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In Wildbahn ausgestorbener Vogel legt nach fast 40 Jahren wieder Eier

Ein männlicher Zimtkopfliest.
Ein männlicher Zimtkopfliest. bild: Valerie Everett from Oak Ridge

In Wildbahn ausgestorbener Vogel legt nach fast 40 Jahren wieder Eier in Wildnis

Ein farbenfroher Vogel galt als ausgestorben. Doch auf einer kleinen Pazifikinsel passiert gerade etwas, das Artenschützer Tränen in die Augen treibt – und das erste Mal seit fast 40 Jahren Hoffnung gibt.
23.04.2025, 14:5023.04.2025, 16:20
Sven Fröhlich / watson.de
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Gerade einmal 29 Zimtkopflieste gab es noch im Jahr 1988, die letzten ihrer Art. In freier Wildbahn war er für ausgestorben erklärt worden, Grund dafür war die Braune Nachtbaumnatter. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie über die Luftfracht aus Neuguinea auf die Pazifikinsel Guam eingeführt, der natürlichen Heimat der Zimtkopflieste.

Einmal angekommen frass sich die Nachtbaumnatter durch die ansässige Tierwelt, mehrere Vogelarten starben aus. Dem Zimtkopfliest, wegen seiner Herkunft auch Guam-Eisvogel oder Sihek genannt, stand dasselbe Schicksal bevor. Bis die handgezählten verbliebenen Exemplare in menschliche Obhut übergingen.

Zimtkopflieste wurden auf Palmyra-Atoll ausgesetzt

Die letzten Zimtkopflieste wurden anschliessend im Sedgwick County Zoo im US-amerikanischen Kansas per Hand grossgezogen, mittlerweile leben rund 150 der Eisvögel in Zuchtanlagen.

Im September vergangenen Jahres hat ein Team des «Sihek Recovery Program» neun dieser farbenfrohen kleinen Vögel – vier Weibchen und fünf Männchen – auf dem Palmyra-Atoll im Pazifik frei gelassen, rund 6000 Kilometer von ihrer eigentlichen Heimat entfernt. Dabei handelt es sich um ein privates Naturschutzgebiet, in dem keine invasiven Arten eine Gefahr für die Vögel darstellen können.

Nun hat der bedrohte Sihek auf seiner neuen Heimatinsel Eier gelegt – seit fast 40 Jahren das erste Mal in freier Wildbahn.

Noch mehr Zimtkopflieste sollen angesiedelt werden

Charlotte James, eine der Vogelpflegerinnen des Londoner Zoos, die in den Sedgwick County Zoo gereist war, um die freigelassenen Vögel von Hand aufzuziehen, sagte: «Nach vielen langen Tagen im letzten Jahr, in denen wir uns um diese Vögel gekümmert haben, als sie noch winzige Eier und Küken waren, ist es so erfüllend zu sehen, wie sie sich auf den Weg machen, ihre eigenen Küken in den Wäldern des Palmyra-Atolls aufzuziehen.»

Es sei schwer, sich nicht wie stolze Eltern zu fühlen, wenn man sehe, wie sie da draussen gedeihen und Geschichte schreiben. Es sei eine Ehre, Teil der laufenden Mission zu sein, den Sihek vom Rande des Aussterbens zurückzuholen.

Die Vögel haben sich in ihrer neuen Heimat schnell angepasst, lernen zu jagen und sich zu orientieren. Acht der neun Vögel haben sich gepaart, alle vier Paare haben Nester gebaut und drei Paare haben auch Eier gelegt.

Kayla Baker, die leitende Vogelschutzspezialistin der Naturschutzorganisatoin TNC, meinte, dass die Entdeckung der Eier «uns allen zu Tränen gerührt hat». Der Vorsitzende des Sihek-Wiederaufbauprogramms John Ewens sprach von einem «bemerkenswerten Meilenstein».

Im Sommer 2025 sollen dann weitere Zimtkopflieste nach Palmyra gebracht werden. In teilnehmenden Zoos läuft derzeit die Brutzeit. Das langfristige Ziel: Der Aufbau von zehn Brutpaaren auf der Insel – als Ausgangspunkt für eine dauerhafte, frei lebende Sihek-Population.

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26 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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uhl
23.04.2025 15:59registriert Februar 2019
So schön!
Aber der arme neunte Vogel, der keinen Partner/keine Partnerin gefunden hat auf der Insel tut mir echt leid!
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