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Ukraine: Deutsche Panzerhaubitzen fallen wegen fehlender Ersatzteile aus

FILE - German soldiers load tank howitzers 2000 for transport to Lithuania at the Bundeswehr army base in Munster, northern Germany, Monday, Feb. 14, 2022. Germany's defense minister confirmed Fr ...
Panzerhaubitze 2000 der Bundeswehr (Archivbild): Das deutsche Verteidigungsministerium hat die Lieferung von Ersatzteilen versäumt.Bild: keystone

Deutsche Panzerhaubitzen fallen wegen fehlender Ersatzteile aus – das steckt dahinter

Die selbstfahrenden gepanzerten Artilleriegeschütze könnten die Ukraine im Krieg gegen Russland entscheidend unterstützen. Doch immer mehr Systeme fallen aus – und die Reparatur gestaltet sich schwierig.
19.11.2022, 18:3019.11.2022, 18:36
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Ein Artikel von
t-online

Planungsfehler bei der Ersatzteilbestellung gefährden zunehmend die Einsatzbereitschaft der deutschen Panzerhaubitzen in der Ukraine. Nach der Lieferung von insgesamt 14 Panzerhaubitzen 2000 versäumte das deutsche Verteidigungsministerium offenbar, rechtzeitig Ersatzteilpakete zu ordern, um die Waffensysteme regelmässig instand zu setzen. Das berichtete das Nachrichtenmagazin «Spiegel».

Die Haubitzen seien täglich im Einsatz. Die ukrainischen Streitkräfte sollen mit ihnen bis zu 300 Granaten am Tag abschiessen und die Systeme sollen sich dabei entsprechend abnutzen, heisst es in dem Bericht.

Wo ist das Problem?

Der Grossteil der gelieferten Artilleriesysteme sei durch den intensiven Einsatz an der Front in der Ostukraine reparaturbedürftig. Demnach seien schon sechs der Waffensysteme nach Litauen zur Wartung gebracht worden.

Dort fehlten aber Teile, offenbar wurde eine der Haubitzen deshalb bereits ausgeschlachtet und fehlt der Ukraine bei der Verteidigung. Das Problem könnte noch grösser werden: Das Beschaffungsamt der Bundeswehr habe für die Mars-II-Raketenwerfer ebenfalls Ersatzteilbestellungen angemahnt – entsprechende Anweisungen des zuständigen Sonderstabs Ukraine seien jedoch nicht erfolgt, so der «Spiegel».

Schon im Juli, einen Monat nach der Lieferung der deutschen Haubitzen in die Ukraine, hatte es Berichte über deutliche Verschleisserscheinungen bei den Systemen gegeben. Damals hatte die Bundeswehr zugesagt, schnell weitere Ersatzteilpakete zur Behebung der Probleme in das angegriffene Land zu schicken.

Folgen für Reparaturstützpunkt in der Slowakei?

Der Ersatzteilmangel könnte ausserdem Auswirkungen auf den Instandsetzung-Knotenpunkt haben, den Deutschland bis Mitte Dezember in der Slowakei errichten will. Dabei hatte Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) am Dienstag gesagt: «Das kann sofort losgehen. Die Vereinbarung ist getroffen.»

epa10262495 German Minister of Defense Christine Lambrecht (L) presides over a military drill during her visit at the German Special Forces Command (KSK) in Calw, Germany, 24 October 2022. Lambrecht a ...
Die deutsche Verteidigungsministerin Christine Lambrecht mit einem deutschen Elitesoldaten.Bild: keystone

Es sei wichtig, dass all das, was geliefert worden sei, auch nach dem Kampf wieder instand gesetzt werden könne. Konkret gehe es etwa um die Panzerhaubitze 2000 oder Mehrfachraketenwerfer, so Lambrecht.

Die Stärken des Systems im Überblick

  • Aktuell ist die Panzerhaubitze 2000 die stärkste Artilleriewaffe der Bundeswehr und kann Granaten über eine Entfernung von bis zu 40 Kilometern verschiessen.
  • Laut Bundeswehr soll die Präzision des Artilleriegeschützes sehr hoch sein.
  • Ihre Stärke ist aber vor allem ihre Flexibilität, denn mit einer Höchstgeschwindigkeit von bis zu 60 Kilometern pro Stunde kann sie schnell auf Veränderungen der Frontlinie reagieren und ist damit sogar schnell genug, um mit Panzerverbänden mitzuhalten.
  • Die Panzerhaubitze 2000 ist in der Lage, bis zu fünf Geschosse auf unterschiedlich steile Flugbahnen zu schicken, sodass sie gleichzeitig im Ziel eintreffen.
  • Zur Selbstverteidigung gegen gegnerische Panzer kann sie ausserdem im direkten Richten wie ein Kampfpanzer mit horizontalem Rohr schiessen.
«Der Mangel an Ersatzteilen kommt nicht überraschend. Das Beschaffungsamt der Bundeswehr hatte schon im Spätsommer im Ministerium erfolglos angemahnt, umfangreiche Ersatzteilpakete für die Haubitzen und die Mehrfach­raketenwerfer Mars II zu be­stellen, da das Spezialmaterial lange Lieferzeiten habe. Bisher aber kam vom sogenannten Sonderstab Ukraine keine entsprechende Weisung.»
quelle: spiegel.de

Quellen

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250 Haubitzen[/strong] wie diese hier vom Typ M777 zusammen mit [strong]950'000 Artillerie-Schüssen.
quelle: keystone / evgeniy maloletka
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61 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Minotauro
19.11.2022 19:26registriert August 2022
Eigentlich bitter, dass eines der militärstärksten Nato-Länder die Wartung von 14 Artilleriepanzern nicht gewährleisten kann.
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Cmdr_Zod
19.11.2022 20:19registriert Januar 2021
Was im Artikel leider nicht beantwortet wurde, ist die Frage "Wieso wurde nicht bestellt?". Faxpapier alle? Versandskatalog nicht gefunden? Oder doch ganz banal das Passwort vergessen?
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Maila
19.11.2022 20:09registriert März 2020
Erstaunt ja nicht wirklich, wenn man an die Einschätzungen der Deutschen zum Kriegsverlauf denkt.

Wäre eine Frage für die Diskussionen bei Lanz 😜
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