Die Regierung El Salvadors hat weitere 2000 mutmassliche Bandenmitglieder in ein neues Megagefängnis verlegt – und wieder ein Video mit provokanten Bildern des umstrittenen Vorgehens verbreitet. Die Gesamtzahl der Insassen des «am meisten kritisierten Gefängnisses der Welt» erhöhe sich damit auf 4000, schrieb der konservative Präsident Nayib Bukele am Mittwoch (Ortszeit) auf Twitter, wo er das Video auch postete.
In den spielfilmähnlichen Aufnahmen mit spannungsgeladener Musik sind lange Reihen von tätowierten Häftlingen zu sehen, die barfuss und nur mit weissen Shorts bekleidet die Haftanstalt im Zentrum des mittelamerikanischen Landes schnell betreten und dicht nebeneinander auf den Boden sitzen müssen.
Am 24. Februar hatte ein Video von der ersten Massenverlegung nach Tecoluca, rund 75 Kilometer südöstlich der Hauptstadt San Salvador, für Aussehen gesorgt. Der linke kolumbianische Präsident Gustavo Petro bezeichnete die Bedingungen im Riesengefängnis als «wie in einem Konzentrationslager», wie die mexikanische Zeitung «Aristegui Noticias» berichtete.
In dem im Februar eröffneten salvadorianischen Gefängnis sollen bis zu 40'000 Bandenmitglieder untergebracht werden.
Seit knapp einem Jahr gilt in dem Land mit rund sechs Millionen Einwohnern der Ausnahmezustand im Kampf gegen die gewalttätigen sogenannten Maras. Eine Reihe von Grundrechten wurde eingeschränkt. Mehr als 64'000 mutmassliche Bandenmitglieder wurden festgenommen. Die Mordrate ging zuletzt deutlich zurück, Menschenrechtsaktivisten sprechen allerdings von willkürlichen Festnahmen. (con/sda/dpa)
Keine Sekunde zweifle ich die Aussagen von Menschenrechtsorganisationen an, dass es hierbei zu Willkür kam. Aber die Frage ist ja auch eher, ob dies gesellschaftlich akzeptiert wird.