Die Armee stoppte an der Grenze zu Syrien nach eigenen Angaben 17 IS-Sympathisanten, wie die Nachrichtenagentur Dogan am Dienstag berichtete. Im Morgengrauen gab es dem Bericht zufolge zeitgleich mehrere Einsätze gegen IS-Zellen in der zentralanatolischen Stadt Konya. 30 mutmassliche Dschihadisten seien festgenommen worden.
In Istanbul wurden bei Razzien gegen mutmassliche IS-Anhänger 21 Verdächtige in Gewahrsam genommen, unter ihnen sieben Minderjährige. In der östlich von Istanbul gelegenen Stadt Kocaeli setzte die Polizei bei einer Anti-IS-Razzia 20 Menschen fest. Die türkische Armee vermeldete ausserdem die Festnahme von 17 IS-Sympathisanten im Grenzgebiet zu Syrien.
Die Razzien folgen einen Tag auf einen tödlichen Zusammenstoss im Südosten der Türkei, bei dem zwei Polizisten und sieben mutmassliche IS-Mitglieder getötet wurden.
Nach Angaben der Polizei vom Dienstag wurden die Beamten von einem Selbstmordattentäter mit in den Tod gerissen. Dieser habe einen Sprengsatz gezündet, als die Polizei das Versteck der Verdächtigen in Diyarbakir gestürmt habe.
Im ostanatolischen Elazig gingen türkische Sicherheitskräfte ausserdem gegen mutmassliche Rebellen der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) vor. Sie nahmen 13 Menschen fest, wie Dogan weiter meldete.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte am Montag erneut bekräftigt, den Kampf gegen «alle Terrororganisationen» fortzusetzen. Aus Sicht der Regierung zählt dazu neben der IS-Miliz auch die verbotene PKK. Gegen deren Verbündete geht das türkische Militär auch in Syrien vor.
Die Armee habe Stellungen kurdischer Kämpfer in dem Nachbarland angegriffen, sagte Regierungschef Ahmet Davutoglu am späten Montagabend in einem Fernsehinterview. Ankara habe die kurdische Partei der Demokratischen Union (PYD) gewarnt, den Euphrat nicht Richtung Westen zu überqueren, sagte er zur Begründung. Weitere Einzelheiten zu dem Einsatz nannte er nicht.
Die PYD und ihre Miliz kontrollieren weite Gebiete in Nordsyrien entlang der Grenze zur Türkei. Sie lieferten sich in den vergangenen Monaten erbitterte Kämpfe mit dem IS. Ankara betrachtet die PYD als syrischen Ableger der PKK, die in der Türkei Anschläge und Angriffe auf Sicherheitskräfte verübt.
Am Sonntag wird in der Türkei ein neues Parlament gewählt. Der Wahlkampf wird von Gewalt überschattet. Nach dem Anschlag auf eine Friedensdemonstration in Ankara am 10. Oktober, bei dem 102 Menschen getötet wurden, war der islamisch-konservativen Regierung Untätigkeit gegenüber den IS-Extremisten vorgeworfen worden, die als Hauptverdächtigen des Anschlags gelten.
Erst nach dem Blutbad in Ankara hatte die Polizei ihr Vorgehen gegen die Dschihadisten sichtlich verstärkt. Die Türkei beteiligt sich an den US-geführten Luftangriffen auf den IS in Syrien. Gleichzeitig greift sie immer wieder kurdische Stellungen im Nordirak an. (trs/sda/afp)