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Naher Osten

Israel greift im Gazastreifen massiv an – das Wichtigste in 5 Punkten

The sun sets behind the buildings that were destroyed during the Israeli air and ground offensive in the Gaza Strip as seen from southern Israel, Monday, March 10, 2025. (AP Photo/Leo Correa)
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Der Gazastreifen wird wieder mit israelischen Luftangriffen überzogen.Bild: keystone

Israel greift im Gazastreifen wieder massiv an – das Wichtigste in 5 Punkten

Israels Militär hat rund zwei Monate nach Beginn der Waffenruhe im Gazastreifen wieder massive Angriffe auf die islamistische Hamas im gesamten Küstenstreifen aufgenommen. Eine Übersicht zu den Angriffen.
18.03.2025, 07:0718.03.2025, 09:54
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Das ist passiert

Israels Militär führt umfangreiche Angriffe in ganz Gaza durch. Unbestätigten arabischen Berichten zufolge wurden dabei Führungsleute der Hamas getötet. Laut dem Medienbüro der Hamas kamen bei den nächtlichen Luftangriffen mindestens 326 Palästinenser ums Leben. Die Hamas unterscheidet bei solchen Angaben nicht zwischen Zivilisten und Kämpfern. Die israelischen Angriffe wurden mit den USA abgesprochen, hiess es vonseiten Israels. Zuvor war die im Januar vereinbarte Waffenruhe ohne Anschlusslösung ausgelaufen.

US-Präsident Donald Trump hatte vor knapp zwei Wochen ein Ultimatum gestellt und der Hamas aufs Äusserste gedroht. Die Hamas müsse sofort alle israelischen Geiseln und Leichen übergeben, «oder es ist vorbei für euch», so Trump. Kürzlich war eine von ihm freigegebene Lieferung schwerer Bomben in Israel eingetroffen.

Die aktuellen Entwicklungen im Liveticker:

Schwerste Luftangriffe seit Beginn der Waffenruhe

Israels schwerste Luftangriffe in Gaza seit dem Inkrafttreten der Waffenruhe erfolgten auf die «wiederholte Weigerung der Hamas, unsere Geiseln freizulassen, sowie auf ihre Ablehnung aller Vorschläge, die sie vom Gesandten des US-Präsidenten Steve Witkoff und von den Vermittlern erhalten hat», teilte das Büro des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu mit.

Netanjahu und dessen «extremistische Regierung» hätten beschlossen, das Waffenruhe-Abkommen «zu brechen», hiess es hingegen in einer Erklärung der Hamas. Damit riskiere Israel das Leben der Geiseln, drohte die islamistische Terrororganisation. Sie forderte die Vermittler Ägypten, Katar und USA auf, Israel «für den Bruch» des Abkommens zur Verantwortung zu ziehen.

Netanjahu hatte wiederholt erklärt, Israel werde alle seine Kriegsziele erreichen. Dazu gehört die Freilassung aller Geiseln und die komplette Zerschlagung der Hamas. «Israel wird von nun an mit zunehmender militärischer Stärke gegen die Hamas vorgehen», hiess es in der Mitteilung von Netanjahus Büro.

USA befürworten massive Attacken

Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates des Weissen Hauses, Brian Hughes, sagte der US-Nachrichtenseite «Axios»:

«Die Hamas hätte Geiseln freilassen können, um die Waffenruhe zu verlängern, hat sich aber stattdessen für Verweigerung und Krieg entschieden.»

US-Präsident Donald Trump habe Israel grünes Licht für die Wiederaufnahme der Angriffe auf die Hamas gegeben, zitierte das «Wall Street Journal» einen israelischen Beamten. Israel habe danach die USA über den Beginn der Angriffe vorab informiert.

«Die Hölle wird losbrechen, und alle Terroristen im Nahen Osten – die Huthi, die Hisbollah, die Hamas, von Iran unterstützte Terrorstellvertreter und Iran selbst – sollten Präsident Trump sehr ernst nehmen», zitierten US-Medien die Sprecherin des Weissen Hauses, Karoline Leavitt. Wie der US-Präsident deutlich gemacht habe, würden «alle jene, die nicht nur Israel, sondern auch die Vereinigten Staaten von Amerika terrorisieren wollen, einen Preis zu zahlen haben», sagte Leavitt demnach dem US-Sender Fox News.

USA setzen auch Iran und Huthi unter Druck

In derselben Nacht setzten die USA ihre heftigen Angriffe auf die Huthi im Jemen fort, wie das US-Regionalkommando Centcom mitteilte. Die Miliz ist wie die Hamas in Gaza Verbündeter des Regimes in Iran.

Die Trump-Regierung erhöht damit auch den Druck auf Iran und die Huthi-Miliz. Jeder Schuss, der von den Huthi abgefeuert werde, werde von nun an als ein Schuss angesehen, der von den Waffen und der Führung Irans abgefeuert worden sei, schrieb Trump auf seiner Plattform Truth Social. «Iran wird dafür verantwortlich gemacht werden und die Konsequenzen tragen, und diese Konsequenzen werden schrecklich sein!» Zuvor hatte die Islamische Republik mit heftigen Gegenmassnahmen gedroht.

Iran spiele «das unschuldige Opfer» ausser Kontrolle geratener Terroristen, schrieb Trump. Stattdessen diktiere Teheran aber jeden Schritt der Huthi. Auf Trumps Befehl hin greift das US-Militär die Miliz seit Samstag massiv aus der Luft an. Arabische Medien berichteten in der Nacht von erneuten Luftangriffen im Raum der Hafenstadt Hudaida sowie der Hauptstadt Sanaa. Nach früheren Huthi-Angaben wurden mindestens 53 Menschen getötet. Ähnlich wie Israel im Gazastreifen gegen die Hamas vorgeht, so geht auch das US-Militär im Kampf gegen die Huthi dabei jetzt ganz gezielt auch gegen die Anführer der Miliz vor.

Führende Mitglieder der Huthi flohen Berichten zufolge nach den ersten nächtlichen US-Luftangriffen aus der Hauptstadt Sanaa in ländliche Gegenden. Sie seien zudem angewiesen worden, öffentliche Plätze zu meiden. Die USA wollen die Angriffe nach Worten von Verteidigungsminister Pete Hegseth erst einstellen, wenn die Miliz ihrerseits die Attacken auf die Schifffahrt beendet.

Die Huthi hatten vor wenigen Tagen angekündigt, diese Angriffe auf Schiffe im Roten Meer wieder aufzunehmen. Sie wollen damit nach eigenen Angaben ein Ende der Blockade des Gazastreifens durch Israel erreichen. Die Vereinten Nationen riefen zu äusserster Zurückhaltung und zur Einstellung aller militärischen Aktivitäten auf. Jede weitere Eskalation könne Vergeltungsmassnahmen auslösen und die Region weiter destabilisieren.

Teheran droht zurück

Das Regime der Islamischen Republik Iran liess unmittelbar nach den US-Aktionen und Trumps Drohungen eine Reaktion folgen. «Iran wird jegliche Aggression der USA konsequent erwidern», sagte Hossein Salami, Kommandeur der Revolutionsgarden (IRGC), die Elitestreitmacht des Regimes. In ähnlicher Weise äusserte sich auch der Sprecher des iranischen Aussenministeriums, Esmaeil Baghaei. Nach Darstellung beider hat die Islamische Republik keinen Einfluss auf die Huthi-Miliz im Jemen. Diese handle demnach unabhängig. Salami und Baghaei wiesen jegliche Einmischung der Vereinigten Staaten in die iranische Nahostpolitik entschieden zurück.

(sda/dpa/con/rbu)

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92 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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ZinName
18.03.2025 08:06registriert Juli 2024
Trump in der Ukraine: Wir brauchen Frieden um jeden Preis auch wen wir RUS zugeständnisse machen müssen.
Trump in Israel und gegen die Huthi-Rebellen: BOOM hahahaha
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livibe
18.03.2025 08:41registriert September 2023
Ich denke wir können noch so lange aus unseren Warmen Zimmern schreiben, uns als Moralaposteln aufspielen, Jahrelanges BlaBlaBla, ohne dass die Europäer und wir was erreicht haben. Ein Zitat von Einstein.
Albert Einstein soll einmal gesagt haben: “Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind. Dies unterstreicht, dass Menschen oft Schwierigkeiten haben, Probleme zu erkennen oder zu lösen, wenn sie sie nicht direkt betreffen.
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felixJongleur
18.03.2025 08:33registriert Dezember 2014
Das Verhältnis zwischen Blitzen und Herzen in den Kommentaren zeigt sehr gut auf, wie verworren dieser Konflikt ist. Ich könnte mich nicht so eindeutig festlegen wie das viele hier tun, unerschütterliche Unterstützung für Netanjahu scheint mir genau so suspekt wie sich als Palästine AktivistIn zu engagieren und die Hamas schönzureden. Was sich aber sicherlich ganz nüchtern festhalten lässt (nein eigentlich zwar nicht mal das, aber trotzdem) - die brutal intensive Kamapgne der IDF hat die Hamas nicht besiegt.
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