International
Russland

Russlands Krieg: Putin lockt junge Männer mit unmoralischem Angebot

epa11733200 A man pushes a baby stroller past a poster with an image depicting a Russian soldier in Moscow, Russia, 21 November 2024. On 24 February 2022, Russian troops entered Ukrainian territory in ...
Ein junger Vater mit Kinderwagen in Moskau vor einem Rekrutierungsplakat der Armee: Russlands Streitkräfte brauchen dringend Nachschub.Bild: keystone

Nachschub für den «Fleischwolf»: Putin lockt junge Russen mit unmoralischem Angebot

Der Kreml-Chef rekrutiert nun die besonders Verzweifelten im eigenen Land. Für seinen Krieg in der Ukraine holt er sich ausserdem Hilfe bei den Huthis im Jemen.
24.11.2024, 16:1724.11.2024, 16:54
Fabian Hock / ch media
Mehr «International»

Ein neuer Deal soll dem russischen Militär massenhaft Soldaten bringen. Wer sich verpflichtet, für mindestens ein Jahr gegen die Ukraine in den Krieg zu ziehen, bekommt seine Schulden von bis zu 10 Millionen Rubel (umgerechnet rund 85'000 Franken) erlassen.

Kreml-Chef Wladimir Putin hat am Wochenende ein entsprechendes Gesetz unterzeichnet. Dieses soll laut russischen Agenturen für Rekruten gelten, gegen die vor dem 1. Dezember dieses Jahres ein Inkassoverfahren eingeleitet worden ist.

Auf wen dieses Angebot abzielt, ist klar: junge Russen im wehrfähigen Alter. Laut einem aktuellen Bericht der russischen Zentralbank sind 20–35-Jährige besonders häufig von Überschuldung betroffen.

Kaum jemand in der russischen Bevölkerung hat Ersparnisse, rund die Hälfte sogar Schulden durch einen oder mehrere Kredite. Die Zinsen für Konsumkredite liegen in Russland teilweise bei bis zu 20 Prozent, was die Tilgung für viele unmöglich macht.

Hinzu kommt die galoppierende Inflation: Sie lag im Oktober in Russland bei über 8 Prozent, bei einigen Lebensmitteln sogar noch massiv darüber. Zuletzt machten Berichte die Runde, dass Supermärkte Butter in Glaskästen wegsperren, um sie vor Diebstahl zu schützen. Um 25 Prozent stiegen die Preise für ein Stück Butter im Verlauf dieses Jahres.

Über 700'000 russische Soldaten getötet

Wer aus der Schuldenspirale nicht mehr herauskommt, soll nun also im Krieg einen Ausweg finden. Mittels eines Vertrages können sich auch Wehrpflichtige für den Kriegseinsatz in der Ukraine melden, erklärte Sergej Kriwenko von der Menschenrechtsorganisation Memorial.

Mit dem neuen Gesetz will Putin Freiwillige überzeugen, um eine zweite grosse Mobilisierungswelle zu vermeiden. Die erste vor rund zwei Jahren hatte nicht nur in Moskau für Unruhe gesorgt und viele Russen zur Flucht animiert.

epa11735092 Russian President Vladimir Putin holds a meeting with the Defense Ministry leadership and representatives of the defense industry, in Moscow, Russia, 22 November 2024. Putin announced a su ...
Kreml-Chef Wladimir Putin bei einem Meeting im Regierungssitz in Moskau.Bild: keystone

Der Personalbedarf der Armee ist jedoch riesig: Der ukrainische Geheimdienst geht davon aus, dass inzwischen mehr als 700'000 russische Soldaten ihr Leben auf dem Schlachtfeld verloren haben. Die hohen Verluste haben auch damit zu tun, dass Russland die eigenen Soldaten rücksichtslos und schlecht ausgerüstet als Kanonenfutter gegen ukrainische Stellungen anrennen lässt. «Fleischwolf-Taktik» nennen das die Ukrainer.

Seit dem Überfall auf die Ukraine hat das russische Militär zu verschiedenen Mitteln gegriffen, um neue Soldaten zu gewinnen. Neben der Mobilisierung im Herbst 2022 rekrutierte vor allem die Söldnergruppe Wagner verurteilte Straftäter direkt aus den Gefängnissen.

Seit diesem Jahr kämpfen etwa 12'000 Soldaten aus Nordkorea an der Seite der Kreml-Armee. Und wie an diesem Wochenende bekannt wurde, rekrutiert Putin seine Söldner offenbar auch bei den Huthi-Rebellen im Jemen: Wie die «Financial Times» am Sonntag berichtete, haben Russlands Streitkräfte Hunderte von jemenitischen Männern rekrutiert.

Jemenitischen Rekruten, die nach Russland reisten, um gegen die Ukraine zu kämpfen, seien gute Bezahlung und sogar die russische Staatsbürgerschaft versprochen worden, berichtet die «Financial Times». Nach ihrer Ankunft seien sie mithilfe einer mit den Huthi verbundenen Firma in die russische Armee zwangsrekrutiert und an die Front geschickt worden.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Traurige Szenen – die Heldengräber in der Ukraine
1 / 17
Traurige Szenen – die Heldengräber in der Ukraine
Ukrainische Soldaten begraben kurz nach Weihnachten 2023 ihren Kameraden Vasyl Boichuk im Dorf Iltsi.
quelle: keystone / evgeniy maloletka
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Video soll zeigen, wie sich erneut ein russischer Soldat einer Drohne ergibt
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
72 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Hierundjetzt
24.11.2024 17:08registriert Mai 2015
Jemen: 30 Grad Jahersdurchschnitt
Ukraine: 5,5 Grad Jahresdurchschnitt

Viel Glück den Huthis, bei - 10 im Schützengraben im Schnee stehen. Obwohl man weder Kälte noch Schnee kennt

Jemeniter mit grosser Klappe und Fäustlingen ziehen im Schnee und Eis ins Gefecht . Das wird mir ja was 😂😂😂😂
1557
Melden
Zum Kommentar
avatar
Firefly
24.11.2024 16:52registriert April 2016
Ich verstehe nicht wie man für fremde Herren in einen fremden Krieg ziehen kann anstatt zu Hause etwas aufzubauen. All diese Verschwendung und Zerstörung.
1436
Melden
Zum Kommentar
avatar
die 200
24.11.2024 16:49registriert Januar 2017
Wieviele moralische Tiefpunkte werden bitte in Russland noch erreicht?
Erst mit einer imperealistischen und machthungrigen Politik die Menschen in die Armut treiben um diese Existenznöte dann anschliessend menschenverachtend auszunutzen... nur noch wiederlich.
1317
Melden
Zum Kommentar
72
Mindestens 15 Menschen bei Erdbeben im Iran verletzt

Ein Erdbeben hat den rohstoffreichen Südwesten Irans erschüttert. Das Beben in der Provinz Chusestan hatte eine Stärke von 5,6 und ereignete sich in einer Tiefe von rund zehn Kilometern, wie die US-Erdbebenwarte USGS mitteilte.

Zur Story