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MOP-Bombe GBU-57: Damit kann man einen ganzen Berg wegsprengen

Bunkerbrecher-Bombe: Damit kann man einen ganzen Berg wegsprengen

Um die unterirdischen Urananreicherungsanlagen im Iran zu zerstören, hofft Israel auf die Bunkerbrecher-Bombe der USA. Doch reicht deren Wucht zur totalen Zerstörung der Atomanlagen?
21.06.2025, 06:4421.06.2025, 06:44
Bruno Knellwolf / ch media
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Israel hat mit Operation «Rising Lion» die militärische Führung des Iran enthauptet, mehrere Nuklearanlagen angegriffen und mit Luftangriffen und Spezialeinsätzen die Verteidigungs- und Angriffsfähigkeiten des Iran ins Visier genommen. Der Iran hat mit Salven ballistischer Raketen und unbemannten Luftfahrzeugen zurückgeschlagen. Das Ziel der Angriffe ist, einen Staat an der Schwelle zur Atommacht zu stoppen.

Der Haken: Die Urananreicherungsanlage in Fordow ist das Schlüsselelement des iranischen Nuklearprogramms – und diese Atomanlage ist tief in den Berg gehauen. Zerstört werden könnte Fordow nur mit der Bombe aller Bomben: Mit der Bunker-Buster-Bombe GBU-57, die auch MOP genannt wird. Das steht für Massive Ordnance Penetrator, also frei übersetzt ein massives Kriegsgerät zur Durchschlagung von Panzerung. Der Name trifft den Nagel auf den Kopf, die Bombe stürzt pfeilgerade auf das Ziel zu und bohrt sich in den Boden, um später im Untergrund zu explodieren.

Donald Trump hält den Einsatz der Superbombe für möglich

Weil US-Präsident Donald Trump einen Einsatz von Militärmitteln zur Zerstörung iranischer Nuklearanlagen für akzeptabel hält, könnte die Bunkerbrecher-Bombe der USA zum Einsatz kommen. Vor allem, weil sie weltweit die einzige Waffe ist, die in der Lage ist, die Fordow-Anreicherungsanlage zu zerstören.

Die sechs Meter lange GBU-57 oder MOP ist die stärkste nicht atomare Bombe der Welt und beeindruckende 13'600 Kilogramm schwer. Sie ist so schwer, dass sie nur von einem einzigen Flugzeug abgeworfen werden kann, dem amerikanischen B2-Stealth-Bomber. Die MOP kann rein mit ihrer Wucht Fels und Beton bis zu einer Tiefe von 60 Meter durchdringen, bevor sie explodiert.

GBU-57
Bild: chmedia

Um die Explosion zu verzögern, liegt die riesige Sprengladung der MOP in einem extrem stabilen Metallgehäuse. Entwickelt wurde sie bereits 2002. Im Jahr 2009 erhielt Boeing dann den Auftrag, das Waffensystem in US-Flugzeuge zu integrieren. Zwei Jahre später wurde die MOP erstmals getestet und seither regelmässig verbessert. Genau mit dem Ziel, unterirdische Uran-Anreicherungsanlagen zerstören zu können.

Allerdings wurde die MOP noch nie in einem Krieg eingesetzt, sondern nur auf der White Sands Missile Range in New Mexico getestet. Im Iran wird sie wohl auf zwei Ziele angesetzt werden. Zum Ersten auf die Atomanlage in Natans, die 20 Meter unter der Erde liegt und von einem zwei Meter dicken Stahlbeton umgeben ist. Zum Zweiten auf die anfangs genannte Anreicherungsanlage Fordow. Die ist aber in einem Berg 80 Meter unter Gestein und Erde versteckt.

Rafael Grossi von der Internationalen Atomenergie-Organisation hat die Anlage schon besichtigt und in der «Financial Times» erklärt, die sensibelsten Teile der Anlage lägen sogar einiges tiefer unter der Erde, nämlich bis zu 700 Meter.

Ein Schlag geht nur bis 60 Meter in die Tiefe

Eine MOB bringt ihre 2500-Kilogramm-Sprengladung allerdings höchstens 60 Meter tief. Das heisst, dass die zweite Atomanlage in Fordow nicht mit einem Schlag zerstört werden kann. Die bunkerbrechende Bombe ist allerdings mittels GPS präzisionsgelenkt und eine nächste Bombe kann somit wieder auf den gleichen Punkt zugesteuert werden.

FILE - In this photo released by the U.S. Air Force on May 2, 2023, airmen look at a GBU-57, or the Massive Ordnance Penetrator bomb, at Whiteman Air Base in Missouri.(U.S. Air Force via AP, File)
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Die Bunkerbrecher-Bombe GBU-57, auch MOP genannt.Bild: keystone

Um die Atomanlage Fordow zu zerstören, braucht es also zumindest zwei Angriffe mit der MOP. Das bestätigt der ehemalige Air Marshal Martin «Sammy» Sampson heute Mittag an einer Pressekonferenz des «International Institute for Strategic Studies» (IISS) in Berlin.

Sampson geht davon aus, dass die Israelis gute Kenntnisse über die Konstruktion der Anlage haben. Allerdings gebe es überhaupt keine Chance, diese Anlage aus der Nähe zu zerstören. Die Frage sei deshalb, ob die 16'300-Kilogramm-Bombe die Anlage durchdringen und zerstören könnte. Sampson sagt:

«Das wäre möglich. Meiner Meinung nach wären dafür aber mehrere Angriffe erforderlich. Und je mehr Angriffe man durchführen muss, desto weniger vorhersehbar wird es, desto mehr begibt man sich auf unbekanntes Terrain.»

Es bleibe nun die Frage, ob die USA bereit sind, diese Waffe einzusetzen, welche die israelische Armee nicht hat.

US-Armee hat 20 Bunker-Buster-Bomben

Die US-Armee soll 20 dieser Bunkerbrecher-Bomben im Arsenal haben. Jede Bombe kostet etwa 4 Millionen Dollar. Möglich ist deren Abwurf nur mit der Stealth-Bomber B2 Spirit der US-Airforce. Gemäss dieser US-Airforce sind zurzeit 20 B2-Bomber im Einsatz, von denen zehn die schweren MOP-Bomben tragen und abwerfen können. Das Flugzeug hat eine Reichweite von 11'000 Kilometern ohne Auftanken in der Luft. Mit der Möglichkeit der Luft-Betankung kann sie die Bombe sogar 19'000 Kilometer weit transportieren. Damit ist sozusagen jedes Ziel dieser Welt erreichbar, ganz sicher die beiden Uran-Anreicherungsanlagen im Iran.

Allerdings wäre der Transport der Bunkerbrecher-Bombe kein Spazierflug. Ein B2-Bomber hat zwei Bombenschächte und kann damit zwei MOP transportieren, die er nacheinander abwerfen würde. Dafür müsste er über iranischem Gebiet kreisen und wäre durch deren Luftabwehr gefährdet. Anti-Radar-Marschflug-Raketen müssten somit den Weg für den Bomber freischiessen.

Zwar sind solche Stealth-Flugzeuge wie der B2-Bomber getarnt. Allerdings vor allem gegen Radar, Infrarotdetektoren und andere Sensoren. Unsichtbar ist das wie aus einem James-Bond-Film aussehende «Nurflügler»-Flugzeug nicht.

Experten halten die Zerstörung von Fordow für möglich, allerdings sei das noch nie gemacht worden. Erfahrung hat man nur mit einer etwas kleineren Bunkerbrecher-Bombe, die 2017 in Afghanistan eingesetzt wurde. Diese zehn Tonnen schwere Massive Ordnance Air Blast (MOAB) zerstörte die afghanischen Höhleneinrichtungen des sogenannten «Islamischen Staats» mit voller Wucht.

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Die beliebtesten Kommentare
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Andreash
21.06.2025 09:21registriert August 2022
Wenn man dann eh schon in der Nähe wäre, könnte man die letzte verbleibende Bombe noch über der Krim-Brücke loswerden, damit der Rückflug nicht so beschwerlich wird.
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papperlapapp
21.06.2025 08:42registriert Februar 2019
Die Headline ist super. Zeigt mal wieder wie Clickbait funktioniert. Wer nur einmal das Hirn zur Hilfe nimmt weiss das keine Bombe der Welt einen Berg wegsprengen kann. Nicht mal die stärksten A Bomben schaffen das, und schon gar nicht wenn diese von aussen drauf gehauen werden. In Granit ist nach ein paar Meter Schluss. Sonst wäre das ja die ideale Bohrweise für unsere Tunnels. Dort sprengt man mit 5m Bohrungen und auch 1T Sprengstoff gerade mal 5m Tunnelumfang weg. Hirnloses Nachgeplappere. In Sand/Kiesboden mag das sein, aber sicher nicht Granit...
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Willi202
21.06.2025 08:45registriert September 2020
Und was macht man mit dem verseuchten gebiet? Was wird kontaminiert? gelangt der radioaktive staub in die atmosphäre?
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