Nach Erkenntnissen des ukrainischen Verteidigungsministeriums will Russland bereits Anfang des kommenden Jahres mit einer Grossoffensive auch am Boden wieder angreifen. Der ukrainische Verteidigungsminister Oleksij Resnikow sagte dem britischen «The Guardian», dass er mit heftigen Angriffen im Februar rechne. Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte vor kurzem gegenüber dem «Economist» sogar den Januar als möglichen Zeitpunkt für russische Verstösse genannt.
Resnikow geht davon aus, dass die Hälfte der neuerlich rekrutierten russischen Soldaten – etwa 150.000 – derzeit ausgebildet werden. Da ein Training etwa drei Monate dauere und die Rekrutierung im Oktober begonnen hatte, schliesst Resnikow auf den kommenden Februar. «Die russische Mobilisierung hat funktioniert», hatte auch der ukrainische Oberkommandierende General Walerij Saluschnyj der britischen Wochenzeitung «Economist» bestätigt. «Sie werden zu 100 Prozent vorbereitet.» Er fügte hinzu, dass ein neuer grosser russischer Angriff «im Februar, bestenfalls im März und schlimmstenfalls Ende Januar» erfolgen könnte.
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— Julian Röpcke🇺🇦 (@JulianRoepcke) December 15, 2022
At the price of total destruction of the city, the Russian invasion army is (very slowly) further advancing in #Mariinka.https://t.co/i0YZhvesoc pic.twitter.com/6on6cPICmv
«Die Russen stellen neue Truppen von rund 200.000 Soldaten auf. Ich habe keinen Zweifel daran, dass sie nochmal versuchen werden, Kiew zu erobern», sagte Saluschny weiter. Deswegen sei es «eine sehr wichtige strategische Aufgabe», Reserven bereitzuhalten und sich auf den Krieg vorzubereiten – der im Februar oder bestenfalls im März stattfinden könnte, «schlimmstenfalls schon Ende Januar».
Bei ihrem Angriff auf die Ukraine Ende Februar hatten die russischen Truppen darauf abgezielt, die Hauptstadt Kiew schnell zu erobern. Sie wurden jedoch einige Dutzend Kilometer vor der Stadt aufgehalten und mussten sich Ende März aus der Region zurückziehen. Zuletzt konzentrierten sich die Kämpfe vor allem auf den Osten und den Süden der Ukraine.
Laut Saluschny wird das aber nicht so bleiben. Die Russen würden auch deswegen seit Oktober die ukrainische Energie-Infrastruktur bombardieren, weil «sie Zeit brauchen, Ressourcen aufzubauen» für eine grossangelegte Offensive in den kommenden Monaten.
Er wisse, dass er «diesen Feind schlagen» könne, versicherte Saluschny, «aber ich brauche Ressourcen». Die ukrainische Armee habe «alle Berechnungen angestellt – wie viele Panzer, Artillerie wir brauchen, und so weiter», sagte er und führte aus: «Ich brauche 300 Panzer, 600 bis 700 Schützenpanzer, 500 Haubitzen.»
This is the "surovikin line", the occupiers’ vain hope to deter the offensive of the #UAarmy.
— Defense of Ukraine (@DefenceU) December 15, 2022
Just as the Egyptian pyramids were the burial chambers for the pharaohs, the russian pyramids will soon become tombstones for the terrorist state. pic.twitter.com/y9zZSP6pok
Die USA weiten derweil ihre Ausbildungsprogramme für ukrainische Soldaten aus. Die bislang auf den Gebrauch von Waffen ausgerichtete Ausbildung werde durch Manöver ergänzt, kündigte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Pat Ryder, am Donnerstag in Washington an. Die Ausbildung umfasse künftig jeden Monat Einheiten für 400 ukrainische Soldaten, auch als Ergänzung von Programmen der EU und Grossbritanniens.
Dass die Offensive auch aus Belarus kommt, halten britische Geheimdienste für unwahrscheinlich. Zwar habe Moskau in Belarus kürzlich weitere Reservisten stationiert und das Land selbst habe vor wenigen Tagen die Kampfbereitschaft seiner Streitkräfte inspiziert, hiess es am Donnerstag im täglichen Kurzbericht des britischen Verteidigungsministeriums. Dennoch sei aktuell nicht anzunehmen, dass die belarussischen Truppen und russischen Einheiten eine Streitmacht bilden könnten, die in der Lage wäre, einen erfolgreichen Angriff auf den Norden der Ukraine durchzuführen Belarus unterstützt Russlands Krieg gegen die Ukraine – etwa, indem es den Abschuss russischer Raketen von seinem Staatsgebiet aus zulässt.
Die Ukraine hatte bereits eine Gegenoffensive angekündigt, wenn der Boden gefroren ist. Erst dann können Panzer und anderer schwere Militärfahrzeuge vorankommen und bleiben nicht im Schlamm stecken. Experten rechnen damit, dass die strategisch wichtige Stadt Melitopol zurückerobert werden soll. Hier hatte es vor wenigen Tagen bereits ukrainische Raketenangriffe gegeben.
NATO-Truppen unter russischem Feuer in der Ukraine könnten lokal so heftig zurückschlagen dass den Russen nur der Rückzug bleibt.