Rund 6,4 Millionen Bürgerinnen und Bürger ab 16 Jahren sind in unserem östlichen Nachbarland aufgerufen, das künftige Staatsoberhaupt zu bestimmen. Viele wollen das auch tun. Laut kurier.at haben 73 Prozent der jungen Bevölkerung vor, ihre Stimme abzugeben.
Der Bundespräsident ist gemäss der österreichischen Bundesverfassung das auf sechs Jahre gewählte Staatsoberhaupt des Landes. Bundespräsidenten können nur einmal wiedergewählt werden. Maximal sind damit zwölf Jahre ununterbrochen im Amt möglich.
Klarer Favorit ist Amtsinhaber Alexander Van der Bellen. Der ehemalige Grünen-Chef dürfte laut Umfragen über 50 Prozent der Stimmen bekommen.
Dank dieser absoluten Mehrheit wäre der 78-Jährige sofort für die nächsten sechs Jahre gewählt und müsste nicht in eine Stichwahl.
Der ehemalige Grünen-Chef wird von allen Parlamentsparteien ausser der rechten FPÖ, von den Sozialpartnern sowie vielen NGOs unterstützt.
Gegen Van der Bellen treten sechs Kandidaten an. Der prominenteste von ihnen ist der 60-jährige Walter Rosenkranz von der rechten FPÖ. Er dürfte laut Prognosen auf etwa 16 Prozent der Stimmen kommen. Ausserdem kandidieren ein Blogger, ein Schuh-Fabrikant, ein Mediziner, ein Kolumnist und ein Vertreter einer impfkritischen Partei. Sie rangieren in den Umfragen meist im einstelligen Prozentbereich.
Der FPÖ-Kandidat Rosenkranz steht für einen kompletten Richtungswechsel. Die FPÖ lehnt zum Beispiel die EU-Sanktionen gegen Russland ab. Der 60-Jährige hat damit gedroht, gegebenenfalls die Regierung zu entlassen. Dieses Recht steht dem Bundespräsidenten zu, faktisch ist ein solcher Umsturz aber schwierig umzusetzen.
Bisher musste ein amtierender Bundespräsident noch nie in eine Stichwahl. Trotz der eindeutig scheinenden Umfragen bleibt ein Fragezeichen. Van der Bellen gehört laut Meinungsforschern im Vergleich zu seinen Vorgängern nicht zu den besonders beliebten Bundespräsidenten.
Obendrein sind die politischen Rahmenbedingungen mit der starken Teuerung und dem Ukraine-Krieg sehr ungewöhnlich. So hat Van der Bellen im Wahlkampf versucht, sich als Ruhepol zu inszenieren. Einer seiner Slogans lautete «Vernunft und Stabilität in stürmischen Zeiten».
Dennoch spricht wenig für den einzigen ernstzunehmenden Konkurrenten Van der Bellens, Walter Rosenkranz. Dies, weil die FPÖ von vielen Österreicherinnen und Österreichern aktuell nicht als wählbare Alternative wahrgenommen wird. Die Partei hat seit der Ibiza-Affäre 2017 um den langjährigen Vorsitzenden Heinz-Christian Strache deutlich an Popularität eingebüsst und konnte sich seither nicht wirklich erholen.
Das Wahlergebnis wird in Österreich am Sonntagabend erwartet, die letzten Wahllokale schliessen um 17 Uhr. (con/sda/dpa)