International
Australien

Mehr Aborigine-Rechte: Auch Australiens Senat stimmt für Referendum

Mehr Aborigine-Rechte: Auch Australiens Senat stimmt für Referendum

Jetzt ist es offiziell: In Australien wird noch vor Jahresende ein Referendum über eine Verfassungsänderung abgehalten, die der indigenen Bevölkerung eine Stimme im Parlament geben soll.
19.06.2023, 07:2719.06.2023, 14:51
Mehr «International»

Der Senat gab am Montag grünes Licht für ein entsprechendes Referendum, das nun innerhalb von sechs Monaten durchgeführt werden muss. Beobachter rechnen mit Oktober als möglichem Termin.

Labor senators applaud after the passing of the Voice to Parliament in the Senate chamber at Australia's Parliament House, in Canberra, Monday, June 19, 2023. The Senate voted to hold a referendu ...
Mitglieder des australischen Parlaments applaudieren nach der Annahme.Bild: keystone

Das Abgeordnetenhaus hatte bereits Ende Mai mit grosser Mehrheit für die viel diskutierte Volksbefragung gestimmt, die unter dem Motto «Voice to Parliament» steht. Dabei geht es um die Frage, ob künftig ein Gremium indigener Australier die Regierung berät, wenn es um Fragen geht, die die Ureinwohner betreffen. Die Mitglieder sollen von Vertretern der Aborgines benannt werden und nicht von der Regierung.

Nach dem Votum brach im Senat Applaus aus. In der Befragung werde es darum gehen, die 65'000 Jahre alte Geschichte der Aborigines endlich in der Verfassung anzuerkennen, sagte die Ministerin für indigene Australier, Linda Burney. «Viel zu lange ging es den indigenen Australiern durchweg schlechter als den nicht-indigenen Australiern», betonte sie. «Es ist ein kaputtes System.»

Premierminister Anthony Albanese, der das Referendum seit seinem Wahlsieg im Mai 2022 vorangetrieben hat, erklärte: «Ich sage meinen australischen Landsleuten: Parlamente verabschieden Gesetze, aber es sind Menschen, die Geschichte machen. Dies ist Ihre Zeit, Ihre Chance, Teil der Geschichte zu sein.»

Von den annähernd 26 Millionen Australierinnen und Australiern sind fast eine Million Aborigines und Torres-Strait-Insulaner - so der Name der indigenen Bevölkerung der gleichnamigen Inseln. Das Land ist bei der Frage zu dem Referendum aber sehr gespalten. Für eine Verfassungsänderung ist zudem eine «doppelte» Mehrheit nötig: Nicht nur auf nationaler Ebene müssen mehr Ja- als Nein-Stimmen erzielt werden - auch eine Mehrheit der sechs Bundesstaaten und Territorien muss sich dafür aussprechen, also mindestens vier.

Die Regierung in Canberra versucht derzeit auf verschiedenen Ebenen eine Annäherung und Versöhnung mit den Ureinwohnern. Erst vor knapp zwei Wochen war die weltgrösste Sandinsel Fraser Island vor der Küste von Queensland offiziell umbenannt worden. Sie trägt nun wieder ihren ursprünglichen Namen K'gari (ausgesprochen: Garrie). Das Wort bedeutet in der Sprache des Volkes der Butchulla Paradies.

Von grossen Teilen der weissen Mehrheit wird die indigene Bevölkerung aber nach wie vor ausgegrenzt, obwohl sie das Land schon seit Zehntausenden Jahren besiedelt. Die Ureinwohner werden in der 1901 verabschiedeten Verfassung des Landes nicht erwähnt. Erst 1967 wurden ihnen überhaupt Bürgerrechte eingeräumt.

Nach der Ankunft der First Fleet (Erste Flotte) aus Grossbritannien 1788 und der darauffolgenden Kolonisierung wurden viele Jahrzehnte lang Aborigines-Kinder ihren Eltern entrissen. Die «gestohlene Generation» musste in Heimen oder bei weissen Familien aufwachsen. (saw/sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
1 Kommentar
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
1
Wahlen in Togo nach umstrittener Abschaffung des Präsidialsystems

Kurz nach einer umstrittenen Verfassungsreform haben die Menschen in Togo ein neues Parlament gewählt - und damit erstmals indirekt auch den Präsidenten sowie den mächtigen neuen Regierungschef.

Zur Story