International
Gesellschaft & Politik

Polens Parlament stimmt für umstrittenes Mediengesetz

Nach heftigem Eklat: Polens Parlament stimmt für umstrittenes Mediengesetz

Nach einer turbulenten Debatte hat das polnische Unterhaus für das umstrittene neue Mediengesetz gestimmt. Während der entscheidenden Sitzung kam es zu einem Eklat, die Opposition nannte die Abstimmung «illegal».
11.08.2021, 22:38
Mehr «International»
Ein Artikel von
t-online

Nach dem Bruch des polnischen Regierungsbündnisses im Streit um ein neues Rundfunkgesetz hat das Parlament in Warschau die Novelle gebilligt. Bei der Abstimmung am Mittwochabend stimmten 228 Abgeordnete dafür, 216 dagegen. 10 weitere enthielten sich der Stimme.

Während der Sitzung des Sejm kam es zum Eklat, als eine knappe Mehrheit der Abgeordneten zunächst dafür stimmte, das Votum über die Reform zu verschieben. Parlamentspräsidentin Elzbieta Witek hob die Entscheidung jedoch auf mit der Begründung, sie habe vergessen, das neue Datum für eine Abstimmung anzugeben. Abgeordnete der Regierungspartei hatten eine Wiederholung des Votums gefordert. Beim zweiten Votum wurde die Verschiebung dann abgelehnt. Oppositionsvertreter nannten Witeks Vorgehen «illegal».

Offener Konflikt in der Opposition

Die Änderung sieht vor, dass künftig in Polen Rundfunklizenzen nur noch dann an Ausländer vergeben werden dürfen, wenn diese «ihre Zentrale oder ihren Wohnsitz im Bereich des Europäischen Wirtschaftsraums haben». Zusätzlich gilt die Bedingung, dass der Lizenznehmer nicht von jemandem abhängig sein darf, der Zentrale oder Wohnsitz ausserhalb dieses Wirtschaftsraums hat. Nach Ansicht von Kritikern zielt das Gesetz auf den Privatsender TVN, der über eine in den Niederlanden registrierte Holding Teil des US-Konzerns Discovery ist. Der Nachrichtensender TVN24 vertritt eine PiS -kritische Linie.

Nachdem der Sejm, die erste Kammer des Parlaments, der Gesetzesänderung zugestimmt hat, geht sie nun an den Senat, die zweite Kammer. Dieser kann noch Änderungsvorschläge machen.

Die Regierungskoalition um die national-konservativen PiS-Partei brachte die Medienreform damit trotz eines offenen Konflikts mit einem bisherigen Koalitionspartner durch. Ministerpräsident Mateusz Morawiecki von der PiS hatte am Dienstag dessen Chef, Arbeitsminister Jaroslaw Gowin, entlassen. Dabei verwies Morawiecki auf Wirtschaftsreformen, bei denen die beiden Parteien überkreuz lagen. Gowin hatte zudem zu den umstrittenen Justizreformen des Landes erklärten, es sei nicht sinnvoll, deswegen in einen Streit mit der Europäischen Union zu geraten.

(dpa/pdi)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
3 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
3
Putins Trick: So kommen Waffen aus dem Westen nach Russland
Hochwertige Gewehre aus den USA und Europa sollen noch immer nach Russland gelangen. Möglich machen es wohl Drittstaaten.

Russische Scharfschützen sollen trotz Sanktionen tausende Gewehre und Munition aus westlicher Produktion erhalten. Möglich machen es offenbar Firmen in Drittstaaten, die für Putins Soldaten auf Einkaufstour gehen. Recherchen mehrerer europäischer Medien, unter anderem der unabhängigen russischen Investigativplattform «The Insider», haben die Wege der Waffen nachverfolgt.

Zur Story