International
Russland

Russland nimmt achten Terrorverdächtigen in Untersuchungshaft

Russland nimmt achten Terrorverdächtigen fest – zwei Verdächte waren vor Tat in Istanbul

Russland hat den achten Terrorverdächtigen in Untersuchungshaft genommen. Laut türkischen Sicherheitskreisen sollen sich zwei der mutmasslichen Attentäter vor der Tat noch in Istanbul aufgehalten haben
26.03.2024, 13:2726.03.2024, 15:17
Mehr «International»

Vier Tage nach dem Terroranschlag bei Moskau ist ein achter Tatverdächtiger in Untersuchungshaft gekommen.

Bei dem Mann handele es sich um einen 31 Jahre alten russischen Staatsbürger, der in der zentralasiatischen Ex-Sowjetrepublik Kirgistan geboren sei, meldete die russische Nachrichtenagentur Interfax am Dienstag unter Berufung auf das Moskauer Basmanny-Gericht. Ihm wird demnach vorgeworfen, den Terroristen vor der Tat eine Wohnung zur Verfügung gestellt zu haben.

epa11242645 People mourn and carry flowers in front of the burned Crocus City Hall concert venue following a terrorist attack in Krasnogorsk, outside Moscow, Russia, 25 March 2024. At least 137 people ...
Trauernde Menschen gedenken vor der Krokus Konzerthalle den Opfern.Bild: keystone

Vor Gericht soll der Mann allerdings abgestritten haben, dass er von den Anschlagsplänen wusste. Stattdessen habe er sie für normale Mieter gehalten.

Zwei mutmassliche Attentäter reisten von Istanbul nach Moskau

Zwei der mutmasslichen Attentäter von Moskau sind nach Angaben aus türkischen Sicherheitskreisen vor ihrem Aufenthalt in der russischen Hauptstadt in der Türkei gewesen.

Sie seien gemeinsam am 2. März von Istanbul nach Moskau gereist, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Dienstag. Sie hätten sich frei bewegen können, weil kein Haftbefehl vorgelegen habe. Die beiden hätten sich nur kurzzeitig im Land aufgehalten, man gehe daher nicht davon aus, dass sie sich in der Türkei radikalisiert haben.

Einer der mutmasslichen Attentäter sei am 20. Februar in die Türkei eingereist, der andere Verdächtige am 5. Januar, hiess es weiter. Sie hätten sich beide zu unterschiedlichen Zeitpunkten zwischenzeitlich in Hotels in Istanbul aufgehalten und seien mit demselben Flug am 2. März nach Moskau zurückgekehrt.

Die beiden Männer sitzen mittlerweile wie zwei weitere Tatverdächtige in Russland in Haft. Auf Fotos von Sonntag waren an ihren Körpern Verletzungen zu erkennen, die auf Folter durch russische Sicherheitskräfte hindeuten. Bei dem Terroranschlag in einer Konzerthalle bei Moskau waren am Freitag mehr als 130 Menschen getötet worden. Die Terrormiliz IS hatte das Attentat in mehreren Botschaften für sich reklamiert.

Ukraine wird weiter beschuldigt

Ungeachtet glaubwürdiger Bekennerschreiben islamistischer Terroristen hat der Sekretär von Russlands nationalem Sicherheitsrat, Nikolai Patruschew, die Ukraine für den Anschlag am vergangenen Freitag verantwortlich gemacht.

Auf die Frage von Journalisten, ob hinter dem Angriff auf die Konzerthalle Crocus City Hall mit mindestens 139 Toten die Terrormiliz Islamischer Staat oder die Ukraine stecke, antwortete Patruschew am Dienstag laut staatlicher Agentur Tass:

«Natürlich die Ukraine.»

Wie er zu dieser Einschätzung kommt, erklärte der 72-Jährige, der immer wieder als glühender Befürworter des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine auftritt, nicht.

Zu dem Anschlag in Moskau hat sich bereits mehrfach die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bekannt. Westliche Sicherheitsbehörden und Experten halten das auch für glaubwürdig und vermuten den IS-Ableger Islamischer Staat Provinz Khorasan (ISPK) dahinter. Trotzdem behaupten russische Vertreter seit Tagen und ohne Vorlage von Beweisen, die Ukraine könnte verwickelt sein. Kiew weist das strikt zurück.

Kremlchef Wladimir Putin trat unterdessen etwas zurückhaltender auf. Er zähle darauf, dass die russische Generalstaatsanwaltschaft alles dafür tun werde, «dass die Verbrecher eine gerechte Strafe erhalten, so wie es das russische Gesetz vorschreibt». Am Montag hatte Putin bestätigt, dass der Angriff auf die Crocus City Hall von islamistischen Terroristen ausgeführt wurde. Zugleich machte er wie schon am Wochenende deutlich, dass er eine ukrainische Spur sieht. Russland wolle wissen, «wer der Auftraggeber ist». Putin geht demnach davon aus, dass Islamisten zwar den Auftrag für den Massenmord ausgeführt haben, die Drahtzieher aber anderswo sitzen. Ein Motiv sieht er in der Ukraine, nicht beim IS.

Der russische Inlandsgeheimdienst FSB teilte unterdessen mit, er habe einen weiteren Anschlag in der Region Samara vereitelt. Dahinter habe angeblich ein Mitglied der paramilitärischen Organisation «Russischer Freiwilligenkorps» gesteckt, die aufseiten der Ukraine kämpft. Unabhängig überprüft werden konnte das zunächst nicht. (saw/sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
22 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Tokyo
26.03.2024 13:46registriert Juni 2021
natürlich beschuldigt das Regime um Kriegsverbrecher Putin die Ukraine.
Man muss das Narrativ, man sei Opfer weiterhin aufrecht erhalten und schliesslich muss Putin seinen Krieg rechtfertigen können
575
Melden
Zum Kommentar
avatar
Lessnair
26.03.2024 13:56registriert Juli 2019
Jetzt hat die Welt mehr als 2 Jahre zugeschaut. Ruzzland wird sich nicht ändern und auch nicht einsichtig werden.

Es wäre an der Zeit wie mit einer lästigen Mücke in der Nacht umzugehen: zack und weg.

Niemand ist traurig, keinen störts, die Welt ist wieder "im Gleichgewicht".
444
Melden
Zum Kommentar
avatar
Tom Scherrer (1)
26.03.2024 14:07registriert Juni 2015
Ruzzolinis werden die Nato angreifen via Baltische Staaten - innert 2 Jahren - auch von Kalingrad aus.

Sie werden danach mit Atombomben drohen und so den Westen zu Verhandlungen bez. Ukraine zwingen.

Mit Trump wird Europa einen noch schlechteren Atomschirm haben. Auch das werden die Ruzzolinis ausnutzen.

China lenkt mit Taiwan ab, Ruzzolini greifft an.

2 Jahre. Munition (Artillerie) produzieren und Atomschirm aufbauen.

Die baltischen Staaten brauchen einiges mehr Schutz und die Gewissheit, dass Europa vor Atomdrohungen nicht einknickt - geschlossen bleibt.

Jetzt geht es erst los.
354
Melden
Zum Kommentar
22
    U-Haft gegen René Benko um zwei Monate verlängert

    Das Straflandesgericht Wien hat die U-Haft gegen den Tiroler Investor René Benko um zwei weitere Monate verlängert. Das Gericht geht weiter von dringendem Tatverdacht und Tatbegehungsgefahr aus, heisst es in einer Mitteilung vom Dienstag. Die nächste Haftprüfungsverhandlung findet demnach spätestens am 7. Juli statt.

    Zur Story