Die Ringier-Gruppe hat entschieden, künstliche Intelligenz – kurz KI oder auf Englisch AI – zu ihrem internen Top-Thema zu machen. Ein neu geschaffenes «AI-Board» soll für Ringier mögliche Anwendungen finden. Bereits formuliert wurden vier Regeln, mit denen Ringier arbeiten will.
Ringier-Chef Marc Walder präsentierte am Dienstag an einer Mitarbeiterveranstaltung die vier Regeln, die für den Umgang mit AI (Artificial Intelligence) ab sofort gelten sollen.
Die erste KI-Regel des Medienhauses lautet, dass Ringier die volle Verantwortung für jeden Inhalt übernimmt, der mit Künstlicher Intelligenz erstellt wurde.
Mitarbeitenden ist es – als zweite Regel – verboten, vertrauliche Informationen in eine KI-Anwendung einzugeben.
Allen Mitarbeitenden muss, als dritte Regel, bewusst sein, dass die Rechte an KI-Inhalten nicht Ringier gehören.
Hier ist anzumerken, dass es bei den mit generativer KI (wie Midjourney oder ChatGPT) erstellten Inhalten einige ungeklärte rechtliche Fragen gibt. Grosse KI-Anbieter wie das US-Unternehmen Open AI stehen in der Kritik, weil sie für das Training ihrer Software (Large Language Models, LLM) auch urheberrechtlich geschützte Inhalte verwenden, ohne dies zu deklarieren. In den USA laufen deswegen Klagen.
Und auch wenn man selber mit einem KI-Generator etwas erzeugt, das einem urheberrechtlich geschützten Original-Werk (zu fest) ähnelt, kann juristischer Ärger drohen.
Und die vierte und wohl wichtigste Regel: Ringier wird Inhalte, die mit Hilfe von KI produziert wurden, immer als solche kennzeichnen. Werden also künftig Texte mit Hilfe von ChatGPT oder anderen KI-Anwendungen geschrieben oder Bilder mit Midjourney generiert, will das Unternehmen dies immer transparent machen.
Diese Regeln anzuwenden, werde ausschlaggebend sein, sagte Ringier-Chef Walder laut Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Das Potenzial für Missbrauch wachse. «Medien müssen aber weiterhin für Vertrauen und Integrität stehen.»
Eine neu gegründete Arbeitsgruppe, «AI-Board» genannt, werde sich zudem intern um das Thema Künstliche Intelligenz kümmern. Sie will nicht nur sicherstellen, dass die vereinbarten Regeln angewendet werden, sondern auch mögliche Anwendungen herausarbeiten. Im «AI-Board» Einsitz hat unter anderem Ringier-Chef Marc Walder.
Verwaltungsratspräsident Michael Ringier befürwortet die neu geschaffenen Regeln. Künstliche Intelligenz brauche menschliche Regeln, gerade wenn es um Journalismus gehe. «Die Leute müssen den Medien vertrauen können», sagte er vor den Mitarbeitenden.
KI-Anwendungen generell abzulehnen, kommt für Ringier nicht infrage. «Das grösste Risiko ist, gar nichts zu tun.»
Gleichzeitig mit der Mitarbeiterinformation zu KI veröffentlichte Ringier am Dienstag auch die Geschäftsergebnisse aus dem Jahr 2022. Dieses lief finanziell gut.
Ringier ist ein international tätiges Medienunternehmen mit rund 6400 Angestellten und gibt hierzulande unter anderem die Boulevardzeitung «Blick» heraus.
(dsc/sda)
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