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Wahlen in Ungarn: Orbán gewinnt deutlich

epa09868950 A handout photo made available by the Hungarian PM's Press Office shows Hungarian Prime Minister Viktor Orban waves to his supporters during the governing Fidesz-KDNP party's eve ...
Viktor Orbán darf sich über einen deutlichen Sieg freuen.Bild: keystone

«Haben gewaltigen Sieg errungen» – Orbán gewinnt Wahl in Ungarn deutlicher als erwartet

04.04.2022, 09:3404.04.2022, 09:35
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Der rechtsnationale Ministerpräsident Viktor Orbán hat bei der Parlamentswahl in Ungarn einen unerwarteten Triumph gefeiert. Seine Fidesz-Partei kam nach Auszählung von 96 Prozent der Stimmen auf 53 Prozent, wie das Wahlbüro in der Nacht zum Montag mitteilte. Damit könnte sie 135 der 199 Parlamentsmandate errungen haben. Orbán kann voraussichtlich zum vierten Mal in Folge mit einer verfassungsändernden Zweidrittelmehrheit regieren.

Das Oppositionsbündnis «Ungarn in Einheit» schnitt weit unter den Erwartungen ab. Der Zusammenschluss von sechs Parteien aus dem linken, grünen, liberalen und rechten Spektrum kam auf nur 35 Prozent der Stimmen und 56 Mandate. Die Meinungsumfragen vor der Wahl hatten für die Fidesz-Partei einen Vorsprung von einem bis zehn Prozentpunkten ermittelt.

Den Einzug ins Parlament schaffte ausserdem die rechtsradikale Partei Unsere Heimat mit sechs Prozent der Stimmen und sieben Mandaten. Ein für Nationalitäten erreichbares Mandat ging an den Vertreter der deutschen Minderheit, der als Verbündeter der Fidesz-Partei gilt. Die Wahlbeteiligung lag bei knapp 70 Prozent und war damit ähnlich hoch wie vor vier Jahren.

«Wir haben einen gewaltigen Sieg errungen», sagte Orbán in der Wahlnacht vor jubelnden Anhängern. «Einen so gewaltigen Sieg, dass man ihn sogar vom Mond aus sieht, aber von Brüssel aus ganz gewiss.» Damit spielte er auf seine permanenten Konflikte mit der EU an, der sein Land seit 2004 angehört.

«Enorme internationale Kraftzentren haben sich gegen uns in Stellung gebracht», führte er weiter aus. Unter die zahlreichen Feinde seiner nationalistischen Politik zählte er «die internationale Linke, Brüssel, die internationalen Medien und den ukrainischen Präsidenten.» Wolodymyr Selenskyj hatte Orbán zuletzt aufgefordert, von Kremlchef Wladimir Putin abzurücken und sich auf die Seite der von Russland angegriffenen Ukraine zu stellen.

Der Spitzenkandidat der Opposition, Peter Marki-Zay, gestand die Niederlage ein. «Es war ein ungleicher und chancenloser Kampf, aber wir haben uns ihm gestellt», sagte er. «Unter ungleichen Bedingungen, mit zusammengebundenen Beinen, mit einer Lanze im Rücken sind wir in diesen Kampf gegangen, doch wir haben nicht gewonnen.»

Opposition leader Peter Marki-Zay addresses supporters during an election night rally in Budapest, Hungary, Sunday, April 3, 2022. Early partial results in Hungary's national election are showing ...
Peter Marki-Zay von der Opposition hat die Niederlage eingestanden.Bild: keystone

Marki-Zay, ein parteiloser Konservativer, ist Bürgermeister der südostungarischen Kleinstadt Hodmezövasarhely. Die Oppositionsallianz hatte ihn im vergangenen Herbst in selbst organisierten Vorwahlen zu ihrem Spitzenkandidaten gekürt.

Wahlforscher führten den unerwartet deutlichen Erfolg des Regierungslagers darauf zurück, dass die Mehrheit der Wähler mit den Zuständen im Land zufrieden sei. In der seit zwölf Jahren währenden Regierungszeit Orbán hatten sich die Lebensbedingungen für viele Ungarn verbessert.

Zugleich sei es dem Regierungschef gelungen, die Gemüter angesichts des russischen Kriegs gegen die Ukraine zu beruhigen. Mit seiner Beteuerung, dass nur er «Ungarn aus dem Krieg heraushalten» könne, täuschte er über sein enges Verhältnis zur Führung in Moskau hinweg. Die Sanktionsmassnahmen der EU gegen Russland trug er halbherzig mit. Die Opposition beschuldigte er wiederum, ohne Beweise vorzulegen, dass sie das Land «in den Krieg hineinziehen» würde.

Orbans Dominanz über die Politik in Ungarn weist Kritikern zufolge autoritäre Züge auf. Unabhängige Zeitungen, Radiosender und Internet-Portale schaltete er aus, meist indem er sie von ihm nahestehenden Oligarchen aufkaufen liess. Im Wahlkampf war der Opposition im Vergleich zur Fidesz-Werbung gerade mal ein Achtel der Plakatflächen zugeteilt worden. In den öffentlich-rechtlichen Medien wird die Orban-Regierung seit zwölf Jahren kritiklos gelobt, während Oppositionelle entweder ignoriert oder diffamiert werden. (dab/sda/dpa)

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102 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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raues Endoplasmatisches Retikulum
03.04.2022 22:37registriert Juli 2017
Diplomatisch ausgedrückt:
Fuck
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stormcloud
03.04.2022 22:19registriert Juni 2021
Ach bitte nicht. Den korrupten Störenfried und Putin-Freund aus Ungarn können wir jetzt in Europa gar nicht brauchen. Zudem macht er mit Fidez einen auf Autokrat...
Jetzt noch Vucic in Serbien und das Elend ist komplett 😳🤮
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Überdimensionierte Riesenshrimps aka Reaper
03.04.2022 22:49registriert Juni 2016
Dann hat die EU für lange Zeit einen Mini Putin im Haus 😰😱
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