Ein russischer Soldat soll in der Ukraine auf Befehl seines Vorgesetzen Zivilisten getötet haben. Stimmen die entsprechenden Aussagen, über die die «New York Times» berichtet, könnten sie russische Kriegsverbrechen in der Ukraine belegen. Konkret geht es um einen Fall, der sich im März rund um Butscha zugetragen haben soll. In dem Vorort von Kiew waren nach Abzug russischer Truppen etliche Tote – unten ihnen viele Zivilisten – gefunden worden.
Ein Soldat, der nur mit Namen Sergej genannt wird, soll demnach ukrainische Zivilisten in einem Wald getötet haben, um zu verhindern, dass diese den Standort der russischen Einheit verraten. In einem Audiomitschnitt, den die New York Times veröffentlicht hat, ist zu hören, wie der Mann mit seiner Freundin telefoniert und die Tat zugibt. «Ich bin ein Mörder geworden», sagt er. Es soll dabei um drei Menschen gehen. «Wir haben sie festgenommen, ausgezogen und ihre Kleidung kontrolliert», schildert der Mann. Dann sei die Entscheidung gefallen, sie zu töten.
Intercepted phone calls made by Russian soldiers during the first days of the Ukraine invasion, obtained by @nytimes, provide damning accounts of battlefield failures, contempt for leadership and the execution of civilians. Our new investigation: https://t.co/B6s4rA6BAA pic.twitter.com/tNUwx47o7S— Evan Hill (@evanhill) September 28, 2022
Auf die Frage seiner Freundin, warum die Soldaten die Zivilisten nicht als Kriegsgefangene genommen hätten, sagt er: «Wir hätten sie verpflegen müssen, aber haben nicht genug Essen für uns selbst.» Sein Kommandeur soll seiner Einheit demnach befohlen haben, alle Zivilisten, die sie anträfen, zu töten, da sie ihre Position an der Front verraten könnten.
Telefonate mit Familien in der Heimat führen russische Soldaten immer wieder, schreibt die Times. Das Telefonat hat die Zeitung in russischer Sprache veröffentlicht und schriftlich ins Englische übersetzt. Darin sagt der Soldat auch, er wolle keine weiteren Menschen mehr töten, besonders jene nicht, denen er in die Augen sehen müsse.
Stimmen die Berichte, könnten sie Beleg für die Kriegsverbrechen russischer Truppen nach Definition der Vereinten Nationen sein – und verdeutlichen die katastrophale Situation russischer Einheiten. Bereits zuvor war bekannt geworden, dass Soldaten Essensmangel beklagen und mit mangelhaften Waffen sowie fehlenden Verbandsmaterialien an der Front kämpfen.
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(t-online.de,cli)