespeckte und günstigere Model Y, das in der zweiten Jahreshälfte erwartet wird, Teslas Nachfrageproblem nicht lösen kann. Das günstigere Model Y wird zwar die Verkäufe etwas ankurbeln, dies geht aber teils zulasten des bisherigen Modells.
Ein echter neuer Tesla ist weiterhin nicht in Sicht, da Elon Musk offenbar entgegen dem Rat seiner Führungskräfte alles auf die Karte Cybercab setzt. Für Tesla bedeutet dies: Nachdem die weltweiten Auslieferungen im vergangenen Jahr zum ersten Mal leicht zurückgegangen sind, dürften sie 2025 nochmals deutlich schlechter ausfallen.