Elektro, Benziner oder Diesel? Die Kunden würden selbst entscheiden, welchen Antrieb sie bevorzugen, sagte BMW-Chef Oliver Zipse in einem Interview im Mai – auch wenn er selbst davon ausgehe, dass die Elektromobilität mit Abstand der wichtigste Wachstumsmotor für das Unternehmen sein wird.
Wie wichtig E-Mobilität für die Zukunft ist, zeigt sich an der neuen Fahrzeugplattform, die BMW für alle Modelle ab 2025 entwickelt: Die sogenannte Neue Klasse wird rein elektrisch. Im August 2021 hatte der BMW-Chef noch in einem Interview gesagt, dass zu einem späteren Zeitpunkt auch Benziner oder Diesel an der Vorderachse denkbar seien. Doch laut Informationen des «Handelsblatts» sind diese Überlegungen passé.
BMW hatte mit dem Modell i3 bereits Pionierarbeit für die Elektromobilität geleistet, das elektrische Portfolio aber nie massgeblich erweitert und den i3 nach neun Jahren Bauzeit im Juni 2022 ohne direkten Nachfolger eingestellt. Erst in den vergangenen beiden Jahren sah man wieder deutlichere Bemühungen bei den E-Autos: Aktuell sind die Limousine i4 und das SUV iX im Angebot.
Die neue Plattform bedeutet aber nicht, dass BMW künftig keine Autos mit Verbrennungsmotor bauen wird: Zum einen wird der geplante Verkaufsstopp für neue Autos mit Benziner und Diesel frühestens 2035 in Europa in Kraft treten, bis dahin braucht BMW die Verbrenner mindestens.
Und zum anderen sind nicht auf allen Märkten solch konkrete Verbote geplant. Neue Modelle mit Verbrenner werden nur nicht auf der neuen technischen Plattform basieren, die Prioritäten bei BMW verschieben sich zugunsten des elektrischen Antriebs. Und BMW hat genug Zeit, sich Marktanteile bei den E-Autos zu sichern.
Die Neue Klasse soll bessere und kostengünstigere Batterien in Serie bringen, ab 2025 zunächst in zwei Modellen. Zipse: «Zum Start planen wir eine kompakte Limousine im 3er-Segment und ein entsprechendes sportliches SUV.»
Die Entscheidung für eine reine E-Plattform bringt einen entscheidenden Vorteil: Sie kann vollständig auf den Einbau von Batterien optimiert werden, was mehr Stabilität und weniger Gewicht bringt. Auch Konzerne wie Hyundai oder VW setzen inzwischen auf eigene E-Plattformen statt auf Hybridformen.
Und auch eine weitere Technologie hat BMW in der Hinterhand: den Brennstoffzellenantrieb. Ende 2022 startet der Wasserstoff-X5.
Toyota und Hyundai haben schon seit Längerem Autos im Angebot, die Wasserstoff tanken, Mercedes hatte den Brennstoffzellen-GLC nach kurzer Zeit wegen «geringer Marktchancen» wieder aus dem Programm genommen.
BMW-Chef Zipse zeigt sich für die Technologie auch in Zukunft offen: «Ich kann mir gut vorstellen, dass wir in der neuen Klasse perspektivisch auch die Brennstoffzelle im Serieneinsatz sehen werden», sagte er dem «Handelsblatt». Denn: «Wasserstoff als Energieträger wird in vielen Weltregionen eine wichtige Rolle spielen.»
VW hat sich aufgrund der Unwägbarkeiten darauf fokussiert, reine E-Autos zu bauen. Für BMW, so schreibt das «Handelsblatt», ist die Option des Wasserstoffantriebs ein Risiko, aber gleichzeitig eine Chance: Falls sich der Antrieb doch durchsetzt, sind die Bayern im klaren Vorteil.