Es ist laut Experten ein «beispielloses Leak», das eines der verschwiegensten Regimes der Welt betrifft: Eine anonyme Quelle hat iranische Geheimdienstberichte an das Newsportal The Intercept weitergegeben. Die Person sagt, sie wolle «die Welt wissen lassen, was der Iran in meinem Land Irak tut».
Hinweis: Diese Breaking-News-Story, die sich bei Twitter unter dem Hashtag #irancables verbreitet, wird laufend ergänzt.
“I think it's one of the most important leaks ever. I think it is on the scale of the Pentagon Papers or the Snowden documents.” https://t.co/9jHih72sB4 #irancables pic.twitter.com/MMnVNmTcl7
— The Intercept (@theintercept) November 18, 2019
Die Enthüllungen kommen zu einem brisanten Zeitpunkt für den Iran und dessen Machthaber. Die islamische Republik am Persischen Golf wird von Unruhen geschüttelt. Laut unabhängiger Berichte herrscht staatliche Zensur und die Bevölkerung wurde vom freien Internet abgeschnitten.
Rund 700 Geheimdienstberichte.
Es handelt sich um geheime diplomatische Nachrichten, sogenannte Nachrichtenkabel, die The Intercept aus dem Persischen übersetzen liess und mit Journalisten der «New York Times» bearbeitete. The Intercept und die «New York Times» haben am Montag früh erste Artikel dazu publiziert.
Die geleakten iranischen Dokumente zeigten im Detail, wie aggressiv Teheran daran gearbeitet habe, sich in irakische Angelegenheiten einzubringen. Und wie die Machthaber vom militärischen Einmarsch der USA profitierten.
Im Zentrum der Enthüllungen steht die Eliteeinheit der iranischen Revolutionsgarden, die im Ausland agiert. Ihr Name: Quds. Ihr Anführer: General-Major Qassim Suleimani.
In Iran herrschen unruhige Zeiten. Nach zwei Tagen wütender Proteste warnte Präsident Hassan Ruhani in einer am Sonntag veröffentlichten Erklärung vor «Unsicherheit» im Land.
Eine Erhöhung der Benzinpreise hatte die Unruhen ausgelöst. Bei Zusammenstössen zwischen Sicherheitskräften und Demonstranten wurden ein Polizist und ein Zivilist getötet.
Die USA verurteilten die «tödliche Gewalt» gegen Demonstranten, genauso wie die «strengen Kommunikationsbeschränkungen». Die iranischen Behörden hatten als Reaktion auf die Proteste den Internetzugang im Land massiv eingeschränkt.
Die iranische Regierung hatte am Freitag die Ausgabe von Benzin eingeschränkt und die Spritpreise um mindestens 50 Prozent erhöht. Mit den zusätzlichen Einnahmen will Präsident Hassan Ruhani neue Hilfen für 60 Millionen Bedürftige finanzieren. Rückendeckung bekam die Regierung vom geistlichen Oberhaupt Ajatollah Ali Chamenei.
Schliesslich ist an einen zuletzt gefährlich eskalierenden internationalen Konflikt zu erinnern: Zwischen den USA und ihren Verbündeten Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten auf der einen Seite, und dem Iran auf der anderen Seite. Ein Fünftel des Erdöls, das die Welt verbraucht, wird durch die Strasse von Hormus verschifft. Rund um die Meerenge kommt es immer wieder zu Scharmützeln.
Im letzten halben Jahr seien in diesem Seegebiet sechs westliche Öltanker bei Angriffen beschädigt worden, fasste «10 vor 10» die explosive Situation zusammen. «Kurz darauf schoss der Iran eine amerikanische Drohne ab. Und im September haben Drohnen oder Raketen die wichtigste saudische Ölförderungs-Anlage getroffen.» Die USA beschuldigten den Iran, hinter den Angriffen zu stecken. Mit Ausnahme des Drohnenabschusses bestreite Teheran jegliche Beteiligung.
Mit Material der Nachrichtenagentur SDA
(dsc)