Wer tut es nicht? Etwas googeln, obwohl man es eigentlich schon weiss. Es scheint, als würde uns die Möglichkeit, etwas schnell im Internet nachzuschlagen, gewissermassen dümmer machen. Man denkt an das Schlagwort von der «Digitalen Demenz», das der Psychiater und Buchautor Manfred Spitzer vor ein paar Jahren populär machte.
Spitzer ist wegen seiner – sagen wir mal: überspitzten – These zu Recht kritisiert worden. Doch eine kanadische Studie zeigt nun, dass Menschen weniger auf ihr vorhandenes Wissen vertrauen, wenn sie Zugang zum Internet haben.
Die Forscher um den Psychologen Evan Risko von der Universität von Waterloo (Ontario) führten ein Experiment an 100 Versuchspersonen durch: Sie stellten ihnen Wissensfragen, beispielsweise nach der Hauptstadt von Frankreich. Darauf mussten die Probanden angeben, ob sie die Antwort kennen. Falls nicht, durften sie im Internet danach suchen. In einem zweiten Durchgang wurden die Testpersonen erneut befragt, doch diesmal durften sie das Internet nicht nutzen.
Hatten die Probanden Zugang zum Internet, gaben sie um fünf Prozent häufiger an, dass sie die Antwort auf eine Frage nicht wussten. «Durch das omnipräsente Internet sind wir beinahe ständig mit riesigen Informationsbeständen verbunden», sagt Professor Risko. «Und wenn sich diese Daten in Reichweite befinden, scheinen die Leute weniger auf ihre eigenen Kenntnisse zu vertrauen.»
Die Forscher vermuten, dass der Zugang zum Internet dafür sorgt, dass es weniger akzeptabel ist, wenn man behauptet, man wisse etwas, dann aber falsch liegt. Eine andere Möglichkeit ist, dass Leute, die etwas im Internet suchen können, sich weniger auf ihre Kenntnisse verlassen, weil sie die zuerst online bestätigen wollen – und zudem den Vorgang des Suchens und Findens im Web als angenehm erfahren.
«Unsere Ergebnisse lassen vermuten, dass der Umstand, ob wir Zugang zum Internet haben oder nicht, einen Einfluss darauf hat, wie wir einschätzen, ob wir etwas wissen oder nicht», sagt Risko. «Wir hoffen, diese Studie trägt zu unserem wachsenden Verständnis bei, wie der einfache Zugang zu enormen Informationsmengen unser Denken und Handeln beeinflusst.» (dhr)