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Belarus: Kolesnikowa stellt Anzeige wegen Morddrohung

«In die Ukraine – lebendig oder zerstückelt»: Kolesnikowa stellt Anzeige wegen Morddrohung

10.09.2020, 11:46
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Die inhaftierte belarussische Oppositionspolitikerin Maria Kolesnikowa hat nach ihrer Entführung Strafanzeige gegen die Behörden wegen Morddrohung gestellt. Das teilte die 38-Jährige in einer am Donnerstag veröffentlichten Stellungnahme mit.

Maria Kolesnikova, one of Belarus' opposition leaders, gestures on the way to the Belarusian Investigative Committee in Minsk, Belarus, Thursday, Aug. 27, 2020. Police in Belarus detained over 50 ...
Maria Kolesnikowa Ende August in Minsk.Bild: keystone

Die Anzeige, die auch die Vorwürfe der Entführung sowie der Androhung einer Freiheitsstrafe von 25 Jahren beinhaltet, richtet sich gegen den Geheimdienst KGB und gegen die Sonderpolizei zur Bekämpfung organisierter Kriminalität. Kolesnikowa nennt nach Angaben ihres Stabs in Minsk die Namen der Beamten, die sie bedroht und ihr einen Sack über den Kopf gezogen hätten. Und sie betonte, dass sie die Männer bei einer Gegenüberstellung identifizieren könne.

Kolesnikowa war am Montag in Minsk entführt und unter Androhung von physischer Gewalt aufgefordert worden, das Land zu verlassen. Sie sollte in das Nachbarland Ukraine abgeschoben werden. Die Sicherheitskräfte hätten ihr gesagt: entweder «lebendig oder zerstückelt», schrieb sie.

Kolesnikowa hatte aber ihren Pass vor dem Grenzübergang zerrissen und so ihre Abschiebung vereitelt. Sie habe Quetschungen von der gewaltsamen Aktion davongetragen, teilte ihre Anwältin Ljudmila Kasak am Mittwochabend nach einem Treffen mit ihr mit.

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quelle: keystone / dmitri lovetsky
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Kolesnikowa, die viele Jahre in Stuttgart in der Kulturszene aktiv gewesen war, sitzt in Untersuchungshaft in Minsk wegen des Vorwurfs der versuchten Machtergreifung. Ihre Anwältin Kasak bezeichnete die Vorwürfe als «absurden» Versuch, Andersdenkende mundtot zu machen. «Maria fühlt sich gut und wacker trotz des erlebten Stresses in den vergangenen zwei Tagen», sagte Kasak.

Bei Kundgebungen für eine Freilassung Kolesnikowas am Mittwoch in Minsk kam es zu zahlreichen Festnahmen. Die Sorge um die Politikerin ist gross. Belarus vollstreckt als einziges Land in Europa noch die Todesstrafe – durch Genickschuss. (sda/dpa)

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9 Kommentare
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Hans Jürg
10.09.2020 13:59registriert Januar 2015
Wow. Das ist eine sehr mutige Frau.

Ich hoffe, dass sie für ihren Mut nicht mit dem Leben oder der Gesundheit bezahlen muss.

Ich hätte auf jeden Fall diesen Mut nie und nimmer gehabt und wäre ins Exil gegangen.

Hut ab vor so viel Chuzpe und Standhaftigkeit.
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