International
Raumfahrt

Ex-NASA-Astronaut und Russlands Space-Chef geraten sich in die Haare

US astronaut Scott Kelly, crew member of the mission to the International Space Station, ISS, gestures prior the launch of Soyuz-FG rocket at the Russian leased Baikonur cosmodrome, Kazakhstan, Friday ...
Scott Kelly auf einer Aufnahme aus dem Jahr 2010.Bild: AP

Ukraine-Krieg erreicht das Weltall – US- und Russen-Astronaut geraten sich in die Haare

08.03.2022, 13:05
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Der von Russland ausgelöste Krieg in der Ukraine verlagert sich auch in den Weltraum. Die Protagonisten: Scott Kelly, einer der berühmtesten ehemaligen NASA-Astronauten, und Dmitri Rogosin, seit Mai 2018 Leiter der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos.

Wie «CNN» unter Beifügung des Ausdrucks «Krieg der Worte» berichtet, habe Kelly den russischen Einmarsch in die Ukraine und Rogosins wiederholte Drohungen, sich aus der Internationalen Raumstation ISS zurückzuziehen, kritisiert.

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Roskosmos-Chef Dmitri Rogosin.Bild: keystone

In einem ziemlich zügig gelöschten Tweet meinte Rogosin zu Kelly: «Hau ab, du Schwachkopf! Sonst wirst du den Tod der Internationalen Raumstation auf dem Gewissen haben.» Kelly antwortete auf Russisch: «Dimon, wieso hast du diesen Tweet gelöscht? Willst du nicht, dass jeder sieht, was für ein Kind du bist?»

Kellys Äusserungen – so sagt es der Ex-Astronaut – seien eine Reaktion gewesen auf ein von Roskosmos produziertes und von Rogosin verbreitetes Video. Dieses zeigt zwei russische Astronauten, die in der Raumstation schweben und NASA-Astronaut Mark Vande Hei zum Abschied zuwinken.

Das Video, das für Ärger gesorgt hat.Video: YouTube/PointOrView

Vande Hei soll am 30. März mit den beiden Russen zur Erde zurückkehren. «Es ist einfach unvorstellbar, dass das russische Raumfahrtprogramm eine Person im Weltraum zurücklässt, für deren Heimkehr es verantwortlich ist. Ich glaube nicht, dass das passiert», sagte Ex-Astronaut Kelly und ergänzte: «Wenn er (Rogosin, Anm. d. Red.) sich wie ein Kind benimmt, dann werde ich ihn auch wie eines behandeln.»

Mittlerweile halte es Kelly für nicht mehr ganz so unvorstellbar, dass es nicht doch möglich sein könnte, dass die Russen eine Person im Weltraum zurücklassen, heisst es im Bericht der «CNN». Er habe es auch für unvorstellbar gehalten, dass Russland die Ukraine überfalle.

Grundsätzlich ist Kelly, der nach beruflichen Jahren in Moskau fliessend Russisch spricht, der russischen Raumfahrtbehörde wohlgesinnt. Die meisten Roskosmos-Mitarbeiter seien «professionelle, vernünftige Leute», die «wollen, dass diese Partnerschaft weitergeht.»

Momentan sind vier Astronauten der NASA in der ISS, dazu zwei russische Kosmonauten und einer der Europäischen Weltraumorganisation. Mark Vande Hei ist aber der einzige NASA-Astronaut, der im fiktiven Roskosmos-Video zu sehen ist. «Wenn ich an seiner Stelle wäre, würde ich einfach weiter meine Arbeit machen», sagte Kelly. «Und wenn sie (Roskosmos) mich hier oben lassen wollen, dann werde ich einen anderen Weg nach Hause finden.»

In this July 12, 2015 photo, Astronaut Scott Kelly takes a photo of himself inside the Cupola, a special module of the International Space Station which provides a 360-degree viewing of the Earth and  ...
Ex-Astronaut Scott Kelly im Jahr 2015.Bild: AP/NASA

Die NASA hat sich bislang nicht zu den jüngsten Drohungen von Roskosmos-Chef Rogosin geäussert. Letzte Woche erklärte sie jedoch, dass es keine Anzeichen dafür gebe, dass Russland sich aufgrund der US-Sanktionen aus der Internationalen Raumstation zurückziehe.

Auch Ex-Astronaut Scott Kelly zeigt sich zuversichtlich, merkte aber an, dass «manchmal Dinge wichtiger werden als die Raumfahrt.» Wenn er die Möglichkeit habe, seine Stimme zu erheben um dem russischen Volk zu helfen, die Wahrheit zu erkennen, werde er dies tun. (rst)

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quelle: keystone / alejandro zepeda
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36 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Salvatore_M
08.03.2022 12:30registriert Januar 2022
Es gibt in westlichen Ländern russische Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Da wird es in den Unternehmen Auseinandersetzungen und Kritik geben. Brüche entstehen, ähnlich wie in der ISS. Und dies alles wegen Wladimir, dem Schrecklichen.
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Paul Badman
08.03.2022 13:37registriert November 2015
Könnte man nicht Putin zu einem Besuch der ISS einladen. Er dürfte dann auch das Wandbild mit den hübschen Stewardessen, sowie seine Busenfreunde Schröder, Trump und Schischiping mitnehmen... und für immer oben bleiben.
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Bynaus
08.03.2022 13:45registriert März 2016
Rogosin ist kein Astronaut, sondern ein Politiker. Ich wäre erstaunt, wenn er auch nur die Grundlagen der Himmelsmechanik kennen würde.
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