Die NASA hat soeben ihre Sonde zum Asteroiden «16 Psyche» ins All geschickt, nachdem der zunächst für Donnerstag geplante Start verschoben worden war. Der Asteroid besteht fast vollständig aus den Metallarten Eisen und Nickel. Das macht ihn in unserem Sonnensystem nicht nur einzigartig, sondern auch sehr wertvoll. Ausserdem könnten wir mithilfe des Himmelskörpers mehr über die Erde erfahren.
Der Asteroid ist nach der Göttin der Seele in der antiken griechischen Mythologie benannt. Sie wird oft als weibliche Figur mit Schmetterlingsflügeln dargestellt.
«Psyche» wurde 1852 vom italienischen Astronomen Annibale de Gasparis entdeckt. Da es sich um den 16. Asteroiden handelte, der bis zum damaligen Zeitpunkt entdeckt wurde, wird er auch als «16 Psyche» bezeichnet.
«Psyche» umkreist die Sonne im äusseren Teil des Asteroidenhauptgürtels – etwa 370 Millionen Kilometer von der Erde entfernt, zwischen den beiden Planeten Mars und Jupiter. «16 Psyche» ist etwa dreimal so weit von der Sonne entfernt wie die Erde.
«Psyche» wiegt etwa 3400 bis 4100 Kilogramm pro Kubikmeter, schätzen Wissenschaftler. Die Oberflächengravitation ist auf «Psyche» viel geringer als auf der Erde. Sie ist sogar geringer als auf unserem Mond.
Der Asteroid ist unregelmässig geformt und hat eine kartoffelartige Struktur, schreibt die NASA. Der Durchmesser des Himmelskörpers beträgt etwa 250 Kilometer.
Ein detailliertes Foto des Asteroiden gibt es nicht – nur eine verschwommene Aufnahme. Unter anderem das will die NASA mit ihrer nun startenden Mission ändern.
Die NASA will wissen, warum der Himmelskörper so ungewöhnlich reich an Metall ist. Eine mögliche Erklärung ist, dass der Asteroid sich in unserem Sonnensystem bereits sehr früh gebildet hat.
The @SpaceX Falcon Heavy with the @NASA Psyche spacecraft onboard was rolled to the launch pad today in preparation for launch from Launch Complex 39A to a metal rich asteroid named Psyche! Launch is targeted for Thursday, Oct. 12 at 10:16am EDT. 📷https://t.co/qslDoPJhbu pic.twitter.com/ohTeoF19kK
— NASA HQ PHOTO (@nasahqphoto) October 10, 2023
Ausserdem vermutet die US-Weltraumbehörde, dass der Asteroid ein ehemaliger Planetenkern sein könnte – und damit ein Baustein unseres Sonnensystems. Während seiner Entstehung könnte «Psyche» mit anderen Himmelskörpern zusammengestossen sein. Dabei könnte der Asteroid seine äusseren Gesteinshüllen verloren haben.
Auch der 5000 Grad Celsius heisse und geschmolzene Kern unseres Planeten besteht hauptsächlich aus den beiden Metallen Eisen und Nickel. Dorthin gelangen Wissenschaftler aber nicht, weshalb die Untersuchung von «Psyche» einen einzigartigen Blick in die Entstehung unseres Planeten geben könnte. Man könne die Mission deshalb «fast als eine Reise zum Mittelpunkt der Erde bezeichnen», schreibt die NASA.
Ja. Wenn es der NASA gelänge, den Asteroiden zur Erde zu transportieren, hätte allein das Eisenvorkommen einen Wert von rund 10'000 Billiarden US-Dollar, hatte NASA-Mitarbeiterin Lindy Elkins-Tanton bereits 2017 geschätzt. Das entspricht einer Eins mit 19 Nullen.
Zur Einordnung: Die aus den Metallvorkommen von «16 Psyche» resultierenden Reichtümer würden die Weltwirtschaftsleistung mit einem Mal zum Einsturz bringen. Das globale Bruttoinlandsprodukt lag 2021 bei rund 96 Billionen US-Dollar.
Verteilt auf die Weltbevölkerung, würde jeder Erdbewohner mit den Schätzen von «16 Psyche» rechnerisch rund 1,4 Milliarden US-Dollar bekommen.
Starttermin ist der heutige 13. Oktober um 16.19 Uhr unserer Zeit. Dann soll die «Psyche»-Sonde mithilfe einer Falcon-Heavy-Rakete von SpaceX vom Startkomplex 39A im Kennedy Space Center in Florida abheben.
Erstes Reiseziel ist der Mars. Durch dessen Schwerkraft soll die Sonde im Mai 2026 auf den Weg zu ihrem Hauptziel «16 Psyche» gebracht werden, wo sie voraussichtlich im August 2029 eintrifft.
In den anderthalb bis zwei Jahren, in denen die Sonde um den Asteroiden kreist, wird sie Fotos machen, die Oberfläche kartieren und Daten sammeln, um die Zusammensetzung von «Psyche» zu bestimmen. Diese Daten sendet die Sonde zur Erde.
Für die Kommunikation verwendet «Psyche» testweise eine neue Technologie, die Laser statt Radiowellen nutzt. Mit dem sogenannten «Deep Space Optical Communications»-Paket (DSOC) an Bord der Sonde will die NASA schneller als bislang Daten übertragen können.
Sollte das Experiment erfolgreich sein, könnte die Technologie auch bei künftigen Weltraummissionen eingesetzt werden.
Die Sonde besitzt ein sogenanntes Magnetometer. Damit kann die NASA nach Hinweisen auf ein altes Magnetfeld am Asteroiden suchen. Ein Restmagnetfeld wäre möglicherweise ein Beweis dafür, dass sich ein Asteroid aus dem Kern eines Planetenkörpers gebildet hat.
Ausserdem besitzt die Sonde ein Gammastrahlen- und Neutronenspektrometer. Damit lassen sich die chemischen Elemente bestimmen, aus denen der Asteroid besteht.
Mithilfe eines multispektralen Bildsensors will die NASA zudem Informationen über die Mineralzusammensetzung von «Psyche» und mehr über die Oberflächenbeschaffenheit dieses Asteroiden herausfinden.