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Indischer Bundesstaat verlangt Erlaubnis für unverheiratetes Zusammenleben

Bundesstaat in Indien verlangt Erlaubnis für unverheiratetes Zusammenleben

07.02.2024, 18:1307.02.2024, 18:13
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Ein stereotypisches indisches Paar.
Zwar sind aussereheliche Beziehungen in Indien ein gesellschaftliches Tabu, eine behördliche Erlaubnis für ein Zusammenleben ist aber ein Novum. (Symbolbild)Bild: Shutterstock

Wer in dem indischen Bundesstaat Uttarakhand im Himalaja unverheiratet mit seinem Partner zusammenziehen will, benötigt künftig die Zustimmung der Behörden. Das Regionalparlament, in dem die hindunationalistische Partei von Premier Narendra Modi die Mehrheit hat, stimmte am Mittwoch einer entsprechenden Zivilrechtsgesetzgebung zu. Werden solche Wohnsituationen nicht innerhalb eines Monats gemeldet, kann ein Bussgeld oder eine Gefängnisstrafe verhängt werden.

Der Antrag kann unter anderem abgelehnt werden, wenn mindestens ein Partner minderjährig ist oder wenn die Beziehung durch Zwang oder Betrug entstanden sein soll. Von Behördenseite wird es jeweils eine Untersuchung geben. Und entscheidet sich das Paar am Ende, nicht mehr zusammenleben zu wollen, muss es dies ebenfalls schriftlich melden.

Uttarakhand
Bundesstaat Uttarakhand.Bild: wikimedia commons

Seit das Gesetzesvorhaben bekannt wurde, sorgt die neue Vorschrift für viel Aufsehen auf den sozialen Netzwerken in dem 1,4-Milliarden-Einwohner-Land. Liebesbeziehungen ohne Eheversprechen sind für viele Inder ohnehin ein Tabu, aber die neue Gesetzgebung in Uttarakhand geht noch deutlich weiter. In dem multireligiösen, aber mehrheitlich hinduistischen Indien gelten für verschiedene Religionsgruppen unter anderem bei der Heirat, der Scheidung und der Erbschaft ganz unterschiedliche Regeln. Beispielsweise darf ein Muslim bis zu vier Frauen heiraten. Alle anderen Inder dürfen hingegen nur eine Partnerin ehelichen.

In Uttarakhand sollen jetzt für alle die gleichen Regeln gelten - und damit werden auch Polygamie sowie weitere muslimische Praktiken verboten. Die Gesetzgebung stiess entsprechend bei Vertretern der muslimischen Minderheit auf Kritik - und sie ist gleichzeitig ein altes und wichtiges Versprechen von Modis Regierungspartei BJP. Der Regierungschef von Uttarakhand, Pushkar Singh Dhami, sagte: «Dieses Gesetz ist gegen niemanden, aber es soll der gesamten Gesellschaft und besonders Frauen helfen - sowie sicherstellen, dass sie zu ihrem Recht kommen.»

Laut Beobachtern könnten andere Bundesstaaten mit BJP-Mehrheit den gleichen Schritt wie Uttarakhand vornehmen. In wenigen Monaten steht in Indien die Parlamentswahl an. (sda/dpa)

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14 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Pontifax
07.02.2024 18:57registriert Mai 2021
Zustände wie in der Schweiz in den 60er Jahren.
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14
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