Der von Russland ausgelöste Krieg in der Ukraine verlagert sich auch in den Weltraum. Die Protagonisten: Scott Kelly, einer der berühmtesten ehemaligen NASA-Astronauten, und Dmitri Rogosin, seit Mai 2018 Leiter der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos.
Wie «CNN» unter Beifügung des Ausdrucks «Krieg der Worte» berichtet, habe Kelly den russischen Einmarsch in die Ukraine und Rogosins wiederholte Drohungen, sich aus der Internationalen Raumstation ISS zurückzuziehen, kritisiert.
In einem ziemlich zügig gelöschten Tweet meinte Rogosin zu Kelly: «Hau ab, du Schwachkopf! Sonst wirst du den Tod der Internationalen Raumstation auf dem Gewissen haben.» Kelly antwortete auf Russisch: «Dimon, wieso hast du diesen Tweet gelöscht? Willst du nicht, dass jeder sieht, was für ein Kind du bist?»
Kellys Äusserungen – so sagt es der Ex-Astronaut – seien eine Reaktion gewesen auf ein von Roskosmos produziertes und von Rogosin verbreitetes Video. Dieses zeigt zwei russische Astronauten, die in der Raumstation schweben und NASA-Astronaut Mark Vande Hei zum Abschied zuwinken.
Vande Hei soll am 30. März mit den beiden Russen zur Erde zurückkehren. «Es ist einfach unvorstellbar, dass das russische Raumfahrtprogramm eine Person im Weltraum zurücklässt, für deren Heimkehr es verantwortlich ist. Ich glaube nicht, dass das passiert», sagte Ex-Astronaut Kelly und ergänzte: «Wenn er (Rogosin, Anm. d. Red.) sich wie ein Kind benimmt, dann werde ich ihn auch wie eines behandeln.»
Mittlerweile halte es Kelly für nicht mehr ganz so unvorstellbar, dass es nicht doch möglich sein könnte, dass die Russen eine Person im Weltraum zurücklassen, heisst es im Bericht der «CNN». Er habe es auch für unvorstellbar gehalten, dass Russland die Ukraine überfalle.
Grundsätzlich ist Kelly, der nach beruflichen Jahren in Moskau fliessend Russisch spricht, der russischen Raumfahrtbehörde wohlgesinnt. Die meisten Roskosmos-Mitarbeiter seien «professionelle, vernünftige Leute», die «wollen, dass diese Partnerschaft weitergeht.»
Momentan sind vier Astronauten der NASA in der ISS, dazu zwei russische Kosmonauten und einer der Europäischen Weltraumorganisation. Mark Vande Hei ist aber der einzige NASA-Astronaut, der im fiktiven Roskosmos-Video zu sehen ist. «Wenn ich an seiner Stelle wäre, würde ich einfach weiter meine Arbeit machen», sagte Kelly. «Und wenn sie (Roskosmos) mich hier oben lassen wollen, dann werde ich einen anderen Weg nach Hause finden.»
Die NASA hat sich bislang nicht zu den jüngsten Drohungen von Roskosmos-Chef Rogosin geäussert. Letzte Woche erklärte sie jedoch, dass es keine Anzeichen dafür gebe, dass Russland sich aufgrund der US-Sanktionen aus der Internationalen Raumstation zurückziehe.
Auch Ex-Astronaut Scott Kelly zeigt sich zuversichtlich, merkte aber an, dass «manchmal Dinge wichtiger werden als die Raumfahrt.» Wenn er die Möglichkeit habe, seine Stimme zu erheben um dem russischen Volk zu helfen, die Wahrheit zu erkennen, werde er dies tun. (rst)