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Ecuador Präsidentschaftswahlen: 35-jähriger Noboa wird neuer Präsident

Spross eines Bananen-Tycoons: 35-jähriger Noboa wird neuer Präsident in Ecuador

16.10.2023, 04:3616.10.2023, 07:28
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Presidential candidate Daniel Noboa speaks in Olon, Ecuador, after results show him ahead in a snap presidential runoff on Sunday, Oct. 15, 2023. At left is his wife Lavinia Valbonesi. (AP Photo/Marti ...
Daniel Noboa gilt als Mitte-Rechts-Politiker.Bild: keystone

Nach einem blutigen Wahlkampf haben die Ecuadorianer den bislang jüngsten Präsidenten ihres Landes gewählt. Der 35 Jahre alte Unternehmer Daniel Noboa gewann die Stichwahl am Sonntag, wie die Chefin der Wahlbehörde CNE, Diana Atamaint, am Abend (Ortszeit) mitteilte. Angesichts seines Vorsprungs von 52,29 Prozent zu 47,71 Prozent nach Auszählung von mehr als 90 Prozent der Stimmen sei das Ergebnis unumkehrbar. Noboas Gegnerin Luisa González und der amtierende Präsident Guillermo Lasso gratulierten ihm zum Sieg.

Noboa trat für das Parteibündnis Acción Democrática Nacional (Nationaldemokratische Aktion) an und gilt als Mitte-Rechts-Politiker. Er präsentierte sich im Wahlkampf als Vertreter der jüngeren Generation mit einem marktliberalen Programm für die angeschlagene Wirtschaft. Sein Vater, der Bananen-Tycoon Álvaro Noboa, hatte sich fünfmal um das Präsidentenamt beworben.

epa10920503 Ecuadorian President Guillermo Lasso gives a speech after voting in the second round of the extraordinary presidential elections in Guayaquil, Ecuador, 15 October 2023. Lasso called the pe ...
Guillermo Lasso hält nach seiner Stimmabgabe eine Rede. Bild: keystone

Noboa darf das Amt des Staats- und Regierungsches allerdings nur für rund 18 Monate ab Mitte Dezember bekleiden - bis zum Ende der für den aktuellen Präsidenten Guillermo Lasso vorgesehenen Amtszeit. Der Konservative hatte im Mai nach zwei Jahren im Amt das Parlament aufgelöst, als dieses ein Amtsenthebungsverfahren wegen Unterschlagungsvorwürfen gegen ihn in die Wege geleitet hatte. Der 68-Jährige löste damit erstmals den in der Verfassung von 2008 vorgesehenen Vorgang der «Muerte Cruzada» (etwa: gegenseitige Zerstörung) aus, womit vorgezogene Wahlen nötig wurden.

Lasso verzichtete auf eine erneute Kandidatur. Die erste Wahlrunde fand im August während eines von ihm ausgerufenen Ausnahmezustands statt. Elf Tage zuvor war der Präsidentschaftskandidat Fernando Villavicencio, der gegen die Korruption zu kämpfen versprach, nach einer Wahlkampfveranstaltung in der Hauptstadt Quito erschossen worden. Mehrere weitere Politiker wurden in diesem Jahr getötet. Die Kandidaten trugen in der Öffentlichkeit kugelsichere Westen.

Die Gewalt nahm in Ecuador in den vergangenen Jahren dramatisch zu. Die Mordrate von rund 25 Tötungsdelikten pro 100 000 Einwohner im vergangenen Jahr war die höchste in der Geschichte des Andenstaates und eine der höchsten Lateinamerikas. Vor wenigen Tagen wurden sieben Verdächtige im Fall des Mordes an Villavicencio in Gefängnissen tot aufgefunden. Banden, die Verbindungen zu mächtigen mexikanischen Kartellen haben, kämpfen um Kontrolle über die Routen des Drogenhandels. Ecuador, ein Nachbarstaat Kolumbiens mit etwa 17 Millionen Einwohnern, ist ein wichtiges Transitland für Kokain aus Südamerika, das in die USA und nach Europa geschmuggelt wird.

Die 45-jährige González wäre bei einem Sieg die erste Präsidentin Ecuadors geworden. Sie gehört zum linken Lager des Ex-Präsidenten Rafael Correa (2007-2017), der wegen Korruption verurteilt wurde und im Exil in Belgien lebt. González hatte die erste Wahlrunde mit 33,6 Prozent der Stimmen gewonnen. Bei der gleichzeitigen Parlamentswahl wurde ihre Partei, Revolución Ciudadana (Bürgerrevolution), nach vorläufigem Ergebnis mit 48 der 137 Sitze stärkste Kraft.

Noboa war im ersten Wahlgang mit rund 23,5 Prozent der Stimmen Zweiter geworden. Die Beteiligung an der Stichwahl lag laut Atamaint bei gut 82 Prozent der mehr als 13 Millionen Wahlberechtigten. (sda/dpa)

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7 Kommentare
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cille-chille
16.10.2023 07:34registriert Mai 2014
82% Wahlbeteiligung.
DAs wünschte ich mir hier auch mal.
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