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Terrorismus

Sabotageakt: Huthis kappen laut Berichten wichtige Internetkabel im Meer

epa11175539 Houthis supporters shout slogans while holding up weapons during a protest against the US and Israel and in support of Palestinians, in Sana'a, Yemen, 23 February 2024. Thousands of H ...
Die Huthis haben bislang vor allem mit Raketenangriffen für Schlagzeilen gesorgt.Bild: keystone

Huthis sabotieren angeblich wichtige Internetkabel im Meer – das wissen wir

Vor der jemenitischen Küste sind Berichten zufolge mehrere Unterseekabel beschädigt worden, und israelische Medien schreiben, dass islamistische Terrorgruppen dafür verantwortlich seien.
26.02.2024, 20:1127.02.2024, 14:12
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Die islamistische Rebellenbewegung Huthi hat angeblich Unterwasser-Internetkabel sabotiert. Betroffen seien wichtige «Datenautobahnen» zwischen Europa, Asien, Indien und Afrika, wie aus einem aktuellen Bericht hervorgeht.

Das erfolgreiche Angreifen von Internetkabeln stelle eine schwerwiegende Störung der Kommunikation zwischen Europa und Asien dar, berichtete die «Jerusalem Post» am Montag und berief sich auf das israelische Medium «Globes».

Die Situation ist allerdings unklar. Ein Kabelbetreiber bestätigte zwar die Beschädigung eines Kabels in der Region, sagte aber, dass man die Ursache bislang nicht kenne.

Ein weiterer Betreiber erklärte bei X (Twitter), dass die Behörden eine mögliche Verbindung zum Terrorismus untersuchten: Der Gründer von Flag Telecom und Telekom-Unternehmer Sunil Tagare liess zudem verlauten, dass es «bestätigt» sei, dass die Kabel von den Huthis gekappt wurden – ohne jedoch zu verraten, woher die Bestätigung kam.

Welche Internetkabel sind betroffen?

In der israelischen Presse hiess es, dass vier Kabel im Roten Meer vor der jemenitischen Küste beschädigt worden seien. Tatsächlich sind nur drei Kabel betroffen, wie das Unternehmen Data Centre Dynamics (DCD) schreibt:

  • Das AAE-1-Kabel verbinde Ostasien über Ägypten mit Europa und China über Länder wie Pakistan und Katar mit dem Westen.
  • Das Europe India Gateway (EIG) verbinde Südeuropa mit Ägypten, Saudi-Arabien, Dschibuti, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Indien.
  • Das Seacom-Kabel verbinde Europa, Afrika und Indien und sei mit Südafrika verbunden. Es werde gemeinsam von Seacom und Tata Communications betrieben.

Den israelischen Berichten zufolge ist der Schaden an den Unterwasserkabeln auf Angriffe der vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen im Jemen zurückzuführen.

DCD konnte diese Berichte nicht bestätigen.

Das Web-Monitoring-Unternehmen NetBlocks teilte bei X (Twitter) mit, dass Internetdienste in Dschibuti unterbrochen wurden, möglicherweise aufgrund von Kabelschäden.

Was sind die Folgen?

Das ist unklar.

Gemäss ersten Berichten halten sich die Beeinträchtigungen des internationalen Datenverkehrs in Grenzen. Den grössten Teil des unmittelbaren Schadens würden die Golfstaaten und Indien auffangen, schreibt «Globes».

Seacom erklärte laut DCD, dass es zu einem Ausfall des Seacom/TGN-Systems gekommen sei und teilte mit, dass die Störung den Abschnitt des Kabels betreffe, der von Mombasa (Kenia) nach Zafarana (Ägypten) führe.

Laut Seacom seien alle anderen IP-basierten Dienste, die für Europa und andere Regionen bestimmt sind, automatisch über alternative Routen umgeleitet worden. Dabei fliesse der Datenverkehr zusätzlich auch über Erdleitungen.

Das israelische Medium «Globes» berichtet, dass die Reparaturen bis zu acht Wochen dauern könnten.

Tatsächlich dürften die kriegerischen Auseinandersetzungen in der Region die Reparaturarbeiten erschweren, wie das betroffene Unternehmen Seacom mitteilte.

«Der Ort des Kabelbruchs ist aufgrund seiner geopolitischen Sensibilität und der anhaltenden Spannungen von Bedeutung und stellt eine Herausforderung für Wartungs- und Reparaturarbeiten dar.»

Genau vor einem solchen Szenario hatte das Gulf International Forum, ein amerikanisches Institut, das sich mit Nahostthemen beschäftigt, Anfang Februar gewarnt.

Durch die Bab-al-Mandab-Strasse – eine 27 Kilometer breite Meeresstrasse, die das Rote Meer mit dem Golf von Aden verbindet – laufen wichtige Internetkabel. Auf dem Meeresgrund liegen diverse, bis armdicke Kabel mit Glasfaserleitungen, die gewaltige Datenmengen transportieren.

Einsatz von Unterwasser-Waffen angekündigt
Die mit dem Iran verbündete Huthi-Miliz im Jemen hatte letzte Woche angekündigt, ihre Angriffe auf Handelsschiffe vor der Küste des Landes auszuweiten. Man setze auf Eskalation als Antwort auf die Eskalation Israels im Gazastreifen, sagte der Anführer der Gruppe, Abdel-Malik al-Huthi, in einer Fernsehansprache, wie der Sender Al-Masirah berichtete. Bislang seien 48 Schiffe angegriffen worden. Zudem kündigte er den Einsatz von Unterwasser-Waffen an, wie die Nachrichtenagentur Keystone-SDA berichtete.

Am Jemen führt eine der wichtigsten Schifffahrtsrouten für den Welthandel entlang: Frachter erreichen vom Indischen Ozean über den Suezkanal in Ägypten das Mittelmeer. Mehrere westliche Staaten, darunter die USA und Grossbritannien, sind an Einsätzen zur Abwehr der Huthi-Angriffe beteiligt.

Die Huthi agieren nach eigenen Angaben aus Solidarität mit der islamistischen Hamas im Gazastreifen und wollen mit dem Beschuss von Handelsschiffen ein Ende der israelischen Angriffe im Gazastreifen erzwingen. Diese sind eine Reaktion auf den Terrorüberfall der Hamas und anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober im israelischen Grenzgebiet.

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Wenn du in Zukunft Katzenbilder oder anderes bei Facebook veröffentlichst, flitzen die Daten womöglich durch diese Leitung. 😉
quelle: microsoft
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20 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Haarspalter
26.02.2024 21:13registriert Oktober 2020
Aber wenn die Terroristen ihre eigenen Informationskanäle sabotieren, kriegen wir ja nicht mehr mit, was sie alles sabotieren.

Ich glaube der PR-Spezialist der Huthis muss sein Marketingkonzept überdenken.
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HPOfficejet3650
26.02.2024 21:45registriert November 2015
Ich frage mich, was die Aktion bringen soll. Im Meer liegen dutzende Kabel. Worst case routet der Traffic woanders durch und die Latenz steigt etwas an. Ein globaler Ausfall ist sehr unwahrscheinlich.
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Fritz Spitz
26.02.2024 20:24registriert Juli 2014
Sorry aber das darf nicht sein, jetzt muss man mit aller Härte eingreifen. Sonst besteht die Gefahr, dass Tiktok plötzlich nicht mehr zugänglich ist.
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