Ein früheres Mitglied des russischen Sicherheitsdienstes FSO soll wegen seiner Kritik am russischen Krieg in der Ukraine nach Ecuador geflohen sein. Laut einem Bericht des unabhängigen russischen TV-Senders Doschd war Witaly Brizhaty zuvor als Wächter in dem Ort Oliva auf der Krim tätig.
Dort und im Umland des Küstenortes am Schwarzen Meer sollen sich verschiedene Datschen von hochrangigen russischen Beamten befinden. Dazu sollen Anwesen des russischen Präsidenten Wladimir Putin gehören, aber auch von Ex-Präsident Dmitri Medwedew oder vom Chef des Geheimdienstes FSB, Alexander Bortnikow. Die ukrainische Halbinsel ist seit 2014 völkerrechtswidrig von Russland besetzt.
Brizhaty sprach in dem Bericht davon, dass der russische Präsident seinem eigenen Sicherheitsdienst nicht traue. So könne es etwa sein, dass Putins Ankunft auf der Krim auf zwei Flughäfen gleichzeitig angekündigt werde, der Präsident aber per Schiff auf der ukrainischen Halbinsel ankomme.
Der FSO ist für den Schutz des Präsidenten und anderer russischer Regierungsmitglieder verantwortlich. Der ehemalige Wachmach sprach davon, dass ihm der Kontakt zu Personen, die den Krieg verurteilen, unter Strafe verboten wurde. Gleiches soll für den Kontakt mit Staatsbürgern aus der Ukraine, den USA und der Europäischen Union gelten.
Der Ex-Wachmann sei in Sorge gewesen, da einer seiner Freunde mittlerweile in den USA lebe und den Krieg kritisch sehe. Es sei etwa möglich gewesen, dass gegen Brizhaty ermittelt werden, falls sein Freund pro-ukrainische Inhalte auf Instagram liken würde. «Das ist einfach verrückt.»
Brizhaty soll einige Monate nach Kriegsbeginn versucht haben, den FSO zu verlassen. Ihm sei allerdings dann angedroht worden, für den Krieg an die Front geschickt zu werden. Seine Frau, die auf der Krim geboren wurde, habe allerdings eine Aufenthaltsgenehmigung in Ecuador erhalten, die dann auf ihn übertragen wurde.
Da FSO-Mitarbeiter keinen ausländischen Pass und keine Aufenthaltsgenehmigung besitzen dürfen, wurde Brizhaty entlassen, woraufhin er sich nach Südamerika absetzte.
(t-online/dsc)