Die heftigen Kämpfe an mehreren Frontabschnitten in der Ukraine halten an: Britischen Geheimdienstexperten zufolge behält die ukrainische Armee dabei in den meisten Gebieten die Initiative. Die russischen Truppen seien wahrscheinlich angewiesen, so bald wie möglich zum Angriff überzugehen.
Russische Militärkorrespondenten und Kriegsblogger berichten ebenfalls von schweren Attacken, vor allem in der Region Saporischschja. So schreibt der Telegramkanal «Sladkov+»: «Die Offensive hat begonnen. (...) Ich wünsche den Männern in den Schützengräben Standhaftigkeit. Wir schlafen nicht.» Die russische Armee habe den Vorteil, dass viele Generäle, Offiziere und Kämpfer erfahren seien. «Beim Feind sind zwar neue Kräfte im Anmarsch, aber vielen von ihnen haben noch nicht das echte Feuer gespürt», heisst es in einem Beitrag. «Nach einem oder zwei Tagen machen Schlaf und Müdigkeit einen sofort fertig, da hilft auch keine Willenskraft mehr.»
«Sladkov+» ergänzt: «Wir treffen alles, was sich unseren Grenzen nähert.» Es gebe keine Durchbrüche, die Stimmung sei kämpferisch, es gebe genug Granaten, die Flugzeuge funktionierten. «Alles läuft nach unserem Plan», ist sich der Blogger mit mehr als einer Million Followern sicher. Er berichtet aber auch von ukrainischen Panzern, die sich näherten. «Der Feind rückt in Wellen vor», heisst es in einem Beitrag von Donnerstagmorgen. Die Angaben liessen sich nicht unabhängig prüfen.
Auch auf dem Telegramkanal «Zapiski Veterana» gibt es Berichte über die ukrainischen Angriffe: «Ich denke, wir können jetzt über den Beginn der lange angekündigten ukrainischen Offensive sprechen. Eine solche Bewegung an der Front hat es schon lange nicht gegeben.» Weiter schreibt der Kriegsblogger an die russische Armee gerichtet: «Los geht's, viel Glück für alle!»
Die Militärkorrespondenten auf dem Telegramkanal «Operazija Z» bekräftigen die Aussagen: «Der Feind rückt an der Saporischschja-Front vor», heisst es in einem Beitrag am Donnerstagvormittag. Die ukrainische Armee rücke mit Panzern vor, darunter auch mit deutschen Leopard-Panzern. Dazu posteten die Blogger angebliche Aufnahmen von der Front. Die Fotos seien eine Bestätigung dafür, dass der Feind Nato-Panzer einsetze.
Es habe stundenlang Angriffe mit Granaten und Artillerie auf die russischen Stellungen gegeben. Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin sagte in einem Video, das auf dem Telegramkanal veröffentlicht wurde, ebenfalls, dass die Ukraine mit ihrer Gegenoffensive begonnen habe. «Wie Russland damit umgehen wird, werden wir in naher Zukunft sehen.»
Am Mittwoch hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj «Welt», «Bild» und «Politico» gesagt: «Sie werden es spüren», wenn die Offensive beginne. «Wenn sie es sehen und spüren, dann werden sie verstanden haben, dass es begonnen hat.»
Die ukrainische Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar schrieb am Mittwoch auf Telegram: «In Richtung Bachmut sind unsere Truppen von der Verteidigung in die Offensive übergegangen.» Seit Dienstag seien die eigenen Truppen in der ostukrainischen Region Donezk an verschiedenen Stellen zwischen 200 und 1'100 Metern vorgerückt. Das russische Verteidigungsministerium bestätigte zwar acht ukrainische Angriffsversuche bei Bachmut, erklärte aber, alle abgewehrt zu haben. Die Angaben beider Kriegsparteien lassen sich oft nicht unabhängig überprüfen.
(t-online, lw)
Wenn man sich den Kriegsverlauf der Russen anguckt, würde ich das nicht wirklich als Vorteil betrachten.
Wenn das dasselbe "nach Plan laufen" ist wie es bei den Russen schon seit 16 Monaten "nach Plan läuft", dann freue ich mich auf eine erfolgreiche ukrainische Offensive.