International
Russland

Ukraine-Krieg, Tag 182: Der Überblick

USA bereiten Hilfspaket im Wert von 3 Milliarden Dollar vor – das Nachtupdate ohne Bilder

25.08.2022, 05:18
Mehr «International»

Nach ihrem Unabhängigkeitstag trauert die Ukraine um die vielen Todesopfer eines russischen Raketenangriffs auf einen Personenzug. Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach am späten Mittwochabend von mindestens 22 Toten. Der Zug war nahe dem Ort Tschaplyne im zentralukrainischen Gebiet Dnipropetrowsk getroffen worden. «Tschaplyne ist heute unser Schmerz», sagte Selenskyj.

>> aktuelle Entwicklungen in der Ukraine im Liveticker

Wie vorher befürchtet gab es am Feiertag, einem symbolträchtigen Datum ein halbes Jahr nach Kriegsbeginn, auch an anderen Stellen des Landes schwere russische Angriffe mit Raketen und Marschflugkörpern.

Die Ukraine hatte am Mittwoch den 31. Jahrestag ihrer Unabhängigkeit von der Sowjetunion begangen. Die USA sagten der Ukraine an diesem historischen Datum Militärhilfen für drei Milliarden US-Dollar zu. Das Paket soll zur Verteidigung der Ukraine und zur Modernisierung ihrer Armee dienen. US-Präsident Joe Biden will in einem Telefonat mit Selenskyj am Donnerstag Einzelheiten besprechen. Für die Ukraine ist es der 183. Tag des Krieges.

Selenskyj: Die Ukraine wird ewig bestehen

«Unsere Unabhängigkeit endet nicht und wird niemals enden», sagte Selenskyj in seiner Videoansprache vom Mittwochabend. Trotz der bedrohlichen Lage werde es auch einen 32. Unabhängigkeitstag und einen 33. und alle folgenden geben. «Die Ukraine wird ewig bestehen.»

Angesichts der Gefahr russischer Angriffe waren die sonst üblichen Militärparaden am Feiertag abgesagt worden. Auf der Hauptstrasse Chreschtschatyk in Kiew wurden stattdessen zerstörte russische Panzer und anderes erbeutetes Kriegsgerät zur Schau gestellt. Viele Ukrainerinnen und Ukrainer sahen sich das an. Der britische Premierminister Boris Johnson kam zu seinem dritten Besuch während des Krieges nach Kiew. Solidarität mit dem angegriffenen Land zeigten auch Tausende Menschen in deutschen Städten und vielen anderen Orten der Welt.

Auch wenn Russland es per Antrag zu verhindern versuchte, sprach Selenskyj am Mittwoch per Videoschalte zum UN-Sicherheitsrat in New York. Er betonte die globale Bedeutung des Abwehrkampfes gegen die russische Invasion. «Heute feiert unser Land den Unabhängigkeitstag, und jetzt kann jeder sehen, wie sehr die Welt von unserer Unabhängigkeit abhängig ist», sagte Selenskyj. Wenn Russland jetzt nicht aufgehalten werde, «werden russische Mörder wahrscheinlich in anderen Ländern landen - in Europa, Asien, Afrika, Lateinamerika».

Erster Angriff auf einen Personenzug

In dem halben Jahr seit dem Einmarsch in die Ukraine haben russische Truppen oft Eisenbahnanlagen beschossen, um ukrainische Nachschubwege zu unterbrechen. Im April wurden bei einem Raketentreffer auf den Bahnhofsvorplatz von Kramatorsk im Donbass nach ukrainischen Angaben 57 Menschen getötet. Bei Tschaplyne wurde aber wohl zum ersten Mal ein Personenzug getroffen. Erste noch nicht verifizierte Bilder zeigten mehrere ausgebrannte Waggons auf einem Bahndamm. Zu den 22 Toten rechnete Selenskyj auch fünf Opfer, die in einem Auto nahe der Gleise ums Leben gekommen waren.

In einem anderen Ort des Gebietes Dnipropetrowsk wurde nach Angaben der Gebietsverwaltung ein elfjähriges Kind durch Beschuss getötet. Dabei hatte der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu am Mittwoch gesagt, seine Armee habe ihre Angriffe verlangsamt, um die ukrainische Zivilbevölkerung zu schonen.

Den Feiertag über herrschte in der Ukraine immer wieder Luftalarm. Im Gebiet Chmelnyzkyj im Westen des Landes waren nachmittags schwere Explosionen zu hören, wie Gouverneur Serhij Hamalij mitteilte. Wenige Minuten zuvor hatten oppositionelle belarussische Aktivisten angeblich den Abschuss von vier Raketen aus Belarus registriert. Auch zwei russische Bomber seien von dort gestartet. Die Angaben liessen sich nicht unabhängig überprüfen. Machthaber Alexander Lukaschenko stellt Belarus den russischen Truppen als Aufmarschgebiet zur Verfügung. Die ukrainische Armee griff ihrerseits in der Nacht auf Donnerstag russische Munitionsdepots hinter der Front an.

Rüstungshilfe für drei Milliarden US-Dollar

Mit dem Geld aus dem neuen US-Rüstungspaket könne die Ukraine Luftabwehrsysteme, Artilleriesysteme und Munition sowie Drohnen und Radargeräte erwerben, «um sich langfristig verteidigen zu können», sagte Biden. Der US-Präsident gratulierte der Ukraine zu ihrem Jahrestag. Dieser zeige, «dass die Ukraine stolz darauf ist, eine souveräne und unabhängige Nation zu sein - und es auch bleiben wird». Die Vereinigten Staaten seien entschlossen, das ukrainische Volk im Kampf um die Verteidigung seiner Souveränität zu unterstützen.

Russlands Präsident Wladimir Putin scheine zu glauben, dass sein Land mit dem stärkeren Kampfeswillen über die Ukraine und die internationale Gemeinschaft triumphieren könne, sagte ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums. «Dieses US-Paket ist ein greifbarer Beweis dafür, dass dies eine weitere russische Fehlkalkulation ist.»

Das wird am Donnerstag wichtig

Die Internationale Kampagne für das Verbot von Landminen und Streumunition (ICBL-CMC) stellt in Genf ihren Jahresbericht zum Einsatz von Streumunition vor. Gemeint sind Geschosse, die kurz vor dem Aufschlag viele kleine Sprengkörper freisetzen, die sich verteilen und eine unkontrollierbare Gefahr für Menschen bedeuten. Russland hat nach ersten Erkenntnissen der Organisation solche Munition auch in der Ukraine eingesetzt. (sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
11 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
11
Kämpfe in Syrien: Rebellen stürmen Assads Luxus-Villa in Aleppo
Syrische Regierungstruppen haben die Kontrolle über Aleppo verloren. Die Rebellen sollen sich auch Zugang zu Assads prunkvoller Villa verschafft haben.

In Syrien finden aktuell die heftigsten Kämpfe seit 2020 statt. Rebellen ist es innerhalb kürzester Zeit gelungen, die Grossstadt Aleppo einzunehmen. Die syrische Regierung verlor die Kontrolle darüber zum ersten Mal seit Beginn des Bürgerkriegs im Jahr 2011.

Zur Story