International
Schweiz

Wallis versagt bei Rudel-Regulation – die Sonntagsnews

SBB will Bodycams für die Sicherheit, VBS will Hamas-Verbot entschärfen – die Sonntagsnews

Skyguide in der Krise, mehr Ausschaffungs-Sonderflüge und die gescheiterte Wolfsregulierung: Das und mehr findet sich in den Sonntagszeitungen.
24.03.2024, 06:5324.03.2024, 11:14
Mehr «International»

Not in der Pflege noch grösser als während Corona

Dreieinhalb Jahre nach Annahme der Pflegeinitiative ist der Fachkräftemangel in der Branche grösser denn je. So paradox es klingen mag: Die Arbeitsbelastung und der psychische Druck sind nach der Pandemie nochmals gestiegen. Nun reagiert der Bundesrat. Wie die «NZZ am Sonntag» schreibt, wartet er bei der Umsetzung der Initiative mit einem brisanten Vorschlag auf. «Vermutlich wird der Bundesrat im neuen Gesetz eine Spannbreite festlegen, innerhalb deren sich die Wochenarbeitszeit bewegen muss», sagte eine mit dem Dossier vertraute Person. Konkret könnte dies bedeuten, dass Pflegefachpersonen nur noch 38 Stunden arbeiten pro Woche, aber weiterhin einen Lohn für 40 Stunden bekämen. Ein Novum für die Schweiz.

Grosse Probleme bei Flugsicherung Skyguide

Skyguide, der Schweizer Flugsicherungsdienst, steht vor grossen Herausforderungen: Technische Ausfälle, wirtschaftlicher Druck und Personalmangel haben zu einer Serie von Pannen geführt, die das Vertrauen in den Betrieb erschüttern. In einem internen Schreiben, das «SonntagsBlick» vorliegt, schlägt Chief Technology Officer Klaus Meier Alarm: «Wir befinden uns in einer Krise», schrieb dieser am 8. März an die rund 1500 Angestellten. Er beschreibt die derzeitige Situation als einen «perfect storm» aus technischen Problemen, negativer Medienberichterstattung und Diskussionen mit der Aufsichtsbehörde, dem Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl).

Schweiz schaffte 2023 viel mehr Leute aus

Die Schweiz hat im vergangenen Jahr deutlich mehr Personen mit Sonderflügen ausser Landes gebracht. Insgesamt gab es 49 Flüge mit 339 abgewiesenen Asylsuchenden, wie das Staatssekretariat für Migration (SEM) gegenüber der «SonntagsZeitung» angab. Das sind fast dreimal mehr Leute als im Vorjahr, als 28 Missionen mit 124 Personen stattfanden. Fast wurde der Rekord von 345 Ausschaffungen per Sonderflug aus dem Jahr 2016 gebrochen. Asylsuchende mit negativem Entscheid haben die Möglichkeit, freiwillig die Schweiz zu verlassen. Ihnen wird eine Rückkehrhilfe von mindestens 1000 Franken angeboten. Wenn sich die Leute dagegen entscheiden und auch nicht mit einem Linienflug ausreisen wollen, kommt als Ultima Ratio ein Sonderflug zum Einsatz.

Schweizer Geheimdienst steckt in der Krise – und investiert

Der Nachrichtendienst des Bundes (NDB) investiert rund zwei Millionen Franken in externe Management-, Teambuilding- und Diversitäts-Berater, wie Recherchen der «NZZ am Sonntag» zeigen. Mit der Hilfe von aussen will der Dienst eine tiefe interne Krise bewältigen. Der Grossteil des Geldes geht an eine Personal-Beratungsfirma aus Olten. Das Verteidigungsdepartement hat letzte Woche auf der Beschaffungsplattform des Bundes einen Auftrag an das Unternehmen dot consulting AG mit Kostendach von rund 1,7 Millionen Franken publiziert. Die Firma ist schon seit 2020 hinter den Kulissen für den NDB tätig und erhielt bereits letztes Jahr einen Auftrag über eine Viertelmillion Franken. Auch das Genfer Zentrum für Sicherheitspolitik (GCSP) erhielt einen Auftrag zur Veranstaltung von Diversitäts- und Inklusions-Kursen für NDB-Mitarbeiter.

Massive Wartezeiten für ADHS-Abklärungen

In der Schweiz müssen Betroffene aufgrund einer Rekordnachfrage bis zu einem Jahr auf eine ADHS-Abklärung warten, wie eine Umfrage des «SonntagsBlicks» zeigt. Einige Praxen haben wegen Überlastung gar einen Aufnahmestopp verhängt. Einzelne reagieren mit Online-Gesprächsgruppen oder Selbsthilfegruppen, um die Wartezeiten zu überbrücken. Susanne Walitza von der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich stellt fest, dass in den letzten Jahren vermehrt Vorschulkinder zur Abklärung kommen. Auffällig ist auch, dass deutlich mehr Studierende bei sich ein ADHS vermuten. Während der Corona-Pandemie stieg die Anzahl der Personen, die ADHS-Medikamente wie Ritalin erhalten, von 60'000 im Jahr 2019 auf geschätzte 92'000 im Jahr 2023, wie eine Auswertung der Helsana im Auftrag der Zeitung ergab.

VBS will Hamas-Verbot entschärfen

Das Verteidigungsdepartement VBS von Bundespräsidentin Viola Amherd setzte sich nachdrücklich und mit Erfolg für eine Entschärfung des Hamas-Verbots ein. Dies geht aus bisher unveröffentlichten Dokumenten hervor, die die «NZZ am Sonntag» gestützt auf das Öffentlichkeitsgesetz einsehen konnte. Die erste Fassung des Verbots sah vor, nicht nur die Hamas, sondern auch «Organisationen und Gruppierungen, die in Führung, Zielsetzung und Mitteln mit der Hamas übereinstimmen» zu verbieten. Dagegen wehrte sich das VBS in der Ämterkonsultation: Damit würde sich die Schweiz «klar als Israel-freundlich und Iran-feindlich positionieren». Tatsächlich wurde das Gesetz in der Folge abgeschwächt. So soll der Bundesrat künftig von Fall zu Fall entscheiden, ob er eine mit den Zielen der Hamas übereinstimmende Organisation ebenfalls verbieten will.

Wallis hat bei Rudel-Regulation wohl versagt

27 Wölfe wurden allein im Kanton Wallis geschossen. Das Ziel war, ganze Rudel zu eliminieren. Jüngste Beobachtungen zeigen laut «SonntagsZeitung», dass dies wohl nicht gelungen ist. Auf der Präsenzkarte des Kantons ist ersichtlich, dass in den vergangenen Wochen wiederholt und an verschiedenen Orten im Einzugsgebiet der Rudel Augstbord und Hérens Wölfe gesichtet wurden, darunter auch erwachsene Leittiere. Im Frühjahr könnte es deshalb wieder Nachwuchs geben. «Die Beobachtungen deuten darauf hin, dass im Wallis kein einziges Rudel vollständig entnommen werden konnte», sagte David Gerke von der Gruppe Wolf Schweiz. Die Daten zeigten für ihn auch, wie anpassungsfähig der Wolf sei.

Schweizer Stahlfirma kurz vor Konkurs – Spuhler will aussteigen

Der grösste Schweizer Stahlkocher, Swiss Steel, steht kurz vor der Insolvenz. Darum braucht die Firma dringend frisches Kapital. Wer frisches Geld einschiesst, war bisher unklar. Amag-Besitzer Martin Haefner hat zugesichert, dass er schlimmstenfalls alleine Swiss Steel retten will. Peter Spuhler, der 20 Prozent der Aktien hält, will sich hingegen vom Stahlkocher verabschieden. Spuhler teilte gegenüber der «SonntagsZeitung» mit, dass er «bei Swiss Steel bei der Kapitalerhöhung nicht mitmachen will, weil die geforderten Bedingungen weder von Haefner noch vom Verwaltungsrat erfüllt worden sind». Er bleibe bis auf Weiteres Aktionär, suche aber «den geordneten Ausstieg aus Swiss Steel».

SBB-Polizei soll Bodycams erhalten

Bis Ende Juni soll die Transportpolizei der SBB mit Bodycams ausgerüstet sein. Dies liess Michael Perler, der Kommandant des Korps, intern verlauten, wie «SonntagsBlick» schreibt. Was schon jahrelang geplant ist, soll nun nach der Klärung von Fragen zum Datenschutz und zur Integration des neuen Systems in die IT der SBB in den nächsten Monaten umgesetzt werden. SBB-Sprecher Reto Schärli will sich nicht auf einen Termin für die Einführung der Bodycams festlegen. Er hält aber fest, die Kameras seien ein Element der Sicherheitsstrategie der SBB. Ausgebildete Bahnpolizisten sollten damit ausgerüstet werden. «Bodycams können der Deeskalation von Konflikten dienen und so zur Sicherheit im öffentlichen Verkehr beitragen», so Schärli.

Sabbatical ist in der Schweiz im Trend

Das Sabbatical ist laut Gudrun Sander, Professorin für Betriebswirtschaftslehre an der Universität St. Gallen, in der Schweiz auf dem Vormarsch. «Immer mehr Unternehmen erlauben ihren Angestellten, nach einigen Jahren eine solche Auszeit zu nehmen», sagte die Expertin für flexible Arbeit zu «Le Matin Dimanche» und betonte, dass dieser Trend auf den Dienstleistungssektor beschränkt bleibe. «In der Produktion werden solche Lösungen in der Regel nicht angeboten.» Die Vorstellung, in einem Unternehmen Karriere zu machen, nicht mehr so attraktiv, sagte Marc Benninger, Chefredakteur der Zeitschrift HR Today. Ein Leben neben der Arbeit sei gefragter, was Unternehmen dazu veranlasse, die Arbeitsbedingungen anzupassen. (con/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
54 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Dogbone
24.03.2024 07:25registriert August 2014
Die Zahlen zeigen vor allem, dass man im Wallis völlig planlos auf Wölfe schiesst. Zudem sagt die Wissenschaft schon sehr lange, dass das nicht funktioniert. Die maximale Dichte wäre sowieso bald erreicht gewesen und man hätte sich darauf einstellen und die Massnahmen zu Schutz von Herdentieren auf diese Gegebenheit anpassen können. Alles würde sich einfach regulieren wie das an anderen Orten auf der Welt auch der Fall ist.
Beim Rösti müsste man meinen, dass er so etwas verstehen kann aber als widerlicher Lobbyist will er das offenbar gar nicht.
909
Melden
Zum Kommentar
avatar
Glücklich
24.03.2024 07:12registriert August 2022
‚Not in der Pflege noch grösser als während Corona‘ - ‚38 Stunden arbeiten pro Woche, aber weiterhin einen Lohn für 40 Stunden bekämen‘

Ich bezweifle, dass diese 2 Stunden weniger irgendetwas an dem Mangel an Pflegekräften ändern wird.

Viel eher sollte man den Betroffenen zuhören und dann entsprechende Massnahmen ergreifen.
621
Melden
Zum Kommentar
avatar
Mad Heidi
24.03.2024 08:33registriert März 2019
Walliser Wölfe: Hm, ob im Wallis jetzt wohl irgendjemand erkennt, dass an der Wissenschaft wohl doch etwas dran ist? Die schon immer sagte, dass die Abschüsse kontraproduktiv sind, weil die Selbstregulation der Natur verhindert wird? Und dass jetzt in viel grösserem Mass einzelne Wölfe unterwegs sind, die alle potenziell eigene Rudel gründen könnten? Ich befürchte, wohl eher nicht. 🤷🏻‍♂️
576
Melden
Zum Kommentar
54
    20-jähriger Schweizer bei Skiunfall in Tirol schwer verletzt

    Bei Skiunfällen in der österreichischen Ferienregion Tirol sind mindestens drei Skifahrer schwer verletzt worden, darunter ein 20-jähriger Schweizer. Er war in Fiss im Tiroler Oberland am Samstag auf einer roten Piste mit einem 64-Jährigen frontal zusammen gestossen. Beide stürzten.

    Zur Story