Die deutsche Band Rammstein ist bekannt für laute Töne. Jetzt hat es auch intern geknallt. Casting-Direktorin Alena Makeeva wurde heute gemäss Medienberichten gefeuert. Ihr sei mit sofortiger Wirkung der Zugang zu den Konzerten untersagt worden. Zudem engagierte die Metalband eine Krisen-Kommunikationsagentur, eine Anwaltskanzlei soll die Vorwürfe untersuchen.
Und diese haben es in sich.
Immer mehr Frauen äusserten in den vergangenen Tagen Beschwerden, insbesondere gegen den Rammstein-Frontsänger Till Lindemann. Die Vorwürfe gehen dabei in Inhalt und Schwere stark auseinander. Zuletzt schilderte die bekannte YouTuberin Kayla Shyx in einem 37-minütigen Video, was sie gemäss eigenen Aussagen erlebt haben soll.
Sie habe im Juni 2022 mit einer Zuschauerin ihres Kanals ein Rammsteinkonzert besucht. Dabei seien die beiden sehr jungen Frauen (18 und 20 Jahre alt) von einer Russin angesprochen und mit sechs weiteren Frauen auf eine Afterparty eingeladen worden. Ihre Smartphones hätten sie vorher abgeben müssen.
An der Afterparty hätten sie von anderen Frauen erfahren, dass Lindemann Sex mit einer der Eingeladenen haben wolle. Daraufhin hätten sie die Party fluchtartig und schockiert verlassen, so die YouTuberin. Ihr damaliges Management habe Kayla Shyx davon abgeraten, die Story zu veröffentlichen. Auf Lindemann sei die YouTuberin während ihres Besuches nie gestossen.
Den Stein ins Rollen brachte die Irin Shelby L., die ihre Erfahrung in den sozialen Medien veröffentlichte – und die sich mit jenen von Shyx decken.
Shelby habe an einem Rammsteinkonzert ebenfalls eine Pre- und eine Afterparty besucht. Dabei habe sie nach eigenen Angaben ein Glas Prosecco und ein Glas Wodka mit Red Bull getrunken. «Das ist nichts für mich, davon bin ich noch nicht einmal angetrunken», schrieb sie auf Twitter.
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— Shelby Lynn (@Shelbys69666) May 25, 2023
I was invited to row 0 by Aleena Makeeva. I messaged her last week on Instagram asking how on earth do you get into after party, and that I would love to be considered. She asked my age and where I’m from, once I confirmed she then sent me a link to a WhatsApp group.
Während des Konzertes seien Shelbys Erinnerungen lückenhaft geworden. Sie sei in der Pause unter die Bühne geführt worden, wo sie auf den Frontsänger getroffen sei. Sie habe ihm sofort gesagt, sie wolle keinen Sex mit ihm. Der Sänger habe darauf wütend reagiert. An den Rest des Konzertes sowie an einen grossen Teil der Afterparty könne sie sich nicht mehr erinnern.
Daraufhin habe sie sich über mehrere Tage hinweg übergeben müssen und habe am ganzen Körper gezittert. Am nächsten Tag habe sie mehrere grosse blaue Flecken an ihrem Körper bemerkt. Der darauffolgende Drogentest sei zwar negativ ausgefallen, trotzdem sei es ihr weiterhin schlecht gegangen. Erst einige Tage nach dem Konzert habe sie sich erholt.
Beide Frauen – Kayla Shyx und Shelby L. – erhalten laut eigenen Angaben hunderte Berichte von weiteren Konzert-Besucherinnen, die Ähnliches erzählen. Auch in Medien wie der Süddeutschen Zeitung, NDR und der NZZ melden sich Frauen, die in die «Row Zero» – ebendiesen Pre- und Afterpartys – eingeladen wurden.
Dabei gehen die Berichte weit auseinander. In der NZZ berichten die Frauen von Szenen, in denen Sex durchaus möglich, aber nicht erwartet wurde. «Ich habe mich zu keinem Zeitpunkt unsicher gefühlt», so eine der Interviewten.
Kayla Shyx und Shelby hingegen geben Aussagen von Frauen weiter, die von ungewolltem Drogenkonsum und Sex ohne Einwilligung handeln.
Rammstein selbst bestreitet die Vorwürfe – oder schweigt. Diese stehen im Raum:
Was Rammstein zum Beispiel nicht bestreitet, ist die «Row Zero». Alle Frauen berichten übereinstimmend über die Russin Alena Makeeva, die sie in irgendeiner Form kontaktiert hat. Manchmal wurden die Frauen direkt über Instagram angeschrieben, an Konzerten angesprochen oder sie selbst baten Alena um «Row Zero»-Tickets.
Diese waren immer Frauen vorbehalten und auch die Rolle von Makeeva als Organisatorin bleibt weitestgehend unbestritten. Dabei verlief der Aufenthalt schematisch mehr oder weniger immer gleich: Es gibt eine Pre-Party, eine der Frauen wird zur Auserwählten erklärt, die in der Halbzeit-Pause mit Lindemann Sex hat, und eine After-Party, nach der es für weiteren Sex ins Hotelzimmer der Band geht.
Fraglich bleibt dabei, wie offensiv den Frauen der «Row Zero» kommuniziert wird, dass Sex mit dem Frontsänger zum Thema werden könnte. Hier gehen die Berichte auseinander. Für das Konzert am Wochenende in München wurde die «Row Zero» mittlerweile abgesagt.
Shelby L. vermutet, sie sei an der Pre-Party unter Drogen gesetzt worden. Ein erster Test der Polizei fiel negativ aus, weitere Testresultate sind noch ausstehend. Kayla Shyx habe selbst keine Drogen untergejubelt bekommen, mehrere Gesichter der Frauen auf der After-Party seien hingegen ausdruckslos gewesen. Shyx sieht es in ihrem Video als erwiesen an, dass diese «Zombie-Frauen» von Lindemann oder seinem Team mit K.-o.-Tropfen betäubt worden seien: «Manche Mädchen waren gar nicht richtig da.»
Keiner dieser Vorwürfe konnte bislang aber bestätigt werden. Shelbys Test am nächsten Morgen fiel negativ aus (K.-o.-Tropfen sind allerdings nur wenige Stunden nachweisbar) und weder Lindemann noch andere Mitglieder von Rammstein wurden deswegen offiziell angeklagt. Mehrere Frauen berichten jedoch übereinstimmend gegenüber verschiedenen Medien, sich nicht mehr an die After-Partys erinnern zu können. Rammstein verteidigt sich vehement gegen die Vorwürfe, Besucherinnen betäubt zu haben. Auch die Vorwürfe, wonach es zu ungewolltem Sex gekommen sei, dementiert Rammstein.
I’d like to clarify again. Till did NOT touch me. He accepted I did not want to have sex with him. I never claimed he raped me. Please read the entire Twitter thread for full context before making reports. #rammstein
— Shelby Lynn (@Shelbys69666) May 29, 2023
Weder Shelby noch Kayla Shyx bezichtigen Lindemann, sie sexuell angegangen zu haben. Laut Shelby reagierte Lindemann zwar aggressiv auf ihre Absage, er habe sie allerdings nicht angefasst. Ähnliches berichten auch andere Konzert-Besucherinnen.
Lindemann ist maximal 30 Sekunden von der Bühne zwischen den Songs, kann mir beim besten Willen nicht vorstellen (und ich will eigentlich nicht…), dass das reicht für Sex.