Wladimir Putin versucht seine Expansionsfantasien mit dem brutalen russischen Überfall auf die Ukraine aktiv umzusetzen, Donald Trump kokettiert offen mit der Annexion Grönlands und Kanadas und zu glauben, dass Xi Jinping langfristig die Finger von Taiwan lässt, benötigt eine gehörige Portion Optimismus (oder Naivität?). Die Liste liesse sich beliebig erweitern. Auch Länder wie Aserbaidschan deuten in jüngerer Vergangenheit immer unverfrorener Expansionspläne an.
Imperialismus gehörte im 21. Jahrhundert bisher vermeintlich der Vergangenheit an, doch anno 2025 scheinen entsprechende Anwandlungen wieder gross in Mode zu kommen. Kaum verwunderlich, dass sich weitere, kleinere Länder wegen des Gebarens der Weltmächte sorgen. So zum Beispiel Norwegen.
So hat sich Norwegens Ministerpräsident Jonas Gahr Store im Zuge von Trumps Aussagen über Grönland vor kurzem genötigt gefühlt, vorsorglich eine Erklärung zur Inselgruppe Spitzbergen (Svalbard auf Norwegisch) abzugeben:
Dass Gahr Store das Thema derart direkt adressiert, ist erstaunlich, denn Trump hat sich selbst gar nicht zu Spitzbergen geäussert. Die Norweger haben in Anbetracht der Aussagen des künftigen US-Präsidenten zu Grönland aber allen Grund, alarmiert zu sein.
Denn der Spitzbergen-Archipel ist zwar massiv kleiner als Grönland, bringt aber ähnliche «Qualitäten» mit. Es gibt Rohstoffvorkommen und kann sowohl aus militärischer Perspektive als auch als Forschungsstandort in der Arktis ein strategisch wertvolles Gebiet sein.
Und in dieser haben nicht nur die Amerikaner Ambitionen, wie diese mit ihren jüngsten Aussagen unverblümt unterstrichen haben. So erklärte Mike Waltz, den Trump für die Position des Nationalen Sicherheitsberaters vorgesehen hat, bei Fox News offen:
Das sehen Xi Jinping und insbesondere Wladimir Putin in Bezug auf die Arktis ähnlich. Während China vor allem aus wirtschaftlichen Gründen Interesse am Gebiet rund um den Nordpol hat, steht für die Russen in Anbetracht der Spannungen mit dem Westen die militärische Bedeutung im Vordergrund. Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte vergangene Woche in Bezug auf Trumps Grönland-Kommentare:
Man verfolge die Entwicklungen mit Interesse, sei aber daran interessiert, «die Atmosphäre des Friedens und der Stabilität in der Arktiszone zu bewahren».
Es sind genau diese Aussagen, die die Skandinavier oder auch die Finnen aufschrecken lassen.
Was, wenn die Grossmächte USA und Russland gemeinsame Sache machen und die Arktis und ihre Ressourcen quasi untereinander aufteilen wollen?
Dass diese Theorie keineswegs aus der Luft gegriffen ist, zeigen Aussagen im russischen Staatsfernsehen. In der Sendung von TV-Propagandist Wladimir Solowjow sprachen die Gäste jüngst offen über die Idee, dass Trump womöglich Grönland bereitwillig mit Russland aufteilen würde.
Andrej Guruljow, Duma-Abgeordneter und ehemaliger Kommandant in der russischen Armee, erklärte, dass Russland sich genauso wie die Amerikaner um Grönland bemühen müsse, wie «The Daily Beast» berichtet. Wenn Trumps Gefolge dort auftauchen und über einen Kauf oder Einflussnahme verhandeln könne, dann solle Russland das doch einfach auch tun.
Dass das Gebiet eigentlich Dänemark gehört, spielt bei Guruljows Überlegungen offensichtlich nur noch eine Randnotiz:
Es ist genau diese Nonchalance, diese Unverfrorenheit auf beiden Seiten, die auch in Norwegen Sorge bereitet. Tore Wig, ein norwegischer Politikwissenschaftler der Universität Oslo, erklärte gegenüber dem US-Magazin «Politico» in Bezug auf Spitzbergen:
Trumps Äusserungen haben in Bezug auf die Arktis, aber auch generell, eine weitere gefährliche Dimension: Sie legitimieren es nicht gerade, aber sie senken die Hemmschwelle für die imperialistische Idee, das eigene Territorium auf Kosten von kleineren, schwächeren Akteuren zu vergrössern. Andreas Osthagen, Politforscher am Osloer Fridtjof Nansen Institut, erklärt gegenüber Politico:
Bei Trumps Aussagen mag es sich womöglich um bekannte und nicht wirklich ernstgemeinte Prahlereien in dem ihm eigenen Stil handeln, doch die Signalwirkung an die anderen Grossmächte ist definitiv gross, weil sie die jahrelange Position der USA und des Westens massiv unterminiert.
Politwissenschaftler Wig führt aus, weshalb er glaubt, dass auch all die internationalen Verträge, das Völkerrecht und die langjährige Zusammenarbeit der westlichen Staaten womöglich am Ende wirkungslos sein könnten – wenn Trump und Co. es eben doch ernst meinen.
Auch wenn es in den vergangenen Tagen wieder ruhiger um das Thema geworden ist – Trump hat mit seiner Rhetorik womöglich etwas ins Rollen gebracht, was für Skandinavien und ganz Europa weitreichende Folgen haben könnte.
Wie es ausgehen kann, wenn Grossmächte gemeinsame Sache machen und Gebiete in scheinbarer Einigkeit aufteilen, hat die Geschichte bereits auf übelste Art und Weise gezeigt.
Durch Instabilität in der Politik müssen alle Länder massiv aufrüsten um entweder durch Abschreckung oder dann durch aktive Kampfhandlungen die Souveränität zu erhalten.
Unter anderem aus diesem Grund müssen wir endlich Lüge, Faktenverdrehung und Propaganda unter Strafe stellen.