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Ukraine-Krieg, Tag 181: Der Überblick

Ukraine und USA befürchten Angriffe am Nationalfeiertag – das Nachtupdate ohne Bilder

24.08.2022, 05:25
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Im Schatten des seit einem halben Jahr andauernden russischen Angriffskriegs begeht die Ukraine am Mittwoch ihren Nationalfeiertag. Der Unabhängigkeitstag sei ein wichtiges Datum für die Ukrainer und Ukrainerinnen - «und damit leider auch für unseren Feind», sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj. In Kiew herrschte Nervosität wegen befürchteter russischer Raketenangriffe auf grosse Städte. Selenskyj rief die Bevölkerung auf, sich an die Ausgangssperren zu halten und bei Luftalarm in Sicherheit zu bringen. «Denkt daran, wir sollen alle gemeinsam den Sieg erleben», sagte er.

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Aus dem Ausland erhält das kriegsgeplagte Land weitere Waffenhilfen. So kündigte der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz ein Rüstungspaket mit Flugabwehrsystemen, Raketenwerfern, Munition und Anti-Drohnen-Geräten an. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg drängte die Unterstützer der Ukraine zu mehr Militärhilfe. «Die Nato-Alliierten sollten dringend mehr tun, so dass die Ukraine als souveräne unabhängige Nation überleben kann», sagte Stoltenberg der Zeitung «Die Welt» (Mittwoch).

Vor 31 Jahren, am 24. August 1991, hatte die damalige Sowjetrepublik Ukraine nach dem gescheiterten Putsch konservativer Kräfte gegen Generalsekretär Michail Gorbatschow ihre Unabhängigkeit erklärt. Dessen Nachnachfolger im Kreml, Wladimir Putin, befahl vor einem halben Jahr den Angriff auf das Nachbarland, um es wieder unter russische Kontrolle zu bringen. Seit dem 24. Februar sind grosse Teile der Ukraine verwüstet worden, russische Truppen halten etwa ein Fünftel des Landes besetzt. Zwar hat die Ukraine unter grossen Opfern standgehalten, doch ein Ende des Krieges ist nicht in Sicht.

Selenskyj: Wir geben Russland «auf die Fresse»

Selenskyj beschrieb den Abwehrkampf gegen die russische Aggression mit martialischen Worten. Mit der Annexion der Krim 2014 hätten die Russen entschieden, sein Land zu besetzen, sagte er zum Abschluss der sogenannten Krim-Plattform vor Journalisten. «Als sie das 2014 beschlossen haben, hat die Welt ihnen nicht einfach eins auf die Fresse gegeben, und so sind sie weiter und weiter und weiter gegangen. Aber wir geben ihnen auf die Fresse.» Mit seinen Angriffen und Gewalttaten zeige Russland, dass es nicht verhandeln wolle.

Später in seiner abendlichen Videoansprache am Dienstag dankte Selenskyj für die internationale Unterstützung, die die Ukraine auf dem Forum zur Heimholung der 2014 von Russland einverleibten Krim erfahre. Deutschland, Polen, die Türkei, Japan und andere Länder sagten Kiew Hilfe zu. «Die Krim ist ein unverzichtbarer Bestandteil unseres Staates», sagte Selenskyj. Die Ukraine werde die Halbinsel im Schwarzen Meer befreien und ihren Landsleuten dort die Freiheit bringen, die ihnen zustehe.

Sorge vor russischen Angriffen zum Feiertag

Die ukrainische Sorge vor verstärkten russischen Angriffen anlässlich des symbolisch wichtigen Feiertags wurde international geteilt. Die USA warnten Russland vor Angriffen gegen zivile Ziele. «Abschliessend möchte ich meine russischen Kollegen daran erinnern, dass die Welt zuschaut, während sich der Tag der Unabhängigkeit der Ukraine nähert», sagte der stellvertretende US-Botschafter bei den Vereinten Nationen, Richard Mills, vor dem Sicherheitsrat. «Das sollte nicht nötig sein zu sagen, aber bitte bombardieren Sie keine Schulen, Krankenhäuser, Waisenhäuser oder Heime.» Die USA würden weiterhin alle Verstösse gegen das Völkerrecht verfolgen. Zuvor hatte die US-Regierung ihre Bürger zum sofortigen Verlassen der Ukraine aufgefordert.

Tauziehen um Expertenreise zum AKW Saporischschja

Die Vereinten Nationen forderten von Moskau und Kiew erneut, einen Besuch des umkämpften Kernkraftwerks Saporischschja durch unabhängige Experten zu ermöglichen. «Wir fordern die Parteien erneut auf, der Mission (der Internationalen Atomenergiebehörde) IAEA sofortigen, sicheren und ungehinderten Zugang zum Standort zu gewähren», sagte die UN-Vertreterin Rosemary DiCarlo vor dem Sicherheitsrat in New York. Sie sprach von «fast täglichen Meldungen über alarmierende Vorfälle im Werk». Russland und die Ukraine werfen sich gegenseitig den Beschuss des grössten Atomkraftwerks in Europa vor.

Die prinzipiell von allen Seiten unterstützte IAEA-Mission scheiterte bislang an der Streitfrage, ob die Experten über russisch kontrolliertes Territorium oder - was völkerrechtlich korrekt wäre - ukrainisches Gebiet anreisen. Schon vor zwei Wochen hatte das russische Aussenministerium den Vorwurf erhoben, eine Einigung sei durch Einspruch der UN-Führung verhindert worden. Am Dienstag kritisierte eine Ministeriumssprecherin die UN erneut und sprach von einem «falschem Spiel des Sekretariats der Vereinten Nationen».

Waffen aus Deutschland für eine halbe Milliarde Euro

Das vom deutschen Bundeskanzler Scholz zugesagte Rüstungspaket hat nach Angaben eines Sprechers einen Umfang von etwa 500 Millionen Euro. Kiew solle drei weitere Flugabwehrsysteme des Typs Iris-T, ein Dutzend Bergepanzer und 20 auf Pick-ups montierte Raketenwerfer erhalten. Das Geld müsse vom Haushaltsausschuss noch freigegeben werden. Die Waffen sollten «massgeblich in 2023» geliefert werden, aber «einiges deutlich früher». Ein Teil der genannten Rüstungsgüter war schon früher zugesagt worden. Kampf- und Schützenpanzer, um die Kiew seit längerem dringend bittet, stehen nicht auf der Liste.

Der scheidende ukrainische Botschafter in Deutschland Andrij Melnyk begrüsste die Rüstungshilfe. «Wir sind dankbar für diese Zusagen», sagte er im «heute journal update» des ZDF. Er äusserte die Hoffnung, «dass auch die anderen Waffen, die schnell lieferbar sind, auch die Ukraine erreichen werden». Gerade vor dem Winter gehe es um jeden Tag. Melnyk hatte der Bundesregierung oft vorgeworfen, bei Hilfen zu zögern.

Das wird am Mittwoch wichtig

In der Ukraine wird der Unabhängigkeitstag gefeiert. Präsident Selenskyj mahnte die Bevölkerung allerdings zur Vorsicht – es wird vermutet, dass es zu russischen Angriffen kommen könnte. Zum Nationalfeiertag wird in Kiew zudem erwartet, dass noch weitere Länder neue Rüstungszusagen machen. (sda/dpa)

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