Anlässlich der Vorstellung seiner neuen Mac-Modelle mit M2 Pro- und M2 Max-Chip präsentierte Apple auch die zweite Generation seines Smart-Lautsprechers HomePod.
In der Gerüchteküche war das zwar bereits vermutet worden – dennoch ist interessant, dass es dieses Gerät überhaupt gibt. Denn sein ab 2018 ausgelieferter Vorgänger war nicht unbedingt ein Kassenschlager für das erfolgsverwöhnte Unternehmen.
Am Gerät selbst lag das nicht: Der erste HomePod klang hervorragend für einen Smart-Speaker und spielte klanglich in einer gänzlich anderen Liga als Amazons Echo oder der Google Home.
Leider galt das auch für den Preis: 350 Franken (bzw. 349 Euro) war vielen offenbar zu teuer, die Absatzzahlen blieben im Vergleich zu denen von Amazon und Google marginal. Im März 2021 – ein Jahr zuvor hatte Apple den deutlich besser laufenden HomePod Mini vorgestellt – stellte der Konzern den Verkauf des grossen HomePods schliesslich ein.
Jetzt also wagt man sich erneut mit einem grossen Modell auf den Markt: Äusserlich gleicht er seinem Vorgänger frappierend, und auch der Preis ist gleich. Dafür haben sich aber die Rahmenbedingungen deutlich geändert – und auch im Gerät selbst hat sich viel getan. Wir haben getestet, ob das neue Modell nun das Zeug zum Hit hat.
Stellt man den HomePod der ersten Generation neben seinen Nachfolger, muss man schon zweimal hinschauen, um die Unterschiede zu erkennen. Vier Millimeter kleiner ist der Neue – dafür bringt er ein voll beleuchtetes Display auf der Oberseite mit. Ausserdem ist er etwas leichter – und die dunkle Variante ist nun nicht mehr «Space Grau» sondern «Mitternacht», also etwas schwärzer.
Eine willkommene Neuerung ist zudem, dass der HomePod nun mit einem abnehmbaren Stromkabel ausgestattet ist, beim alten war dies noch fest am Gerät verbaut. Dafür ist das Kabel mit etwa 1.5 Meter Länge rund 20 Zentimeter kürzer als beim Vorgänger.
Würde man die Geräte öffnen, wäre der Unterschied offensichtlich, denn Apple hat das neue Modell gründlich umgebaut: Erhalten hat man einen 4-Zoll-Tieftöner, der für knackige und satte Bässe sorgt. Dafür wurde die Zahl der Hochtöner von sieben auf fünf reduziert, ausserdem strahlen diese nun in einem etwas anderen Winkel den Schall ab.
Auch die Zahl der verbauten Mikrofone wurde von sechs auf vier verringert. Dafür sitzt nun noch ein spezieller Sensor im Gerät, der erkennen soll, ob die Wiedergabe optimal läuft oder der Klang nachgeregelt werden muss.
Nicht zu sehen ist, dass jetzt statt dem A8-Chip aus dem iPhone 6 nun der S7-Chip verbaut ist, der auch in der aktuellen Generation der Apple Watches verbaut ist. Er soll dafür sorgen, dass Musik in den neuen HomePods noch besser aufbereitet und für die jeweiligen Lautsprecherumgebungen optimiert wird.
Auch sonst kann der neue HomePod mehr – er bietet etwa Unterstützung für den neuen Smart-Home-Standard Matter. Zudem kommt später im Jahr (per Update) noch eine neue Geräuscherkennung, die den Alarmklang von Rauchmeldern oder CO2-Warnern erkennt und dann auf dem iPhone warnt und den Usern ermöglicht, zu Hause reinzuhören und direkt über den HomePod zu sprechen.
So langsam kommen Smart-Home-Anwendungen aus ihrer Nische. iPhone-Nutzer, die auch Apple Home für ihre smarten Geräte nutzen, haben es mit Einrichtung und Bedienung ihrer Geräte zwar traditionell deutlich leichter – bislang war dafür aber auch die Zahl der unterstützten Geräte erheblich geringer.
Mit dem neuen Smart-Home-Standard Matter dürfte sich das in absehbarer Zeit ändern: Alle grossen Anbieter, darunter auch Amazon und Google, haben sich auf diesen verpflichtet, weshalb die Zahl kompatibler Geräte bald sprunghaft anwachsen dürfte.
Hier dient der HomePod als Steuerzentrale: Er kann die Funkverbindung zu den Geräten herstellen – weitere Bridges oder andere Gerätschaften sind für Matter (und im Übrigen auch für alle bisherigen Apple-Home-Geräte) nicht notwendig.
Im Test haben wir Smart-Leuchten von Hue und Ikea (jeweils mit Bridge vom Hersteller) sowie Matter-Geräte direkt in verschiedenen Szenen zusammengefasst. Die Bedienung klappte über das iPhone nahezu ohne Verzögerung – natürlich lässt sich alles auch via Siri per Sprache über den HomePod steuern.
Wie schon beim HomePod Mini kann man sein iPhone 11 oder ein neueres Gerät nah an den HomePod halten, um sofort zu sehen, was darauf gespielt wird – oder auch ohne weiteren Fingertipp die gerade auf dem Smartphone laufende Musik auf den Lautsprecher übertragen: im Alltag sehr praktisch.
Überdies steckt im neuen HomePod ein Chip, der Luftfeuchtigkeit und Temperatur misst und direkt ins Home-System einspeisen kann – das spart unter Umständen das smarte Thermometer.
Kommen wir nun zur wichtigsten Frage: Wie klingen die smarten Lautsprecher? Hier kann man zunächst feststellen: hörbar anders als die Vorgänger. Wie bereits erwähnt, hat sich auch die Audio-Hardware im Lautsprecher verändert.
Im direkten Vergleich bei geringem Hörabstand fällt dabei auf, dass die Hochtöner der alten HomePods hohe Frequenzen klarer und präziser auflösen als die im neuen Gerät. HiHat-Schläge klingen brillanter und knackiger, scharfe Konsonanten im Gesang wirken präziser.
Im Bass-Bereich geben sich die beiden Boxen wenig – hier liefern sie satten und punktgenauen Bass, der nie wummert oder dröhnt. Die Mitten sind bei den neuen HomePods etwas präsenter, die alten Modelle haben in diesem Bereich sehr zurückgenommen.
Doch in den seltensten Fällen wird man direkt vor einem HomePod sitzen und auf diese Weise Musik hören. Das eigentlich Spannende ist, wie die smarten Lautsprecher den Aufstellort (frei stehend, im Regal, vor einer Wand, in der Ecke auf dem Boden) und den Raum nutzen, um den Klang aufzufächern. Diesen machen die HomePods geradezu zu ihrem Instrument.
Im ständigen Feedback über die internen Mikrofone und Sound-Magie wie Beamforming kann der Raum durch den HomePod gezielt bespielt und bestimmte Frequenzbereiche – etwa der für die Gesangsstimme, für Schlagzeugteile oder auch Gitarren – können verschieden platziert werden.
Die alten HomePods machten das zu ihrer Zeit beeindruckend gut, im Vergleich mit den neuen HomePods klingt ihre Soundbühne aber geradezu flach und eindimensional.
Im Raumklang – insbesondere wenn jeweils zwei HomePods zu einem Stereopaar verbunden sind – ändert sich der Klangeindruck massgeblich. Hier klingen manche Songs auf den alten Boxen im Vergleich plötzlich übermässig scharf und höhenbetont, die neuen HomePods dagegen weicher und harmonischer.
Spannend ist dabei auch zu hören, wie insbesondere die neuen HomePods Musik geradezu interpretieren und bestimmte Aspekte klanglich herausstellen. Audio-Puristen werden hier die Nase rümpfen – für alle anderen wird so mancher gut bekannte Song zum neuen, erfreulichen Hörerlebnis.
Mit seinem zweiten Anlauf hat Apples HomePod nun deutlich grössere Chancen, ein Erfolg zu werden. Einerseits bietet das Gerät mit neuen Smart-Home-Fähigkeiten ein insgesamt verbessertes Klangbild sowie mehr Leistung. Gleichzeitig hat sich auch der Markt gewandelt:
Die Smart-Home-Funktionalität wird immer wichtiger, und immer mehr Menschen verabschieden sich zugunsten von Streamingdiensten von ihren CDs, wollen aber dennoch nicht auf guten Klang im Wohnzimmer verzichten.
Wer bereits im Apple-Geräte-Kosmos steckt, wird die tiefe Integration im Alltag zu schätzen wissen. Wer dagegen nicht wenigstens ein iPhone oder iPad hat, kann mit den HomePods gar nichts anfangen – ohne lassen sie sich nicht einrichten.
Nach wie vor gilt: Die HomePods sind die Premiumvariante eines smarten Lautsprechers. Die zweite Generation klingt besser als etwa Echo Studio oder Google Nest Audio – kostet aber auch deutlich mehr.
Für grössere Räume und das volle Klangerlebnis sollte man den HomePod gleich im Paar kaufen. Dafür bezahlt man dann aber stolze 600 Franken (bzw. 700 Euro).
Wer Apple- und vielleicht auch Smart-Home-Nutzer ist, aber nicht so viel Geld bezahlen möchte, hat mit dem HomePod Mini eine sehr gute und bezahlbare Alternative. Der Strassenpreis von etwa 80 Franken ist für gebotene Leistung und Klang sehr fair.
Für echte HiFi-Fans sind die Geräte hingegen nichts – sie dürften sich am räumlich ausgestalteten Klang und auch an der leichten Auflösungsschwäche im Bereich der Obertöne stören. Aber diese Zielgruppe gibt oft ohnehin erheblich mehr für ihr Audio-Equipment aus.
Der Apple HomePod der zweiten Generation ist ab dem 3. Februar für 299 Franken (bzw. 349 Euro) erhältlich. Die Lieferzeit beträgt aktuell laut Apple-Website 4-5 Wochen.
(t-online/dsc)