Hanau gedenkt der Ermordeten vom 19. Februar. In der deutschen Stadt hat am Mittwochabend die zentrale Trauerfeier für Ferhat Unvar, Gökhan Gültekin, Hamza Kurtović, Said Nessar El Hashemi, Mercedes Kierpacz, Sedat Gürbüz, Kaloyan Velkov, Fatih Saraçoğlu, Vili Viorel Păun und die Mutter des rassistischen Attentäters Tobias R. stattgefunden.
Die Trauerfeier stand unter der Überschrift «Die Opfer waren keine Fremden».
Hanaus Oberbürgermeister, Claus Kaminsky (SPD) sagte, die Stadt werde für immer mit dem Anschlag verbunden sein.
In Hanau gebe es eine grosse und gute Tradition im Zusammenleben der unterschiedlichsten Menschen. «Wir glauben unterschiedlich, wir leben unterschiedlich, wir sprechen auch unterschiedlich, aber uns eint der Respekt vor den Mitmenschen, die Nächstenliebe, die Toleranz und auch die unerschütterliche gemeinsame Freude am Leben in dieser Stadt», so der SPD-Politiker.
Nach dem Bürgermeister sprach Kemal Kocak, ein Freund der Ermordeten. «Was vorgefallen ist, tut mir so in der Seele weh. Mein Herz blutet dermassen, ich kann nicht in Worten beschreiben, was passiert ist.»
An die Gäste der Trauerfeier gerichtet, sagte Kocak: «Ihr müsst euch einfach mal vorstellen, jeder von den Angehörigen und Freunden isst gerade irgendwo, und hat noch so viele Ziele für den nächsten Tag. Und einer kommt, der nicht so denkt wie wir, und der nicht so ist, wie wir, und nimmt das Leben der Brüder. Und der Schwestern.»
Dann legte Kocak eine kurze Pause ein, bevor er sagte:
Später in seiner Rede richtete Kocak das Wort an, wie er es sagte, «die oben, die am grossen Hebel stehen»: «Wir wollen Taten sehen.»
Er selbst, so erzählte Kocak, sei am Dienstagabend zuhause gesessen, es sei spät gewesen, die beiden Kinder und seine Frau hätten geschlafen, als ihm dies hier passiert sei:
Für seine bewegende Rede, in der er auch persönliche Erinnerungen an die Ermordeten teilte, erhielt Kocak viel Zuspruch, insbesondere auf Twitter.
Der Hanauer Kemal Kocak spricht von seinen Freunden und von seiner Angst nach dem Anschlag und man könnte eine Stecknadel fallen hören #Hanau #hanaustehtzusammen pic.twitter.com/Qx5pOXLM15
— Sonja Fouraté (@dottore_fou) March 4, 2020
Mega Respekt vor Kemal Kocak. Sehr ergreifend
— Gini77 (@Gini774) March 4, 2020
Kemal Kocak spricht, ein Freund, der die meisten Opfer persönlich gut kannte. „ich will nicht mehr in Angst leben, wann hört das auf?“Trug mich ein in das Kondolenzbuch: „Im Namen Gottes, des Allerbarmers, des Barmherzigen. In tiefster Trauer gedenken wir der Opfer des Attentats“ pic.twitter.com/aqRt8BzPIL
— Aiman A. Mazyek (@aimanMazyek) March 4, 2020
Zu den rund 650 geladenen Gästen gehören der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier und Bundeskanzlerin Angela Merkel (beide CDU). Aufgrund des hohen öffentlichen Interesses wurde die Veranstaltung auf zwei Plätzen in der Innenstadt live übertragen. Die Trauerfeier wurde begleitet von hohen Sicherheitsmassnahmen. Bereits am Nachmittag riegelte ein Grossaufgebot der Polizei die Innenstadt ab.
Auf dem Marktplatz und dem Freiheitsplatz versammelten sich nach Angaben der Polizei zu Beginn der Veranstaltung rund tausend Menschen.
(mit Material von sda)