Italiens Regierung ist weiterhin nicht bereit, gerettete Bootsmigranten von drei zivilen Seenotretter-Schiffen aufzunehmen.
«Wir können uns nicht der Migranten annehmen, die auf dem Meer von ausländischen Schiffen, die systematisch ohne jegliche geplante Koordinierung von den Behörden operieren, aufgenommen werden», sagte Innenminister Matteo Piantedosi im Interview der Zeitung «Corriere della Sera» (Mittwoch). Der parteilose Experte im Kabinett der rechten Regierung unter Giorgia Meloni forderte Solidarität von Europa. Die Staaten, unter deren Flagge die Schiffe fahren, sollten die Menschen aufnehmen.
Derzeit warten fast 1000 gerettete Bootsmigranten auf den Schiffen «Humanity 1», «Geo Barents» und «Ocean Viking» vor der Küste Italiens auf einen sicheren Hafen, wo sie an Land gehen können. Die «Humanity 1» fährt unter deutscher Flagge, die anderen beiden Schiffe unter norwegischer. Private Hilfsorganisationen, die die Schiffe betreiben, berichteten wegen der Wartezeit in den vergangenen Tagen, dass sich die Lage an Bord verschlechtert habe.
Laut Piantedosi machen Migranten, die von den Organisationen gerettet und nach Italien gebracht werden, 16 Prozent der Ankünfte aus. Italien kümmere sich bereits selbst um die übrigen 84 Prozent, die mit anderen Booten die Küsten erreichen oder von den Behörden gerettet würden, sagte er.
Laut Zahlen des Innenministeriums erreichten in diesem Jahr Stand Montag etwa 85 000 Migranten in Booten das Mittelmeerland. Im selben Vorjahreszeitraum waren es rund 53 400. Italien werde nicht von seiner Pflicht abweichen, Menschen auf dem Meer zu retten, aber nun müsse die europäische Solidarität endlich konkret werden, sagte Piantedosi. Er gehört zwar keiner Partei an, steht aber der rechten Lega von Matteo Salvini nahe. (aeg/sda/dpa)