Im ostdeutschen Heidenau randalieren Rassisten vor einem Flüchtlingsheim. Im brandenburgischen Nauen wird eine Sporthalle, die Flüchtlinge aufnehmen sollte, abgefackelt und im sächsischen Freital demonstrieren «Besorgte Bürger» seit Wochen gegen Flüchtlinge.
Auch im Internet ist der Ton rau, Hetze gegen Ausländer gehört auf «asylkritischen» Facebook-Seiten zum Alltag. Doch was sagen die Facebook-Hetzer, wenn man sie im realen Leben mit ihren Aussagen konfrontiert? Genau das haben Reporter von «Spiegel TV» getan.
Sie haben einen Mann aufgesucht, der auf Facebook für die Wiedereröffnung der Konzentrationslager aus dem Zweiten Weltkrieg plädierte. Schwer zu finden war er nicht: Der Mann schreibt unter seinem Namen, in seinem Profil gibt er den Namen seines Arbeitsgebers an.
Der besorgte Bürger ist seit der Wende arbeitslos und verrichtet im Rahmen eines Beschäftigungsprogramms gemeinnützige Arbeiten für einen Euro pro Stunde – einen echten Job hatte er nie. Seine Wohnung wird vom Staat bezahlt.
Die «Spiegel TV»-Reporter konfrontierten den Mann erst zusammen mit seinem Betreuer, der ihn wegen des Postings massregelt, und befragen ihn dann alleine. Er verdiene Geld, habe eine Wohnung, für ihn sei doch gesorgt, argumentiert die Journalistin. Er hätte gerne einen richtigen Job, sagt der Asylgegner, er habe sich zig Mal beworben – ohne Erfolg. Die Reporterin fragt:
Die Frage bleibt unbeantwortet. Das Gespräch mit dem überforderten Mann, der keine Argumente hat, ist nicht ganz angenehm anzusehen. Er zeigt aber zweierlei Dinge sehr gut auf: Was man auf Facebook postet, kann einen ziemlich schnell in der realen Welt einholen. Und: Der Hass entsteht oft aus einem Bauchgefühl, nicht aus rationalen Argumenten. (rey via Meedia)