Das frühere Mitglied des russischen Sicherheitsdienstes FSO soll wegen seiner Kritik am russischen Krieg in der Ukraine nach Ecuador geflohen sein.Bild: Screenshot: YouTube
Nicht nur der russische Präsident wird schwer bewacht, sondern auch seine vielen bekannten und unbekannten Residenzen. Nun ist erneut ein FSO-Mitarbeiter ins Ausland geflüchtet.
15.09.2023, 12:1115.09.2023, 21:39
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Ein früheres Mitglied des russischen Sicherheitsdienstes FSO soll wegen seiner Kritik am russischen Krieg in der Ukraine nach Ecuador geflohen sein. Laut einem Bericht des unabhängigen russischen TV-Senders Doschd war Witaly Brizhaty zuvor als Wächter in dem Ort Oliva auf der Krim tätig.
Dort und im Umland des Küstenortes am Schwarzen Meer sollen sich verschiedene Datschen von hochrangigen russischen Beamten befinden. Dazu sollen Anwesen des russischen Präsidenten Wladimir Putin gehören, aber auch von Ex-Präsident Dmitri Medwedew oder vom Chef des Geheimdienstes FSB, Alexander Bortnikow. Die ukrainische Halbinsel ist seit 2014 völkerrechtswidrig von Russland besetzt.
Brizhaty sprach in dem Bericht davon, dass der russische Präsident seinem eigenen Sicherheitsdienst nicht traue. So könne es etwa sein, dass Putins Ankunft auf der Krim auf zwei Flughäfen gleichzeitig angekündigt werde, der Präsident aber per Schiff auf der ukrainischen Halbinsel ankomme.
«Das zeigt, wie sehr dieser Mann um sein Leben fürchtet.»
Witaly Brizhaty, Ex-FSO-Offizier
Auslandkontakte verboten
Der FSO ist für den Schutz des Präsidenten und anderer russischer Regierungsmitglieder verantwortlich. Der ehemalige Wachmach sprach davon, dass ihm der Kontakt zu Personen, die den Krieg verurteilen, unter Strafe verboten wurde. Gleiches soll für den Kontakt mit Staatsbürgern aus der Ukraine, den USA und der Europäischen Union gelten.
Der Ex-Wachmann sei in Sorge gewesen, da einer seiner Freunde mittlerweile in den USA lebe und den Krieg kritisch sehe. Es sei etwa möglich gewesen, dass gegen Brizhaty ermittelt werden, falls sein Freund pro-ukrainische Inhalte auf Instagram liken würde. «Das ist einfach verrückt.»
Nach Südamerika abgesetzt
Brizhaty soll einige Monate nach Kriegsbeginn versucht haben, den FSO zu verlassen. Ihm sei allerdings dann angedroht worden, für den Krieg an die Front geschickt zu werden. Seine Frau, die auf der Krim geboren wurde, habe allerdings eine Aufenthaltsgenehmigung in Ecuador erhalten, die dann auf ihn übertragen wurde.
Da FSO-Mitarbeiter keinen ausländischen Pass und keine Aufenthaltsgenehmigung besitzen dürfen, wurde Brizhaty entlassen, woraufhin er sich nach Südamerika absetzte.
Putins Personenschützer
Der FSO (auf Russisch «Federalnaja Sluschba Ochrany») ist ein Staatssicherheitsdienst der Russischen Föderation, dessen Hauptaufgabe der Schutz des Präsidenten Wladimir Putin und hochrangiger Regierungsmitglieder ist. Es handelt sich quasi um das russische Pendant zum amerikanischen Secret Service. Neben dem Personenschutz könne der russische Präsident die FSO-Offiziere auch für Abwehr- und Aufklärungsaufgaben einsetzen.
Laut Wikipedia zählt der Dienst um die 40'000 Mitarbeitende.
Schon einmal hat ein ins Ausland geflüchteter FSO-Offizier international
für Schlagzeilen gesorgt: Hauptmann Gleb Karakulov war bis Oktober 2022 als «Ingenieur» in der Kommunikationsabteilung tätig. Zu seinen täglichen Aufgaben gehörte es, die Kommunikation der höchsten Staatsbeamten – des Präsidenten und des Premierministers – zu verschlüsseln. Und er versorgte Russlands Machthaber mit geheimdienstlichen Informationen. Karakulov gilt als ranghöchster Geheimdienstoffizier in der jüngeren Geschichte Russlands, der in den Westen übergelaufen ist.
Quellen
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