Jüngst wurden die grausamen Schicksale nordkoreanischer Soldaten in Kursk öffentlich. Bis zu 12'000 Armeeangehörige soll Diktator Kim Jong Un seinem Verbündeten im Kreml geschickt haben, um die ukrainischen Truppen aus der russischen Grenzregion zu vertreiben – bislang ohne Erfolg. Dabei scheint das Leben der Leihsoldaten noch weniger wert zu sein als das ihrer russischen Mitkämpfer.
Schon 300 Nordkoreaner sollen bei den Kämpfen in Kursk getötet worden sein, teilte der südkoreanische Geheimdienst NIS kürzlich mit. Weitere 2700 sollen demnach verletzt worden sein. Um die Anwesenheit der Nordkoreaner und Verluste in ihren Reihen zu verschleiern, verbrennen die Russen angeblich sogar deren Leichen – für die Angehörigen der Getöteten wird es damit so gut wie unmöglich, irgendwann Genaueres über das Schicksal der Männer zu erfahren. Auch gefangen nehmen lassen sich die Nordkoreaner offenbar kaum.
Am Wochenende berichtete der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, dass seine Truppen in Kursk erstmals zwei lebende Nordkoreaner gefangen genommen hätten. Selenskyj teilte auch Bilder und ein Video vom Verhör der beiden Männer. Der südkoreanische Geheimdienst bestätigte anschliessend, dass es sich bei ihnen um Nordkoreaner handelte. Es war nicht der erste Bericht Selenskyjs über gefangene Nordkoreaner. Die anderen Männer waren demnach aber an ihren Verletzungen gestorben.
Dass so wenige Koreaner in Gefangenschaft gehen, soll auch an einem perfiden Befehl des Kreml liegen. Nach Angaben des südkoreanischen Geheimdienstes NIS hat Russland die Nordkoreaner aufgefordert, sich selbst zu töten, bevor sie in ukrainische Gefangenschaft geraten. Ukrainische Soldaten bestätigen die traurige Praxis: «Der Feind gibt nicht auf. Sie eliminieren sich selbst nach dem gleichen Schema, eine Granate in die Nähe des Kopfes, fertig», berichtet zum Beispiel Juri Bondar von der 80. separaten Luftlandebrigade der Ukraine.
Inzwischen scheint auch die Annahme widerlegt zu sein, dass es sich bei den Soldaten aus Nordkorea ausschliesslich um unerfahrene Wehrdienstleistende handelt. Anfang November machten noch Geschichten die Runde, dass sich Kims Kämpfer beim Training in Russland häufig betrinken und massenhaft Pornos im Internet schauen – in ihrem abgeschotteten Heimatland gibt es schliesslich keinen freien Zugang zum Netz.
Auf Bildern, die in sozialen Medien kursierten, wirkten die Nordkoreaner zudem körperlich nicht sonderlich fit. Doch jetzt zeichnen ukrainische Frontsoldaten ein anderes Bild ihrer neuen Widersacher.
So sagte der ukrainische Armeesprecher Jaroslaw Tschepurnyj dem Nachrichtenportal «Politico» kürzlich, dass es sich bei den Nordkoreanern nicht um «Kanonenfutter» handle, sondern um erfahrene Infanteristen: «Sie sind jung, körperlich fit, tapfer und wissen, wie man Waffen bedient», so der Oberstleutnant. «Sie sind ausserdem sehr diszipliniert und bringen alles mit, was einen guten Fusssoldaten auszeichnet.» Das bestätigt auch Juri Bondar von der 80. separaten Luftlandebrigade und warnt davor, die Nordkoreaner zu unterschätzen:
Ähnlich schätzt es der frühere nordkoreanische Soldat «Kim» ein, dem es nach eigenen Angaben 2021 gelang, der Diktatur in seinem Heimatland zu entkommen: «Die Soldaten, die zum Kämpfen ins Ausland geschickt werden, sind einer Hirnwäsche unterzogen worden und bereit, sich für Kim Jong Un zu opfern», berichtet der 32-Jährige der Nachrichtenagentur Reuters. Aus Angst vor Repressalien gegen seine Angehörigen wollte sich «Kim» nicht unter seinem richtigen Namen äussern.
Die Sorge um das Wohlergehen der Familie zu Hause treibt offenbar auch viele Nordkoreaner in Kursk bis zum Äussersten. Aus Angst um die Familie würden sich nordkoreanische Soldaten, aber auch Spione, eher das Leben nehmen, als in Gefangenschaft zu gehen, berichtet der Verteidigungsexperte Yang Uk Reuters: