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Rekordanstieg des Treibhausgases Methan in der Atmosphäre

Rekordanstieg des Treibhausgases Methan in der Atmosphäre

26.10.2022, 19:09
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Nie seit Beginn der systematischen Messungen vor fast 40 Jahren ist die Konzentration des mächtigen Treibhausgases Methan in der Atmosphäre so stark gestiegen wie 2021.

Die Weltwetterorganisation (WMO) in Genf steht vor einem Rätsel: «Der Grund für diesen aussergewöhnlichen Anstieg ist nicht klar, scheint aber sowohl auf biologische als auch auf vom Menschen verursachte Prozesse zurückzuführen zu sein», berichtete sie am Mittwoch. Die Konzentration von Methan in der Atmosphäre habe damit 2021 zugleich einen Höchststand erreicht, ebenso wie die von Kohlendioxid und Lachgas - jeweils seit Beginn der Messungen dieser Treibhausgase.

Methan (CH4) trägt nach Kohlendioxid (CO2) am meisten zum Klimawandel bei. Es entsteht, wo organisches Material unter Luftausschluss abgebaut wird. Es ist 25-mal klimaschädlicher als CO2. Es hält sich jedoch viel kürzer in der Atmosphäre. Bei Methan sind es gut zehn Jahre, bei CO2 ist selbst nach Jahrhunderten ein beträchtlicher Anteil noch in der Atmosphäre. CO2 trägt etwa zwei Drittel zum Treibhauseffekt bei, Methan gut 16 Prozent und Lachgas rund 6.5 Prozent. Alle Treibhausgase zusammen haben zu einer durchschnittlichen weltweiten Erwärmung von 1.1 Grad seit Ende des 19. Jahrhunderts geführt. In Deutschland waren es 1.6 Grad.

Die globale Durchschnittskonzentration von Methan stieg nach WMO-Schätzungen 2021 um 18 auf 1908 ppb (parts per billion - Teilchen Methan pro Milliarde Teilchen). Im Jahr davor war der Anstieg mit 15 ppb ebenfalls deutlich grösser als im langjährigen Durchschnitt. 1908 ppb entspricht 262 Prozent des Niveaus vor der Industrialisierung.

epa10224130 Farmers harvest rice in a field in Aceh Besar, Indonesia, 05 October 2022. The Aceh Agriculture and Plantation Department stated that rice fields in Aceh still meet local needs for consump ...
Arbeiter auf einem Reisfeld in Aceh Besar, Indonesien. Ein grosser Teil von Methan stammt aus Reisfeldern.Bild: keystone

Ein Grossteil stamme wohl aus Feuchtgebieten und Reisfeldern, schreibt die WMO in ihrem jährlichen Treibhausgas-Bulletin. Unklar sei noch, ob dies eine Folge des Klimawandels ist, etwa, weil Feuchtgebiete feuchter und wärmer werden. Je wärmer desto schneller wird organisches Material abgebaut, und ein Abbau im Wasser ohne Sauerstoffzufuhr führt zu höheren Methanemissionen. Aber die WMO schreibt auch: «Der dramatische Anstieg könnte auch auf die natürliche jährliche Variabilität zurückzuführen sein.»

Beim Kohlendioxid sei der Anstieg der Konzentration von 2020 auf 2021 höher gewesen als im Durchschnitt der zehn vorangegangenen Jahre. Die Konzentration stieg 2021 um 2.5 auf 415.7 ppm (parts per million - Teilchen CO2 pro Millionen Teilchen). Das entspricht 149 Prozent des Niveaus vor Beginn der Industrialisierung um 1750. CO2 entsteht etwa durch die Verbrennung von Kohle, Öl und Gas, die Zementproduktion und andere Industrieprozesse sowie im Zuge von Waldzerstörung.

Je nach Messstationen und Berechnungsmethoden weichen die WMO-Werte leicht von Angaben etwa der US-Klimabehörde NOAA ab. Die WMO bildet jeweils einen Mittelwert aus den Messungen mehrerer Stationen. (saw/sda/dpa)

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18 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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nature
26.10.2022 19:45registriert November 2021
Beim Methan sind es 262% mehr als vor der Industrialisierung und beim CO2 149%. Diese Zahlen sind einfach unglaublich erschütternd. Wer mir jetzt sagt, dass dieser Anstieg der Treibhausgase keinen Einfluss auf das Klima hat, ist einfach nur blind. Wenn man einen Blick in die Klimageschichte wirft, sieht man ganz klar, dass das CO2 ein wesentlicher Klimafaktor ist.
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Velocipastor
26.10.2022 21:42registriert Juni 2019
Wir haben Ende Oktober und tagsüber mehr als 20°. Selbst der Dümmste müsste erkennen, dass es Zeit wäre zu handeln. Leider bin ich trotzdem jedes Mal enttäuscht, wenn mir das Gegenteil bewiesen wird... 😕
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