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Wut in Israel: Hamas hat offenbar eine falsche Leiche übergeben

Hamas hat Israel offenbar eine falsche Leiche übergeben – Netanjahu kündigt Rache an

21.02.2025, 06:2221.02.2025, 09:36
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Was ist passiert?

Die islamistische Hamas hat nach israelischen Angaben mit der Übergabe einer falschen Leiche gegen die Waffenruhe-Vereinbarung verstossen. «Dies ist eine anonyme, nicht identifizierte Leiche», teilte Israels Armee in der Nacht nach forensischen Untersuchungen mit.

Dies sei ein schwerer Verstoss gegen die Vereinbarung, vier getötete Geiseln zu übergeben. Bei zwei Kinderleichen handele sich um die vor mehr als 16 Monaten in den Gazastreifen verschleppten Kfir und Ariel Bibas. Bei der am Vortag ebenfalls übergebenen Frauenleiche handele es sich jedoch nicht um ihre Mutter Schiri.

epaselect epa11906493 A poster of Israeli hostage Shiri Bibas at a protest camp of hostages' families near Prime Minister Netanyahu's residence in Jerusalem, 19 February 2025. Hamas announce ...
Die Leiche von Schiri Bibas wurde gemäss Israel nicht wie vereinbart übergeben.Bild: keystone

Was sagt Israel dazu?

«Wir fordern, dass die Hamas Schiri mit allen anderen unserer Geiseln zurückgibt», hiess es in der Mitteilung der Armee weiter. Israel habe diese Forderung auch in einer dringenden Botschaft an die Vermittler erhoben und darin protestiert, dass die Hamas gegen die Vereinbarungen verstossen habe, berichtete die israelische Nachrichtenseite «ynet». Ein ranghoher israelischer Beamter habe die Situation als «zutiefst schockierend» beschrieben. «Wir wissen nicht, warum sie das getan haben. Das ist ein grosser Vertrauensbruch».

Ministerpräsident Benjamin Netanyahu kündigte derweil Rache an. In einer Videobotschaft teilte er mit, dass «die Hamas den vollen Preis für diesen grausamen und bösartigen Verstoss gegen das Abkommen zahlt». Weiter kündigte der Ministerpräsident an: «Wir werden Rache nehmen». Zugleich sicherte er zu, sich für die Rückkehr aller Geiseln einzusetzen.

epa11910655 People gather to light candles at Hostages Square after the release of the bodies of four Israeli hostages held in Gaza, in Tel Aviv, Israel, 20 February 2025. Hamas was to hand over the b ...
Israel trauert am Donnerstagabend um die toten Geiseln.Bild: keystone

«Dies ist ein neuer Tiefpunkt, ein Übel und eine Grausamkeit, die ihresgleichen sucht», schrieb Israels UN-Botschafter Danny Danon auf der Plattform X. Die Hamas habe eine nicht identifizierte Leiche anstelle der Mutter von zwei ermordeten Jungen zurückgegeben, «als ob es sich um eine wertlose Lieferung handelte».

Was sind die internationalen Reaktionen?

UN-Generalsekretär António Guterres, der UN-Sicherheitsrat und die Generalversammlung dürften «angesichts der Barbarei der Hamas nicht weiter schweigen», schrieb Danon weiter. «Der Staat Israel fordert eine klare und unmissverständliche Verurteilung dieses abscheulichen Verbrechens und eine klare und sofortige Forderung nach der Rückkehr von Shiri zu ihrer Familie».

US-Aussenminister Marco Rubio forderte zuvor, die Hamas müsse «ausgerottet» werden. «Die Hamas ist das Böse – das reine Böse – und muss ausgerottet werden. ALLE Geiseln müssen JETZT nach Hause kommen», schrieb Rubio auf der Plattform X. Sein Beitrag erschien vor der Nachricht, dass es sich bei der Frauenleiche nicht um Shiri Bibas handele. Die Hamas hatte am Donnerstag in Gaza die sterblichen Überreste von vier Menschen übergeben. Zunächst war die Leiche von Oded Lifschitz identifiziert worden. Lifschitz war ein pensionierter Journalist und Aktivist für die Rechte von Palästinensern.

U.S. Secretary of State Marco Rubio visits the Abrahamic Family House in Abu Dhabi, United Arab Emirates, Wednesday, Feb. 19, 2025. (Evelyn Hockstein/Pool Photo via AP)
US-Aussenminister Marco Rubio fordert die Ausrottung der Hamas.Bild: keystone

Unklar war nun zunächst, wie es mit der Umsetzung des Deals zwischen Israel und der Hamas nun weitergehen soll. Vier weitere Leichen sollten laut der islamistischen Terrororganisation in der kommenden Woche Israel übergeben werden. Zudem sollen am Samstag sechs weitere Geiseln im Rahmen des Abkommens zwischen Israel und der Islamistenorganisation freikommen.

Wie passiert sonst gerade noch?

Für einen weiteren Schock sorgte in Israel unterdessen die Explosion von drei Bussen in einem südlichen Vorort von Tel Aviv. Nach Angaben der Polizei wurde dabei niemand verletzt. Die Ermittler gehen von einem mutmasslichen Terroranschlag mit Sprengsätzen in der Stadt Bat Jam aus. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kündigte daraufhin in der Nacht einen massiven Militäreinsatz im Westjordanland an. Es habe sich um den Versuch einer Reihe von Bombenanschlägen gehandelt, teilte sein Büro weiter mit.

Nach Sicherheitsberatungen habe Netanjahu die Streitkräfte angewiesen, einen «intensiven Einsatz gegen Zentren des Terrorismus» im Westjordanland durchzuführen. Netanjahu wies zudem die Polizei an, die Präventivmassnahmen gegen weitere Anschläge in israelischen Städten zu verstärken, hiess es.

Laut israelischen Medienberichten waren die drei geparkten Busse leer. Zwei weitere Sprengsätze seien entschärft worden, hiess es. Einer davon wurde demnach in der Stadt Cholon südlich von Tel Aviv gefunden. In einem Fall habe eine Passagierin dem Busfahrer gemeldet, dass sie einen verdächtigen Gegenstand im Fahrzeug gefunden habe, berichtete der Sender Channel 13.

Der Sender Channel 12 mutmasste, dass alle Sprengsätze gleichzeitig zur Detonation gebracht werden sollten. Sie hätten Zeitzünder gehabt, meldete die «Times of Israel» unter Berufung auf Tel Avivs Bezirkspolizeichef Haim Sargarof.

Die israelische Armee informierte unterdessen nach eigenen Angaben die Familie Bibas über den Tod der beiden Kinder Ariel und Kfir Bibas. Ariel sei zum Zeitpunkt seines Todes vier Jahre und Kfir zehn Monate alt gewesen. Nach Einschätzung von Experten auf der Basis von Geheimdienstinformationen und forensischer Untersuchungsergebnisse seien «Ariel und Kfir im November 2023 in Gefangenschaft brutal von Terroristen ermordet worden». Nach Darstellung der Hamas waren sie bei einem israelischen Bombardement getötet worden. Der Vater der Kinder, Jarden Bibas, war kürzlich in Gaza freigelassen worden.

Demonstrators hold portraits of hostages held by Hamas in the Gaza Strip as a video featuring Kfir Bibas, who, along with his parents Shiri and Yarden Bibas, and his brother Ariel, is still being held ...
Kfir Bibas wurde nur ein Jahr alt.Bild: keystone

Wie geht es jetzt weiter?

Derweil kommen heute in Saudi-Arabien morgen die Staats- und Regierungschefs Ägyptens und Jordaniens sowie der Golfländer zusammen, um über einen möglichen Wiederaufbau des Gazastreifens zu beraten. Geplant sei ein «informelles brüderliches Treffen» in Riad, wie die saudi-arabische Staatsagentur SPA berichtete. Es finde statt im Kontext vergangener Treffen dieser Art und als Vorbereitung auf das Gipfeltreffen in Kairo zur Lage in dem abgeriegelten und verwüsteten Gazastreifen, das für Anfang März geplant ist.

US-Präsident Donald Trump hatte mit einem umstrittenen Vorschlag, die rund zwei Millionen Bewohner Gazas dauerhaft in arabische Staaten umzusiedeln, für Unruhe in der Region gesorgt. Ägypten, Jordanien und andere arabische Länder der Region lehnen solche Pläne strikt ab. Ägypten will mit einem eigenen Plan für den Wiederaufbau des Gazastreifens verhindern, dass die USA und der Verbündete Israel den Vorschlag Trumps weiter vorantreiben. Israel lehnt eine Fortsetzung der Hamas-Herrschaft im Gazastreifen ebenso ab wie eine Kontrolle des Gebiets durch die Palästinensische Autonomiebehörde. (dab/sda/dpa)

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66 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Mulumbi
21.02.2025 07:47registriert April 2024
Eines können wir mit Sicherheit sagen: Es wird niemals, niemals einen Palästinenserstaat geben in dem eine Hamas existiert. Wenn denn überhaupt jemals einer existieren sollte.
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trollo
21.02.2025 07:49registriert Januar 2016
Hamas vernichten. Punkt.
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nilic
21.02.2025 07:57registriert Oktober 2023
Ich finds allein schon spannend, dass sich keiner der ganzen Palästinenser-Befürworter darüber auslässt, dass pro Geisel bis zu HUNDERT Gefangene aus Israel freigelassen werden müssen. Ist das ein Verhältnis? 1 Zivilist gegen 100 Terroristen? Und niemand sagt was? Voll ok?
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