International
Klima

Neuer Rekord bei globalem CO₂-Ausstoss erreicht – wegen Erdölnutzung

Rekord bei globalem CO₂-Ausstoss erreicht – wegen Erdölnutzung

11.11.2022, 07:4311.11.2022, 07:45
Mehr «International»

Nach einem Rückgang während der Corona-Krise werden die CO₂-Emissionen durch die Nutzung fossiler Energien im Jahr 2022 laut einer Untersuchung einen neuen Rekord erreichen.

Der Ausstoss des Haupt-Treibhausgases Kohlendioxid werde voraussichtlich um ein Prozent im Vergleich zu 2021 zunehmen und 36.6 Milliarden Tonnen betragen, berechneten Wissenschaftler des Global Carbon Project in ihrer am Freitag vorgelegten Untersuchung. Dies sei «ein bisschen mehr als das Niveau von 2019» vor der Corona-Pandemie.

Weiter hiess es, der Anstieg sei im Wesentlichen auf die Nutzung von Erdöl zurückzuführen, die 2022 nach derzeitigen Daten um 2.2 Prozent zugenommen habe. Die Nutzung klimaschädlicher Kohle nahm demnach um ein Prozent zu.

Um die Erderhitzung mit einer 50-prozentigen Wahrscheinlichkeit auf 1.5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen, dürfen insgesamt nur noch 380 Milliarden Tonnen CO₂ ausgestossen werden. Ausgehend von den Emissionswerten des Jahres 2022 werde diese Menge nun schon in neun Jahren erreicht, rechnete das Global Carbon Project unter Berücksichtigung des Kohlendioxidausstosses durch die Zerstörung von Wäldern vor. Um das Ziel noch zu erreichen, müsse der weltweite Treibhausgasausstoss bis 2030 um 45 Prozent sinken.

epa10244865 People affected by floods moves to higher grounds in Naushahro Feroze District, Sindh province, Pakistan, 15 October 2022. According to disaster management authorities, around 160 bridges  ...
Flut in Pakistan im Oktober 2022.Bild: keystone

Energiekrise befeuert Ausstoss

Glen Peters vom norwegischen Klimaforschungsinstituts Cicero, einer der Autoren der Studie, sagte der Nachrichtenagentur AFP, der Anstieg der CO₂-Emissionen sei im Wesentlichen auf zwei Faktoren zurückzuführen: die Erholung der Weltwirtschaft nach der Corona-Krise und die Energiekrise infolge des russischen Angriffskrieges in der Ukraine.

Die Studie wurde anlässlich der Uno-Klimakonferenz in Scharm el-Scheich in Ägypten im Fachblatt «Earth Systems Science Data» veröffentlicht. Zum Global Carbon Project gehören mehr als hundert Wissenschaftler von rund 80 Forschungseinrichtungen. Sie berechnen jedes Jahr die CO₂-Emissionen sowie das CO₂-Budget, das der Menschheit für eine bestimmte Begrenzung der Erderwärmung noch bleibt.

Laut der Co-Berichtsautorin Corinne Le Quéré hat sich die Zunahme der CO₂-Emissionen aus fossilen Energieträgern immerhin verlangsamt. Hätten sie in den 2000er Jahren noch um rund drei Prozent pro Jahr zugenommen, seien es im vergangenen Jahrzehnt rund 0.5 Prozent jährlich gewesen. «Wir haben bewiesen, dass Klimapolitik funktioniert», sagte Le Quéré. «Aber nur eine konzertierte Aktion im Umfang von der gegen Covid kann die Kurve abflachen.»

Young girls pull containers of water as they return to their huts from a well in the village of Lomoputh in northern Kenya Thursday, May 12, 2022. United Nations Under-Secretary-General for Humanitari ...
Kinder müssen Wasser in ihre Dörfer ziehen während der schlimmsten Dürre in Kenia seit Jahrzehnten.Bild: keystone
Dürre Kenia
Tote Giraffe. Während der schlimmsten Dürre in Kenia seit Jahrzehnten im Jahr 2022 starben auffällig viele Wildtiere.Bild: Screenshot BBC

Indien und USA mit grösstem Zuwachs

Unter den grössten CO₂-Emittenten war der Studie zufolge bei Indien der Zuwachs der Emissionen mit sechs Prozent am grössten. Die USA legten um 1.5 Prozent zu, bei China gehen die Wissenschaftler von einem Rückgang um 0.9 Prozent aus und bei der EU von einem Minus von 0.8 Prozent.

Der CO₂-Ausstoss der EU durch Erdgasnutzung ging demnach um zehn Prozent zurück, die Emissionen bei Kohle nahmen aber um 6.7 Prozent und die bei Erdöl um 0.9 Prozent zu. Deutschland war dem Bericht zufolge vergangenes Jahr mit 675 Millionen Tonnen CO₂ der achtgrösste Emittent der Welt.

Le Quéré sagte, an der globalen Zunahme der CO₂-Emissionen um ein Prozent lasse sich keine klare Tendenz ablesen. Aber die Emissionen «gehen nicht so zurück, wie sie sollten».

(yam/sda/afp)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
26 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Roli_G
11.11.2022 09:04registriert Januar 2021
«Wir haben bewiesen, dass Klimapolitik funktioniert» .. Nein. Es wurde noch nie so viel CO2 aussgestossen. Das ist nicht ein Zeichen einer funktionierenden Klimapolitik. Dafür müsste es ein Rückgang geben und kein Anstieg.
207
Melden
Zum Kommentar
26
Streik gegen Meloni hat begonnen: Probleme im ÖV in Italien erwartet

In Italien hat am Freitag ein landesweiter Streik gegen die Regierung von Premierministerin Giorgia Meloni begonnen. Zur Arbeitsniederlegung haben Gewerkschaftsverbände aufgerufen. Betroffen sind vor allem der Nah- und Bahnverkehr.

Zur Story