Ein Facebook-User namens Wilson Edwards erhebt am 24. Juli schwere Vorwürfe an die USA: Sie würden die Untersuchung zur Herkunft des Coronavirus politisieren, um China zu diskreditieren. Weiter übe die USA massiven Druck auf die Weltgesundheitsorganisation (WHO) aus, damit diese der Labor-Theorie (wonach das Coronavirus aus einem Labor in Wuhan stamme), mehr Gewicht verleihe.
Weiter sagt er: «Forscherkollegen beklagten sich darüber, dass sie enormem Druck und sogar Einschüchterungen vonseiten der USA und bestimmter Medien ausgesetzt waren.»
Wieso ist das wichtig? Edwards behauptet von sich, Schweizer Biologe zu sein. In chinesischen Staatsmedien wurde der Facebook-Post breit zitiert, Edwards wird als namhafter Biologe beschrieben und als unabhängiger Experte inszeniert.
Edwards wird etwa von der Nachrichtenagentur Xinhua, «Global Times», «China Daily» und dem Fernsehsender CGTN zitiert.
Die Berichterstattung rund um Wilson Edwards nahm solche Ausmasse an, dass sogar die Schweizer Botschaft in Beijing darauf aufmerksam wurde. Man wurde neugierig und fragte sich: Wer ist Wilson Edwards?
Die Nachforschungen ergaben keine Ergebnisse und so wandte sich die Botschaft am Dienstag via Twitter an die Öffentlichkeit:
In einem beigefügten Dokument wird ausgeführt:
Die Botschaft fügte die Bitte an, die entsprechenden Artikel zu löschen und ein Korrigendum zu veröffentlichen.
Looking for Wilson Edwards, alleged 🇨🇭 biologist, cited in press and social media in China over the last several days. If you exist, we would like to meet you! But it is more likely that this is a fake news, and we call on the Chinese press and netizens to take down the posts. pic.twitter.com/U6ku5EGibm
— Embassy of Switzerland in Beijing (@SwissEmbChina) August 10, 2021
Daraufhin löschten CGTN, «People's Daily» und «China Daily» die Verweise auf Edwards. Und «Global Times» löschte gleich den Artikel. Ein Statement der Medien blieb jedoch aus.
Ebenfalls gelöscht wurde der Facebook-Account von Edwards.
Die Häme unter dem Tweet der Schweizer Botschaft ist derweil gross. «Hätten sie nicht zumindest einen Schweizer Namen wie ‹Hans› verwenden können?», spottet ein Twitter-User. Andere wunderten sich darüber, wieso es schon wieder die Schweiz trifft. Im Mai stellte «China Daily» Brienz als chinesisches Bergdorf vor.
Zur Causa Edwards witzelt ein Twitter-User: «Es ist nicht das erste Mal, dass ‹China Daily› so was abgezogen hat. Aber es ist das erste Mal, dass jemand es ernst genommen hat.»