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Iran und USA: Die Krise am Persischen Golf spitzt sich zu

In this May 5, 2019 photo issued by Karatzas Images, showing the British oil tanker Stena Impero at unknown location, which is believed to have been captured by Iran. Iran's Revolutionary Guard a ...
Der unter britischer Flagge fahrende Öltanker «Stena Impero» wird immer noch festgehalten.Bild: AP

Die Krise am Persischen Golf spitzt sich zu

20.07.2019, 07:28
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Nach neuen Zwischenfällen in der Strasse von Hormus spitzt sich die Krise zwischen der Regionalmacht Iran und dem US-Verbündeten Grossbritannien zu. Der Iran beschlagnahmte am Freitag innerhalb kurzer Zeit zwei britische Tanker – einer davon konnte seine Fahrt später wieder fortsetzen.

Der britische Aussenminister Jeremy Hunt drohte der Führung in Teheran mit «ernsten Konsequenzen», sollte sie nicht auch den anderen Tanker bald freigeben. In einem Interview des Senders SkyNews sagte er aber auch, militärische Optionen würden nicht erwogen. «Wir halten nach einem diplomatischen Weg Ausschau, um diese Situation zu lösen.»

Hunt erklärte vor einer Sitzung des Nationalen Sicherheitsrats (Cobra) in London, er habe mit US-Aussenminister Mike Pompeo über die Situation gesprochen. Versuche, mit dem iranischen Aussenminister Mohammed Dschawad Sarif zu telefonieren, seien zunächst nicht erfolgreich gewesen, da er sich auf einer Flugreise befand. Nach der Cobra-Sitzung teilte ein Regierungssprecher dann mit, dass allen britischen Schiffen dazu geraten werde, die Strasse von Hormus und umliegende Gewässer bis auf Weiteres zu meiden.

Nadelöhr am Golf

Die betroffene Meerenge im Golf von Oman ist eine der wichtigsten Seestrassen der Welt. Fast ein Drittel des globalen Ölexports wird durch die Meerenge verschifft.

Das US-Militär teilte mit, es habe Aufklärungsflugzeuge im Einsatz, um die Lage in der Strasse von Hormus zu beobachten. Die Flugzeuge operierten im internationalen Luftraum. Man stehe zudem in Kontakt mit US-Schiffen in der Gegend, um deren Sicherheit zu garantieren.

Die Iranischen Revolutionsgarden (IRGC) hatten nach eigenen Angaben zunächst den unter britischer Flagge fahrenden Öltanker «Stena Impero» in der Strasse von Hormus gestoppt und in Richtung iranischer Küste gebracht. Zur Begründung hiess es, der Tanker habe internationale Vorschriften missachtet. Die schwedische Reederei «Stena Bulk», der das Schiff gehört, teilte dagegen mit, der Tanker habe sich an sämtliche internationalen Vorschriften gehalten.

Laut den Behörden in der südiranischen Provinz Hormusgan wurde die «Stena Impero» in den Hafen der Stadt Bandar Abbas eskortiert. Der Tanker habe sein GPS-Signal ausgeschaltet und sei vom südlichen Teil der Strasse von Hormus, der nur für den Ausgang der Schiffe vorgesehen ist, in die Meerenge eingefahren und habe damit eine Kollision mit anderen Schiffen riskiert, berichtete die iranische Nachrichtenagentur Tasnim. Dies verstosse gegen die maritimen Vorschriften am Golf. Ausserdem solle der Tanker auch umweltschädigende Materialien an Bord haben, die derzeit von der Umweltbehörde in Bandar Abbas untersucht würden.

Nach Iran abgedrängt

Das schwedische Schiffsunternehmen teilte mit, mehrere unbekannte kleinere Boote und ein Hubschrauber hätten sich genähert, als der Tanker in internationalen Gewässern kreuzte. Wie Daten der Internetseite Marine Traffic zeigen, verliess die «Stena Impero» gegen 17.30 Uhr MESZ ihren Kurs, als sie die Strasse von Hormus passiert hatte. Das Schiff war unterwegs vom Hafen Fudschaira in den Vereinigten Arabischen Emiraten in Richtung Al-Dschubail in Saudi-Arabien.

Kurz darauf wurde auch der unter liberianischer Flagge fahrende Tanker «Mesdar» des britischen Unternehmens Norbulk Shipping UK in Richtung Iran abgedrängt. Wie das Unternehmen mitteilte, wurde die «Mesdar» bald darauf aber wieder freigegeben. Nach dreieinhalb Stunden sei die Kommunikation mit der Besatzung wiederhergestellt worden. Die bewaffneten Sicherheitskräfte hätten das Schiff wieder verlassen und die «Mesdar» könne die Reise fortsetzen. Die halbstaatliche Nachrichtenagentur Fars berichtete, die Besatzung sei routinemässig von der iranischen Marine über die Umweltvorschriften im Persischen Golf aufgeklärt worden und anschliessend weitergefahren.

Die Spannungen in der Region hatten sich in den vergangenen Monaten immens verschärft. Die Handelsschifffahrt wurde in den Konflikt zwischen den USA und dem Iran hineingezogen. Es kam zu mehreren Zwischenfällen mit Tankern und Drohnen. US-Präsident Donald Trump erklärte am Donnerstag, ein US-Marineschiff habe in der Strasse von Hormus eine iranische Drohne zerstört. Teheran widersprach. Grossbritannien und der Iran streiten zudem über einen in Gibraltar festgesetzten iranischen Öltanker.

Nach den Vorfällen am Freitag kündigte Trump an, sich eng mit Grossbritannien abstimmen zu wollen. Er betonte aber auch, dass die USA nicht viele Tanker hätten, die in dem Seegebiet unterwegs seien. Die Vereinigten Staaten treiben derzeit eine Initiative namens «Operation Sentinel» zum Schutz von Handelsschiffen in der Region voran. Dabei soll es vor allem darum gehen, die Strasse von Hormus mit erhöhter Militärpräsenz in der Region besser zu überwachen. Das US-Zentralkommando betonte am Freitag, die USA seien zwar gewillt, die Operation zu unterstützen, ohne Beiträge anderer Länder werde sie aber keinen Erfolg haben. (viw/sda/dpa)

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18 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Gummibär
20.07.2019 08:54registriert Dezember 2016
Den Iran so lange piesacken bis die Hardliner dort vollends die Oberhand gewinnen. Not smart !
Saudi Arabien so lange aufrüsten bis der Iran offiziell Russland um Hilfe bittet (gemeinsamer Anrainer am Kaspischen Meer, logistisch sofort aufgegleist). Not smart !
Hier könnten sich die U.S.of A. die Finger gewaltig verbrennen.
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Digitalrookie
20.07.2019 08:40registriert September 2017
Das Kriegsministerium der USA sucht die Konfrontation doch förmlich. Schon dumm, dass das meiste Öl und Gas ausgerechnet dort ist, wo die bösen Terroristen sitzen. Das Imperium muss diese Reserven aus seiner Sicht zwingend unter seine Kontrolle bringen, koste es was es wolle. Der militärisch-industrielle Komplex aus Politik, Rüstungsindustrie und Medien setzt alles daran, dass die westliche Welt nichts gegen ein Eingreifen der US-Armee einzuwenden hat und dieses vielmehr noch befürwortet. Jetzt braucht es nur noch einen medienwirksamen Terroranschlag und der Weg für einen Angriff ist frei.
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keplan
20.07.2019 13:28registriert August 2014
Ich weiss die Situation ist nich lustig, aber bei der Iranischen Aussage der Tanker soll umweltschädigende Materialien an Bord haben musste ich lachen <-- ja hat er und zwar Öl 😂
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